Das neue Leben der Familie Klein

Dominik Klein spielte 187 Mal für die deutsche Nationalmannschaft und gewann 2007 den WM-Titel. Isabell Klein spielte zwischen 2007 und 2016 für den BSV. Ihren größten Erfolg feierte sie mit dem Gewinn des DHB-Pokals 2015. Fotos: dpa
Isabell und Dominik Klein, einst das Traumpaar des deutschen Handballs, haben ihre Laufbahn beendet. Das Leben der früheren Buxtehuder Kapitänin und des Weltmeisters von 2007 spielt sich jetzt im Süden ab. Aber ganz ohne Handball geht es nicht.
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Als die Spielerinnen des BSV in die Halle einlaufen, bekommt Isabell Klein (34) eine Gänsehaut. „Wenn man in seine Halle kommt, ist das natürlich emotional“, sagt sie nach dem Spiel. Klein, einst Kapitänin des BSV, war vor wenigen Tagen zu Gast beim „Weihnachtsspiel“ ihrer früheren Mannschaft gegen Bayer Leverkusen. Während der Partie saß sie zusammen mit Ehemann Dominik (35), ihrem Sohn Colin (4) und ihrer drei Monate alten Tochter Lucie in einem Raum hinter den Trainerbänken und blickte durch eine Fensterscheibe auf das Spielfeld.
Die Familie hat die Tage rund um Silvester im Norden verbracht. Zuerst machten die Kleins Halt in Buxtehude, bei Isabells Freundinnen und früheren Mitspielerinnen Randy Bülau und Susanne Petersen. Ins neue Jahr feierten sie dann in Kiel, Dominik Kleins früherer sportlicher Heimat. Zehn Jahre lang hatte der ehemalige Linksaußen eine der erfolgreichsten Zeiten in der Vereinsgeschichte des THW Kiel mitgeprägt. Als Vereinslegende war er verabschiedet worden. „Wir freuen uns immer wieder, hierher zurückzukommen“, sagt Dominik Klein.
Dominik und Isabell Klein hatten nach zwei Jahren in Nantes (Frankreich) drauf verzichtet, die Option auf ein weiteres Jahr zu ziehen. „Das letzte Jahr war so toll in Nantes: Champions-League-Finale, Familienplanung vorangetrieben. Das hat man sich so nicht erträumt“, sagt Dominik Klein. Nun habe die Familie Priorität. Die gebürtigen Bayern kehrten mit ihren Kindern zurück in den Süden nach Oberschleißheim. Hier, in dem Örtchen im Norden Münchens, leben sie nun. „Das ist sehr gut gelegen“, sagt Dominik Klein. Der Weg in die Münchener Innenstadt sei kurz, der Drang, mal in die Berge zu fahren, könne auch befriedigt werden. Und wenige Meter vom Reihenhaus der Kleins entfernt lernt Sohn Colin bereits das Handballspielen beim Training mit den Bambinis.
Der Alltag ist von den Kindern bestimmt. „Ich genieße die Elternzeit, koste sie voll aus“, sagt Isabell Klein. Tochter Lucie ist inzwischen drei Monate alt und bereite der Familie teilweise kurze Nächte. Sohn Colin, der den Kindergarten besucht, geht damit cool um. „Unsere Tochter hat einen tollen großen Bruder“, sagt Isabell Klein. Nach der Elternzeit will sie wieder als Betriebswirtin arbeiten.
Zuletzt war Klein als Expertin und Kommentatorin bei den Übertragungen der deutschen Spiele bei der Frauen-EM im Einsatz. Dass daraus mal eine große TV-Karriere erwachsen könne, kann Klein sich nicht vorstellen, dafür sei der Frauenhandball nicht populär genug. „Aber es hat Spaß gemacht.“ Genau wie die Auftritte der deutschen Mannschaft, die am Ende Platz zehn belegt hatte. „Klar, es waren Höhen und Tiefen drin. In dieser jungen Mannschaft steckt aber auch sehr viel Potenzial“, sagt Klein.
Jetzt fiebern die Kleins auf die am 10. Januar beginnende WM der Männer in Deutschland und Dänemark hin. Auch ihre Heimat München ist ein Spielort, Dominik Klein ihr Botschafter. „In München war es die größte Aufgabe, die Halle vollzubekommen“, sagt er. Dort spielen Nationen wie Spanien, Island und Japan, die weniger Strahlkraft haben als die deutsche Mannschaft.
Dominik Klein, der während des Turniers als ARD-Experte auf den Bildschirmen zu sehen sein wird, traut der deutschen Mannschaft das Halbfinale am 25. Januar in Hamburg zu. „Im eigenen Land ist alles möglich, wenn man es schafft, Handball-Deutschland zu begeistern und sich selbst in einen Rausch zu spielen“, sagt Klein. Er weiß, wovon er spricht. Klein gehörte 2007 zum legendären DHB-Team von Bundestrainer Heiner Brand, das bei der Heim-WM den Titel gewann. „Wenn ich daran denke, bekomme ich eine Gänsehaut.“
Dominik Klein, von Fans „Mini“ genannt, feierte große Erfolge mit dem THW Kiel und der deutschen Nationalmannschaft. Zwischen 2006 und 2016 gewann der ehemalige Linksaußenspieler mit den „Zebras“ aus Kiel acht Mal die Deutsche Meisterschaft, sechs Mal den DHB-Pokal und drei Mal die Champions League. Mit dem DHB-Team wurde Klein 2007 Weltmeister. In 187 Länderspielen erzielte er 370 Tore. Seine Handballkarriere hatte Klein bei TV Großwallstadt und SG Wallau/Massenheim begonnen und beim französischen Erstligisten Nantes im Sommer 2018 beendet.
Isabell Klein, geborene Nagel, spielte 170 Mal von 2007 bis 2016 für den Buxtehuder SV und erzielte dabei 512 Tore. Ihren größten Erfolg feierte die Rückraumspielerin 2015 mit dem Gewinn des DHB-Pokals. Für die deutsche Nationalmannschaft warf sie 102 Tore in 91 Spielen. Klein wurde 2011 Kapitänin und beendete ihre Laufbahn in der Nationalmannschaft nach der Heim-WM 2017. Im Sommer 2018 hörte sie mit dem Handballspielen auf. Isabell und Dominik Klein hatten sich 2009 in Bensheim das Ja-Wort gegeben und galten als das Traumpaar des deutschen Handballs.