Der Kürbis: Alles rund um die Panzerbeere
Kürbisse gibt es in den verschiedensten Größen, Farben und Formen. Foto: Ahrens
Herbstzeit ist Kürbiszeit – und die größte aller Beeren ein wahrer Alleskönner. Bei sage und schreibe 800 Kürbissorten weltweit verliert allerdings auch der ambitionierteste Hobbykoch schnell den Überblick. Wissenswertes über und leckere Rezepte mit dem gesunden Tausendsassa.
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Heidi Fick aus Neukloster hingegen hat den Durchblick, wenn es darum geht, den passenden Kürbis für ein außergewöhnliches Gericht zu finden. Seit 20 Jahren gibt es die Kürbisse aus ihrem Garten im Obstparadies Schuback in Jork. Was als Hobby mit Zierkürbissen begann, ist nun auf ein Sortiment von 50 unterschiedlichen Arten angewachsen.
Bis die Kürbisse im herbstlich dekorierten Stand auf dem Obsthof ankommen, ist es ein langer Weg. Im April werden die Kerne in kleinen Blumentöpfen angezüchtet. „Auf ein Feld umsetzen sollte man sie erst, wenn sie das dritte Blatt bekommen, damit genügend Wurzelwerk da ist“, weiß die Expertin. Für die Anfänge hat sie noch einen weiteren Tipp: Zur Sicherheit lieber zwei Kerne in einen Topf pflanzen, so ist das Ergebnis eines schönen Keims wahrscheinlicher.
Mitte Mai geht es raus aufs große Feld, der Kompost ist als guter Nährboden ebenfalls geeignet. Sonne aber auch Feuchtigkeit in Maßen garantieren fast immer ein leckeres Resultat. Um zu überprüfen, ob der Kürbis reif ist, greift Heidi auf einen einfachen Trick zurück: Ertönt beim Klopfen auf der Schale ein hohler Ton, ist es Zeit für die Ernte.
Die Freude für Kürbisbauern- oder käufer hält nicht nur in der klassischen Erntezeit an. „Besonders die mit der harten Schale können sich bis Weihnachten halten, das ist aber von Sorte zu Sorte unterschiedlich“, sagt die Spezialistin aus Neukloster. Der Rat für den privaten Kürbiskauf: Wenn das Gemüse schon Dellen oder Macken hat, schnell verbrauchen, denn das beeinträchtigt die Haltbarkeit immens.
Die harte Außenschicht, die dem Gemüse ihre Bezeichnung als Panzerbeere verdankt, ist in vielen Gerichten ein wichtiger Bestandteil. Der wohl bekannteste Beispiel ist der Hokkaido, der sich samt Schale sehr gut für eine herbstliche Suppe eignet. Doch auch der Muskatkürbis wird in der Küche von Heidi gern dafür verwendet, um dem Gericht eine nussige Note zu verleihen. Dadurch taugt er außerdem bestens für Kürbisspalten aus dem Ofen. Mit Pfeffer, Salz und Öl gewürzt ist die Beilage für ein Herbstgericht schnell gezaubert.
Immer wieder finden sich unter den vielen Sorten Eigenschaften, die für bestimmte Gerichte besonders vorteilhaft sind. Kürbisse mit rotem Fruchtfleisch beispielsweise sind für süße Speisen wie Kuchen lohnend. Der „Longue de nice“, also Langer von Nizza, ist zur Süßspeise leicht zu verarbeiten und besticht mit seiner außergewöhnlich länglichen Form.
Denn beim Kürbis gibt es fast nichts, was es nicht gibt. Bunt gemustert, grau oder fast weiß wie der „Polar Bear“ – besonders bei Zierkürbissen sind unter den zahlreichen Sorten keine Grenzen in Größe und Farbe gesetzt. Doch auch die Speisekürbisse stehen in der Optik in nichts nach. Wer seine Gäste mit einer besonderen Kreation auf dem Teller beeindrucken will, sollte es mit dem Kürbis „Bischofsmütze“ probieren. Lecker gefüllt mit einer Hackfleischmischung macht er aus dem Backofen samt Deckel einiges her.
Nähert sich der Oktober seinem Ende, steht an Heidis Stand natürlich der klassische Halloween-Schnitzkürbis hoch im Kurs. Bei Kindern durch sein typisches Aussehen beliebt, ist er für geschmackvolle Suppen ist er entgegen vieler Annahmen aber weniger ergiebig. „Durch das helle Fleisch ist die Suppe sehr farblos und hat wenig des charakteristischen Geschmacks“, rät die Expertin.
Wer seinen Kindern also ein gesundes Kürbisgericht auftischen möchte, sollte eher zum „Spaghetti-Kürbis“ greifen. In Salzwasser gekocht zerfällt er hinterher schnell in seine Fasern und bietet mit einer leckeren Soße eine gesunde Alternative zur Weizennudeln.
Die leckeren Gerichte haben sogar noch einen vorteilhaften Beigeschmack: Der Kürbis enthält neben vielen Mineralstoffen sogar mehr Beta-Carotin als Karotten. Mit 25 Kalorien pro 100 Gramm Fruchtfleisch lassen sich die Gerichte auch noch ohne schlechtes Gewissen genießen.
Für die richtige Inspiration des nächsten Kochabends lohnt sich am Wochenende ein Besuch im Obstparadies Schuback in Westerjork. Am Sonnabend und Sonntag von 10 bis 18 Uhr gibt es allerlei kulinarische Tipps und Ideen rund um Apfel, Kürbis und Kartoffel. Viele Rezeptvorschläge, Probiermöglichkeiten und Unterhaltung für Jung und Alt rund um den Anbau in der Region hat die Familie Schuback mit Heidi Fick schon zum 20. Mal organisiert.