Bundesverdienstkreuz für Heimatforscher
Christian Fuhst aus Buxtehude (Landkreis Stade) ist für sein über 20-jähriges, vorbildliches ehrenamtliches Engagement in der Heimatpflege mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden.
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Pastor i.R. Christian Fuhst aus Neukloster hat in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Bücher zur Regionalgeschichte veröffentlicht – immer kurzweilig und außerordentlich informativ. Skurrile, seltsame und skandalöse Anekdoten aus der (Dorf-)Geschichte bereicherten die fundierte Arbeit des Heimatforschers. Für seine Verdienste um die Heimatpflege hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dem 79-Jährigen deshalb am Freitag das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Der Bundespräsident ließ sich bei der Feier im Handwerksmuseum Horneburg durch Landrat Michael Roesberg vertreten.
Der geborene Neuklosteraner forschte bereits als 23-Jähriger im Staatsarchiv Stade, schon früh hat sich der spätere Pastor für Geschichte und Theologie begeistert. Sein Vater war Pastor in Neukloster. Dort lebt er heute mit seiner Frau Ute. Nach dem Abitur am Stader Athenaeum, studierte Fuhst in Marburg, Hamburg, Tübingen und Göttingen Theologie. 1966 trat er seine erste Stelle als Pastor in Bremerhaven an. 1981 ging’s nach Bliedersdorf. Er wollte dort arbeiten, „wo de Lüüt platt snacken“. Bis 2004 wirkte Fuhst, Vater von drei Töchtern, dort. Roesberg lobte in seiner Laudatio das Engagement des Geehrten für andere und sein klares Bekenntnis zur regionalen Herkunft und Sprache. Damit nicht genug: 1982 gründete er den Posaunenchor in Bliedersdorf mit.
Fuhst recherchiert bereits für sein 20. Werk, eine Chronik über Apensen. Das verriet der Neuklosteraner nach der Ordensverleihung. Roesberg hob in seiner Rede die „äußerst quellennahen“ Ortsgeschichten der Dörfer Bliedersdorf (1988) und Horneburg (2012) hervor sowie die Bücher „100 Jahre St. Marien Neukloster“ und der „Papagei im Hühnerhof“ mit rund 70 Kurzgeschichten aus Buxtehude und Umgebung.
Als Kirchenhistoriker war Fuhst auch über die veröffentlichten Kirchenführer hinaus für das Landeskirchliche Archiv in Hannover als ehrenamtlicher Archivpfleger für Buxtehude tätig. Er war aktives Mitglied des plattdeutschen Pastorenverbandes.
Vielen ist seine Übersetzung „Dat plattdüütsch Nee Testament“ (2004) bekannt. Wer das 365 Seiten starke Buch aufklappt, wird auch als (Un-)Gläubiger begeistert sein: Er hat keine Bleiwüste zu durchqueren, 41 Fotos örtlicher Kirchen lockern es auf.
Sehr persönlich fiel 2005 „Die schlimme alte Zeit – Kindheitserinnerungen an die Jahre 1942 bis 1945 in Neukloster und Hedendorf“ aus. Darin berichtet Fuhst über die Schrecken des Krieges, die Not nach Kriegsende und wie viele stramme Nazis in Amt und Würden blieben.
Der Erlös aus dem Buchverkauf kam in der Regel gemeinnützigen Zwecken, vor allem den von ihm mitgegründeten kirchlichen Stiftungen Bliedersdorf und Nottensdorf, zugute. 2005 verlieh die Samtgemeinde Horneburg ihm den Ehrentaler.
Er habe viel zur Identifikation der Bürger mit ihren Wohnorten beigetragen. Roesberg: „Christian Fuhst hat mit seinen engagierten Beiträgen zur Heimatgeschichte und zur Förderung der plattdeutschen Sprache Außerordentliches geleistet und gehört damit zu den herausragenden Persönlichkeiten unseres Landkreises.“