Erster Nachweis von West-Nil-Virus im Norden

Bei der Infektion mit dem West-Nil-Virus von Vögeln oder Pferden handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche. Foto: dpa
In Schleswig-Holstein ist Anfang Oktober erstmals eine Infektion mit dem West-Nil-Virus (WNV) bei einem Tier amtlich festgestellt worden. Betroffen war ein Pferd im Kreis Herzogtum Lauenburg.
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Aufgrund neurologischer Symptome und Fieber bei dem Tier sei eine Laboruntersuchung eingeleitet worden. Eine Bestätigung des Nationalen Referenzlabors am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) liege nun vor.
Bei der Infektion mit dem West-Nil-Virus von Vögeln oder Pferden handelt es sich den Angaben zufolge um eine anzeigepflichtige Tierseuche. Die Infektion wird durch einheimische Stechmücken, die sich an Wildvögeln infizieren, übertragen. Vögel sind dabei die Hauptwirte. In selteneren Fällen kann auch eine Infektion von Pferden und Menschen erfolgen, wenn die Stechmücken zuvor von infizierten Wildvögeln Blut aufgenommen haben. Es handelt sich in diesen Fällen um Einzelerkrankungen.
Im Jahr 2022 gab es laut Friedrich-Loeffler-Institut bundesweit 17 registrierte Fälle bei Pferden und 54 Infektionsnachweise bei Vögeln. Die Mehrzahl erfolgte in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie Thüringen.
West-Nil-Virus breitet sich auch in Nordeuropa aus
Der tropische Erreger ist durch Zugvögel nach Europa gelangt und 2018 erstmals bei Tieren in Deutschland festgestellt worden. 2019 wurden laut Robert Koch-Institut (RKI) erste in Deutschland durch Mücken übertragene Infektionen von West-Nil-Fieber beim Menschen bekannt. Die Infektionen verlaufen demnach beim Menschen überwiegend unauffällig: Rund 20 Prozent der Infizierten entwickelten eine grippeähnliche Erkrankung. Nur in sehr seltenen Fällen komme es zu einer Hirnentzündung. Einen Impfstoff für Menschen gibt es bisher nicht.
Bis Mitte September sind nach RKI-Angaben in Deutschland vier Ansteckungen mit dem Virus bei Menschen nachgewiesen worden. Im vergangenen Jahr waren den RKI-Daten zufolge 17 hierzulande erworbene West-Nil-Infektionen bei Menschen nachgewiesen worden, im Jahr zuvor 4 Fälle. Da eine Infektion in etwa 80 Prozent der Fälle ohne Symptome verläuft, wird sie oft gar nicht erkannt. (dpa)