Echoes of Swing jammen unter dem Kornspeicher-Dach
Normalerweise spielt die Jazzband Echoes of Swing auf großen Bühnen. Am Sonntagabend gastierte das Quartett im Historischen Kornspeicher Freiburg. Der ausgebaute Dachstuhl fasst rund 100 Sitzplätze, von denen fast alle belegt sind.
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Echoes of Swing tritt in der Elbphilharmonie auf oder gehört zum Line-up auf Jazz-Festivals mit mehreren Tausend Zuschauern, wie beispielsweise das Hamburger Elbjazz am Tag zuvor. Verglichen mit Auftritten in Konzerthallen ist am Sonntagabend die Atmosphäre sehr intim und die Interaktion zwischen Musiker und Zuhörer eindringlich.
Der Zuschauer sieht, bei welchem Stück Chris Hopkins am Altsaxofon die Augen schließt. Er sieht, wenn Schlagzeuger Oliver Mewes die Augen durch das Publikum schweifen lässt und mit breitem Grinsen Blickkontakt zu jedem Zuschauer sucht. Er sieht, wie die Finger von Jazzpianist Bernd Lhotzky nur so über die Tasten zu fliegen scheinen. Und er sieht, wie die Mundwinkel von Colin T. Dawsons nach oben zucken, weil seinen Bandkollegen einer der besonders schwierigen Akkordwechsel geglückt ist.
Echoes of Swing ist ein festes Quartett. Vor 20 Jahren haben sich die Musiker auf dem Schweizer Ascona-Jazzfestival kennengelernt und sind seitdem gemeinsam unterwegs. „Wir kommen musikalisch aus unterschiedlichen Richtungen“, erklärt Schlagzeuger Oliver Mewes: „Und wir haben einfach das gemacht, worauf wir Lust hatten.“ Diese Lust bringt die Band bis heute auf die Bühne.
Und es ist auch genau diese Spiel-Lust, die zum Erfolg der Band beiträgt und die auch das Freiburger Publikum begeistert. „Das sind Spitzenleute“, sagt Susanne Müller-Belecke aus Hemmoor. Besonders gut gefallen ihr die sympathischen Moderationen und die positive Stimmung, die die Band verbreitet.
Die Musik an diesem Konzertabend zeichnet sich durch das hervorragende Handwerk der einzelnen Bandmitglieder aus. Bernd Lhotsky gilt unter Kritikern aktuell als einer der kompetentesten Vertreter des klassischen Jazz-Pianos weltweit. Eigene Kompositionen von Bernd Lhotzky und Colin T. Dawson fügen sich in die Interpretationen des Abends ein, ohne herauszustechen. Das wäre auch fatal, da jedes Stück des Abends für sich schon heraussticht.
Das Quartett reist durch Raum und Zeit: In 20 Jahren ist die Band viel herumgekommen, von den Fidschi-Inseln bis nach Lateinamerika. Spuren dieser Reisen sind in ihren Liedern unverkennbar. Ihre Musik wurzelt im klassischen Jazz der 20er bis 50er Jahre, aufbereitet für die heutige Zeit.
„Wir sind extra für das Konzert aus Stade nach Freiburg gefahren“, sagt Martina Neumann. Sie ist gemeinsam mit ihrem Sohn Tom Trabandt hier, der selbst auch Musiker ist. „Ich spiele Trompete und Klavier und finde es auch richtig, richtig gut“, sagt er und nickt mehrfach. Die Geschäftsführerin des Historischen Kornspeichers, Lotta Klein, ist ebenfalls zufrieden: „Wir können von einem vollen Haus sprechen. Das ist ein stimmiges Gesamtkonzept gewesen.“
„Jeder Spielort hat seinen Charme“, sagt Bandleader Hopkins während der Pause am Verkaufsstand, wo ein Album nach der anderen signiert wird. Lhotzky pflichtet ihm bei: „Wir sind gerne nah dran.“ „Einige von Ihnen sind sicher genauso lang verheiratet wie wir. Aber wir sind zu viert. Man stelle sich mal vor, wie kompliziert es dann wird“, scherzt Hopkins. So funktioniert die Band: mit viel Charme, sicherem Handwerk und einer Prise Selbstironie.