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Braunes Trinkwasser aus der Leitung

Ingeborg Koch zeigt die Ablagerungen, die im Wasserfilter wenige Tage nach dem Durchspülen wieder sichtbar sind. Fotos Richter

Ingeborg Koch zeigt die Ablagerungen, die im Wasserfilter wenige Tage nach dem Durchspülen wieder sichtbar sind. Fotos Richter

Bei Ingeborg und Ingo Koch in Hove kommt seit Jahren immer wieder unappetitlich braun gefärbtes Wasser aus der Trinkwasserleitung. Das TAGEBLATT hat beim Trinkwasserverband nachgefragt, woher das Problem kommt und was sich dagegen tun lässt.

Von Anping Richter Samstag, 03.06.2017, 12:00 Uhr

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Eigentlich sollte Trinkwasser nicht nur gesundheitlich unbedenklich, sondern auch farblos, geruchlos und geschmacklich einwandfrei sein. So steht es jedenfalls in der DIN-2000-Norm. Das Wasser, das in den vergangenen Jahren bei Ingeborg und Ingo Koch aus den Hähnen kam, erfüllte diese Ansprüche nicht: Oft war es trübe, manchmal sogar tiefbraun verfärbt.

Nachbarn berichteten ähnliches. Sogar weiße Wäsche wurde schon beim Waschen verfärbt; das Problem war bereits Gegenstand einer Anfrage des Bürgervereins im Jorker Bauausschuss.

„Wir haben das auch zwei Mal beim Trinkwasserverband gemeldet, aber es hat sich nichts geändert“, berichtet Ingo Koch. Gesundheitlich sei das Wasser völlig unbedenklich, hieß es. Kochs fanden das braune Wasser aber unappetitlich und ließen für 1700 Euro eine Filteranlage einbauen. Schon nach wenigen Tagen zeigte auch der Filter dunkelbraune, kaffeesatzartige Ablagerungen. „Wir müssen den alle paar Tage spülen“, berichtet Ingeborg Koch. Wieder wandte sich das Ehepaar an den Trinkwasserverband Stader Land, der einen Techniker schickte, um den Hausanschluss zu spülen. Das war Anfang Mai. Nur eine Woche nach der Spülung zeigte der Filter wieder das gleiche Bild: nahezu schwarz.

Wie Fred Carl, der Geschäftsführer des Trinkwasserverbands Stader Land, auf TAGEBLATT-Nachfrage erläutert, gibt es für die Braunfärbung des Wassers eine einfache Erklärung: „Das ist Mangan, ganz klar.“ Das Problem gebe es nicht nur in Jork oder im Einzugsgebiet des Trinkwasserverbands Stader Land, sondern bei allen Wasserversorgern in Gebieten, wo das Grundwasser Eisen und Mangan enthalte. Heutzutage werde das Wasser belüftet, um das Mangan dann herausfiltern zu können. Früher sei es aber nicht so aufbereitet worden, weshalb in den Rohrleitungen Manganablagerungen seien, die herausgespült werden. Das geschehe besonders oft dann, wenn sich die Fließgeschwindigkeit in der Leitung verändert, beispielsweise bei Feuerwehrübungen oder nach Rohrbrüchen.

Mangan ist ein lebenswichtiges Spurenelement; eine Überdosierung ist im Rahmen einer normalen Ernährung ausgeschlossen. Der Grenzwert von 0,05 Milligramm pro Liter hat laut Umweltbundesamt „in erster Linie ästhetische Motive“, weil es oberhalb dessen zu Verschlammungen im Verteilernetz kommen könne. Gesundheitlich gebe es auch oberhalb davon noch lange keinen Grund zur Sorge.

Der DIN-2000-Norm entspricht das Wasser zwar nicht, aber die ist auch nur eine anerkannte technische Regel, keine Rechtsnorm. Wie Fred Carl erläutert, gelten die Grenzwerte „am Wasserwerksausgang“ und nicht im ganzen Netz, das mit 1700 Kilometern Rohrleitungen im Verbandsbereich nur sukzessive erneuert werden könne. „Wir sind schon bestrebt, die Ursache der Braunfärbung zu bekämpfen“, sagt er. Von heute auf morgen sei das aber weder finanziell noch technisch möglich.

In Horneburg hat der Verband im Frühjahr übrigens mit gutem Erfolg ein neues Verfahren ausprobiert: eine Wasser-Luft-Spülung. Diese soll nun auch in anderen Gebieten zur Anwendung kommen – ab dem Herbst, wenn wieder ausreichend Wassermengen zur Verfügung stehen, kündigt Carl an. Bis dahin bleibt bei braunem Wasser nur eins: Trinkwasserverband anrufen. Der spült dann aber nur den Hausanschluss.

www.twv-staderland.de

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