Innovative Anlage für Düngerproduktion in der Region geplant

Die Geschäftsführer der Agrogas-Biogasanlage in Malstedt warnen vor den massiven Folgen im derzeitigen Konzept zur Strompreisbremse. Sollte die Übergewinnabschöpfung wie geplant durchgezogen werden, sehen sie viele Biogasanlagen vor dem Aus. Foto: Privat
Das „Bioenergiedorf Malstedt“ errang durch seine beinahe autarke Wärmeversorgung überregional Bekanntheit. Jetzt ist auf dem Areal ein neues Projekt geplant: Durch ein neuartiges Verfahren soll umweltfreundlicher Dünger hergestellt werden.
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Der Bauausschuss der Samtgemeinde Selsingen hat einer Änderung des Flächennutzungsplanes (F-Planes) zugestimmt. Hintergrund ist der geplante Bau eines sogenannten Nährstoffwerkes, das auf dem dann erweiterten Sondergebiet „Bioenergie Malstedt“ entstehen soll.
Die Agrogas & Wärme GmbH & Co. KG betreibt seit 2010 in der Farvener Straße eine Biogasanlage. Überregionale Auf-merksamkeit erregte sie, weil sie Herzstück ist für das „Bioenergiedorf Malstedt“. Über 90 Prozent der Haushalte sind heute ans dorfeigene Wärmenetz angeschlossen. Das Biogas wird von der Anlage zu einem Block-heizkraftwerk geleitet und dort in Strom und Wärme umgewan- delt. Die Wärme wird in die Häuser geleitet, der Strom ins öffentliche Netz eingespeist.
Ähnlich großes Interesse dürfte auf Dauer der Anlagenbetreiber hervorrufen. Hinter dem geplanten Bau einer Nährstoffrückgewinnungsanlage verbirgt sich eine Produktionsanlage für Torfersatz und Düngemittel. Das schließt Behandlung, Lagerung und Vertrieb ein. Dank eines neuartigen Verfahrens soll aus Gärresten besonders umwelt- freundlicher Dünger entstehen.
30.000 Kubikmeter Wasserbecken für Produktion
Die eigens zu diesem Zweck gegründete Nährstoffwerk Mal- stedt GmbH & Co. KG plant für den Betrieb der Anlage unter anderem den Bau eines für den Prozess der Düngerherstellung benötigtes, rund 30.000 Kubik-meter großen Speicherbeckens für gereinigtes Wasser. Da die Fläche des bestehenden Bebauungsplan-Areals für den Bau dieses Beckens nicht ausreicht, beantragte die künftige Betreibergesellschaft bei der Gemeinde Deinstedt die Erweiterung des B-Planes um eine Fläche im Besitz der Agrogas & Wärme neben der Biogasanlage.

Die Agrogas-Geschäftsführer Klaus Schröder (links) und Stefan Fitschen-Hobbeling im digitalen Leitstand der Biogasanlage bei Malstedt. Foto: Hilken
Ehe die Gemeinde aber den B-Plan ändern kann, muss die Samtgemeinde den F-Plan än- dern. Darüber stimmte am Dienstag der von Ulrich Mehr- kens (CDU) geleitete Bauaus- schuss der Samtgemeinde ab. Bei je einer Enthaltung und ei- ner Gegenstimme gab es breite Zustimmung. Klaus Schröder (CDU) enthielt sich als einer der Gesellschafter der Agrogas &Wärme GmbH Co. KG, obwohl er es bei diesem Verfahrensschritt nicht musste.
Ratsherr fragt nach Unbedenklichkeit
Reinhard Lindenberg (WFB) stimmte dagegen. Er hatte nach der Unbedenklichkeit des für die Verregnung auf Feldern vorgesehenen Wassers gefragt. Weil diese Frage für den F-Plan keine Rolle spielt, hatte er keine Antwort erhalten. Der Deinstedter Gemeinderat hatte bereits in seiner jüngsten Sitzung zu Beginn des Monats die Zustimmung für die Änderung des Bebauungsplanes gegeben.