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Der Natur auf der Spur

Harmlose Mücken schwärmen in der kalten Jahreszeit

Wintermücken lassen den Menschen in Ruhe. Foto: Kurtze

Wintermücken lassen den Menschen in Ruhe. Foto: Kurtze

Es gibt etliche Tausend Mückenarten in Deutschland. Die meisten sind an ihrem schlanken Körper und den vielgliedrigen Fühlern zu erkennen. Sie haben nur zwei Flügel. Vertraut sind uns meistens nur die lästigen Stechmücken. Doch die wenigsten Mücken können stechen.

Samstag, 16.11.2019, 15:00 Uhr

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Jetzt in der kalten Jahreszeit machen Wintermücken auf sich aufmerksam. Besonders die Männchen fallen auf. Sie tanzen in großen Schwärmen über Grasflächen oder vor Gebäuden. Diese Mücken können nicht stechen. Ihre Mundwerkzeuge sind verkümmert, nur etwas Wasser können sie damit auftupfen. Wintermücken sind sehr kälteunempfindlich. Selbst über Schnee sammeln sich die Männchen zu Schwärmen. Biologen ermittelten als Optimum eine Temperatur von drei bis vier Grad über dem Nullpunkt. Zur Frostresistenz bilden sie Glycerin und andere Alkohole. Auf diese Weise wird der Gefrierpunkt erniedrigt. Die Enzyme im Körper einer Wintermücke weisen ebenfalls ein niedriges Temperatur-Optimum auf.

Beim Schwärmen geht es rege zu: Die Wintermücken fliegen oft in sehr geringen Abständen voneinander, aber sie berühren sich selten. Im Schwarm fliegen sie aktiv hoch in die Luft und lassen sich dann wieder hinabgleiten. Dann beginnt das Auf und Ab erneut. Gelegentlich fliegen die Männchen auch aufeinander zu und entfernen sich wieder voneinander.

Die weiblichen Wintermücken sind längst nicht so rege. Sie sitzen oft am Boden und erwarten die Männchen, um sich mit ihnen zu paaren. Danach legen sie die Eier dicht unter der Bodenoberfläche ab. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sich im Boden von zerfallenen Stoffen wie zum Beispiel Laubresten ernähren. So tragen die Larven der Wintermücken zur Humusbildung bei. Auch sie sind bei niedrigen Temperaturen aktiv und fressen mitten im Winter.

Stechmücken überwintern jetzt und befinden sich in der Regel in Ruhe. Häufig suchen sie geschützte Bereiche wie Holzstapel, Keller, Abstellräume oder Ställe auf. Aber Stechmücken können bei winterlicher Wärme wieder aktiv werden, in die Wohnungen fliegen und uns stechen.

Was kreucht und fleucht denn da in der Region? Wolfgang Kurtze, Vorsitzender der Lions-Naturschutz-Stiftung, schreibt über Phänomene und Kuriositäten in der Natur. Das TAGEBLATT veröffentlicht die Artikel des promovierten Biologen in loser Reihenfolge.

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