Buxtehude: Die Mauern des Museums wachsen

Praktikantin und Bauingenieurs-Studentin Arzu Deniz hält die Leiter, Frank Udo Feigenspan schüttet Beton für die Wand der künftigen stadtgeschichtlichen Ausstellung und Museumsleiterin Dr. Susanne Keller wirft einen Blick auf den Fortschrit
Der Neubau hat schon einen ersten Stock: Wo jetzt noch Handwerker auf Gerüsten stehen, sollen Besucher des Buxtehude-Museums in einem Jahr durch die stadtgeschichtliche Abteilung schlendern. Ein Baustellenbesuch.
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Susanne Keller steht in einer Pfütze mitten im zukünftigen Ausstellungsraum. Ein Dach hat er zwar noch nicht, aber zurzeit lässt sich täglich verfolgen, wie der Neubau wächst, in dessen ersten Stock die Museumsleiterin die Bauarbeiten beobachtet.
Stadt und Museumsverein investieren insgesamt 5,2 Millionen Euro in den Um- und Neubau des Buxtehude-Museums. Aus dem Hauptgebäude aus den 90er Jahren, dem alten Heimatmuseum und dem Haus der unmittelbar benachbarten ehemaligen Bäckerei Samel am Petri-Platz soll danach ein Museum aus einem Guss werden – für Regionalgeschichte und Kunst und mit einem besonderen Schwerpunkt auf den bedeutsamen Immenbecker Funden aus der Sachsenzeit.
Die sind bis dahin oft auf Tournee: Zuletzt wurden Teile davon in der Bundeshauptstadt gezeigt, ab 5. April sind Rüsselbecher, Bernsteinperlen und exemplarische Funde aus einem Immenbecker Grab im niedersächsischen Landesmuseum in Hannover in der Ausstellung „Saxones“ zu sehen.
Das Buxtehude-Museum dagegen ist schon seit 2015 wegen des Umbaus geschlossen. Natürlich zählt das Team die Tage bis zur Eröffnung, bestätigen Museums-Mitarbeiterin Susanne Gratza und Susanne Keller. Doch andererseits können sie die Zeit gut gebrauchen, um neben den regelmäßigen Baubesprechungen viele Dinge aufzuarbeiten und vorzubereiten, die für das neue Museum wichtig sind. Dazu gehört eine Inventur der Objekte der Sammlung, von denen viele nicht erfasst waren. Teilweise muss nachgeforscht werden, ob es sich um Leihgaben oder Schenkungen handelt. Die besondere Geschichte dieser Sammlung, die durch bürgerschaftliches Engagement bereits 1880 gegründet wurde (siehe Info-Kasten), soll später in Form einer Ausstellung präsentiert werden, und zwar in dem Gebäudeteil, der als Heimatmuseum die Keimzelle des heutigen Museums war.
Noch ist dieses Gebäude allerdings im Besitz des Buxtehuder Heimat- und Geschichtsvereins, der seit mehr als einem Jahr mit der Stadt darüber verhandelt, ob er das Gebäude an diese überträgt. Es ist dringend sanierungsbedürftig. Die Stadt ist bereit, die Kosten dafür zu übernehmen, will dann aber Eigentümerin werden. Der Heimatverein hatte zunächst abgelehnt, das Gebäude abzugeben. Wie der Vorsitzende Dr. Martin Lockert bestätigt, hat der Vorstand inzwischen beschlossen, dass das Gebäude an die Stadt übertragen werden soll, und bei der Stadt sei auch ein entsprechender Vertragsentwurf in Arbeit. Das letzte Wort habe die Mitgliederversammlung.
Thomas Bücher, Pressesprecher der Hansestadt Buxtehude, versichert auf Nachfrage, dass alle beteiligten Gremien inklusive des Heimatvereins sich einig seien, dass sie bis zum Sommer eine Einigung erzielen wollen. Der geplante Eröffnungstermin für das neue Museum bleibe davon unberührt. Die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen am Samel-Gebäude, das später auch der Eingangsflügel werden soll, sowie am Bau aus den 90er Jahren würden jetzt abgearbeitet, der Neubau ebenso. Die abschnittsweise Sanierung des Heimatmuseums werde aber erst beginnen, wenn es im Eigentum der Stadt Buxtehude sei. Geld dafür müsste noch in den Haushalt eingestellt werden.
Die Pflege und Weiterentwicklung der Sammlung soll während der Bauzeit nicht ruhen, sagt Museumsleiterin Susanne Keller. Der Magazinkeller wird zurzeit umgebaut und angepasst, die meisten Objekte sind vorübergehend im weitgehend fertiggestellten Sakralturm untergebracht – klimatisiert und alarmgesichert. Selbst das neue Museum wird nicht genug Platz bieten, um alle Stücke der Sammlung gleichzeitig zu zeigen, und dies entspreche auch nicht den heutigen Anforderungen an Museen.
Stattdessen werde es immer wieder Sonderausstellungen geben, in denen Objekte aus dem Magazin in einem spannenden und sinnvollen Zusammenhang gezeigt werden können. Zudem gehe es auch darum, die Stücke zu sichern, zu erforschen und zu erhalten.
{picture1s} Wer historische Objekte besitzt, die die Sammlung ergänzen könnten, ist ausdrücklich aufgerufen, sich im Buxtehude-Museum zu melden. Gefragt sind nicht unbedingt auf den ersten Blick schön und kostbar erscheinende Dinge, sondern solche, die etwas über die Geschichte Buxtehudes und der Region erzählen. Ein gutes Beispiel dafür ist der „Buxtehuder Himten“ (siehe Bild), ein altes Hohlmaß für Getreidekörner. Es fasste 31,385 Liter, viel mehr also als beispielsweise der „Sittenser Pastorenhimten“ mit 18,170 Litern. Das Buxtehuder Maß, das dem Museum als Schenkung zufiel, trägt auch ein eingebranntes Stadtsiegel. Kontakt unter 0 41 61/ 5 01 23 33.
Schon 1880 wurde in der kaum 4000 Einwohner zählenden Stadt Buxtehude ein Verein gergründet, der die Sammlung zusammentrug. Sie wurde auf dem Dachboden des Rathauses abgestellt und konnte glücklicherweise gerettet werden, als es 1911 abbrannte. Der Senator und Seifenfabrikant Julius Cäsar Kähler stiftete seiner Heimatstadt dann ein Museumsgebäude, das eigens für die Ausstellung dieser Sammlung erbaut und 1913 eröffnet wurde. Bis 1989 übernahm es der heutige Heimat- und Geschichtsverein Buxtehude auf ehrenamtlicher Basis, die Sammlung dort auszustellen. Doch in den 80er Jahren wurde klar, dass räumliche und klimatische Bedingungen die wertvollen Objekte gefährdeten und die ehrenamtliche Betreuung nicht ausreichte. Zur Rettung wurde 1989 der Museumsverein gegründet, dessen Mitglieder bis heute die Stadt Buxtehude, der Landkreis Stade und der Heimat- und Geschichtsverein sind, der die Sammlung in die Hände eines professionellen Museumsteams gab.