Bliedersdorfer steht mit Eisbar auf dem Münchner Oktoberfest

Vom Tischlermeister zum Schausteller: Christian Seitz auf dem Oktoberfest mit seiner Eisbar. Foto Seitz
Etwas, das für Norddeutsche ohne Verbindungen fast unmöglich ist, hat Christian Seitz geschafft: Der Bliedersdorfer steht im zweiten Jahr auf dem Münchner Oktoberfest mit seiner historischen Eisbar und hat alle Hände voll zu tun.
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Wer aktuell mit dem Bliedersdorfer Tischler sprechen will, muss gegen 22 Uhr anrufen – und Glück haben, dass er ihn in einem richtigen Moment erwischt.
„Ich hatte ein gutes Konzept“, sagt Christian Seitz über die Aufnahme in den inneren Kreis des Münchner Oktoberfestes. Er steht mit seiner Eisbar aus den 1950er Jahren auf der „Oidn Wiesn“, wo es nur historische Fahrgeschäfte und Buden gibt. Als Tischlermeister ist der Bliedersdorfer Experte für die Restauration von historischen Wagen und Fahrgeschäften. Er vermietet beispielsweise auch ein historisches Karussell.
Die Eisbar hat er aus Nürnberg von der Familie Ströbel im Jahr 2013 erworben, die selbst als Schausteller mit ihr unterwegs war. Bis dahin fristete sie ein unbeachtetes Dasein in einem sogenannten Packwagen, einem alten Schaustellerwagen. Zwei Jahre lang hat Christian Seitz das Schmuckstück restauriert und wieder zum Leben erweckt.
Harte Arbeit sei das gewesen, wie er sich erinnert. Viel musste improviesiert werden. „Manchmal bin ich nachts aufgestanden, weil ich wieder eine Idee hatte.“ Auf die Wiesn kam er durch einen Freund, der ihm sagte, dass Eis auf der „Oidn Wiesn“ noch fehle. „Zur Marktanalyse bin ich auf das Oktoberfest gefahren“, sagt er. Dem Zufall wollte er seine Aufnahme nicht überlassen. Sogar sein Spülmittel auf Zitronenbasis und jede kleinste Schraube ist historisch. Seine Crepes beruhen auf einem alten Rezept von 1907, sein Softeis ist selbstgemacht. Seit diesem Jahr gibt es auch Filterkaffee zu kaufen.
Doch der Handwerker bleibt bei seinem Gewerk. Einmal im Jahr als Schausteller auf der Wiesn zu sein, das sei für ihn in Ordnung, ansonsten wolle er seine Tischlerei Seitz nicht an den Nagel hängen. „Die Schausteller kämpfen mit harten Bandagen“, verrät Seitz. „Ich tue zum Glück mit meinem Eis niemanden weh“, sagt er. Wenn der 40-Jährige von der Wiesn spricht, beginnt er zu schwärmen. „Diese Dimensionen, die Menschenmassen und das Flair“, versucht der Bliedersdorfer seine Begeisterung in Worte zu fassen. Die Qualität an den Ständen sei zudem herausragend. „Die Hendl werden nur für das Oktoberfest gezüchtet“, sagt er. Die Oktoberfeste im Norden seien schön und gut, „aber kopieren kann das hier keiner.“