Famila: Kampf um jeden Quadratmeter

So könnte der neue Famila in Neu Wulmstorf einer Visualisierung des Unternehmens zufolge aussehen.
Die endgültige Entscheidung über die umstrittene Ansiedlung des Marktes auf dem Meyn-Gelände soll in diesem Jahr fallen. Das TAGEBLATT hat vor diesem Hintergrund Bürger beim Einkaufen in der Neu Wulmstorfer Bahnhofstraße nach ihrer Meinung befragt.
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Famila und kein Ende: Am Donnerstag, 1. Februar, wird sich der Bau- und Planungsausschuss der Gemeinde ein weiteres Mal mit dem Thema Famila-Ansiedlung beschäftigen. Der Grund: Die Gemeinde hat die Planung seit Sommer vergangenen Jahres noch ein weiteres Mal überarbeitet, nachdem CDU-Ratsherr Gerhard Peters der Gemeinde Trickserei bei der Berechnung der Verkaufsfläche für den geplanten Verbrauchermarkt an der B 73 / Matthias-Claudius-Straße attestiert und vom Landkreis in Teilen seiner Kritik recht bekommen hatte.
Wie berichtet, hatte Peters kritisiert, Politik und Verwaltung hätten versucht, die Verkaufsfläche des Marktes heimlich zu erhöhen. Es war vor allem ein Passus in den Festsetzungen für den Bebauungsplan, an dem sich die Kritik des CDU-Ratsherrn und Famila-Gegners Peters neu entzündet hatte: „Der Windfang, der Eingangsbereich und die Vorkassenzone gehören nicht zur festgesetzten Verkaufsfläche.“
Gerhard Peters wertete das als klaren Versuch, die Verkaufsfläche für den Verbrauchermarkt, die zuletzt auf maximal 2430 Quadratmeter begrenzt worden war, heimlich, still und leise wieder hochzusetzen. Mit Windfang, Eingang und Kassenbereich kämen 400 bis 500 Quadratmeter zusammen, rechnet Peters. Schnell sei man dann wieder bei 3000 Quadratmetern – „und ganz zufällig hat das Gebäude eine umbaute Fläche von 3000 Quadratmetern“, sagt Peters und hatte sich an die Kommunalaufsicht gewandt. Der Famila-Kritiker, der als Sprecher der Initiative Ortskern Neu Wulmstorf (IONW) mit mehreren Geschäftsleuten aus der Bahnhofstraße gegen Famila am Standort Meyn kämpft, hatte sich dabei auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts von 2005 berufen. Das Gericht hatte in einem ähnlich gelagerten Streit um einen Supermarkt geurteilt, dass bei der Berechnung der Verkaufsfläche auch die Thekenbereiche, der Kassenvorraum und der Windfang einzubeziehen sind.
Nun hat die Gemeinde auch diesen Punkt noch einmal geändert und die Pläne angepasst. Nach Rücksprache mit Landkreis, Landesbehörde und allen anderen Beteiligten habe die Gemeinde das jetzt glattgekriegt, sagt der Bauausschussvorsitzende Thomas Grambow. Deshalb müssen die Pläne nun noch einmal neu ausgelegt werden.
Vor Peters’ Kritik an der Berechnung der Verkaufsfläche war die Gemeinde bereits im Mai 2018 mit einer völlig überarbeiteten Planung in eine neue Verfahrensrunde gegangen. Nachdem Buxtehude und Hamburg bei der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit klar Front gemacht hatten gegen das Vorhaben Neu Wulmstorfs, und auch der Landkreis der Gemeinde signalisiert hatte, dass er die Pläne für einen 3500 Quadratmeter großen Vollsortimenter außerhalb des Ortskerns für nicht genehmigungsfähig hält, hatte die Gemeinde das Projekt stark verkleinert. Auch beim Warenangebot werden Famila nun deutliche Beschränkungen auferlegt.
So muss der Verbrauchermarkt zu 90 Prozent nahversorgungsrelevante Sortimente anbieten, nur zehn Prozent dürfen sogenanntes aperiodisches Sortiment sein, also Non-Food-Artikel, die über den täglichen Bedarf hinausgehen und auch in anderen Geschäften im Ort zu haben sind. In einer Standortalternativenprüfung weist die Gemeinde zusätzlich nach, dass innerorts und in der Bahnhofstraße keine möglichen Flächen für die Ansiedlung eines solchen Marktes vorhanden sind.