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Interview zur U 18-Faustball-WM in den USA

Das Bundestrainer-Duo: Heike Hafer und Hartmut Maus.

Das Bundestrainer-Duo: Heike Hafer und Hartmut Maus.

Die deutsche U18-Frauen-Nationalmannschaft bestreitet in dreieinhalb Wochen in den USA die Faustball-Weltmeisterschaft. Das Team um die Bundestrainer Hartmut Maus (59) und Heike Hafer (52) geht als Titelverteidiger ins Rennen.

Von Daniel Berlin Dienstag, 12.06.2018, 08:00 Uhr

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Deutschland ist Titelverteidiger bei der U 18-Faustball-Weltmeisterschaft in den USA. Ist das eine schwere Bürde?

Heike Hafer: Da ich das erste Mal dabei bin, kann ich wenig dazu sagen. Es ist auf jeden Fall eine große Herausforderung.

Was haben Sie sich vorgenommen? Wie lautet der Plan?

Hartmut Maus: Finale wäre schon cool. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, den wir sehr konzentriert gehen müssen. Wir müssen mit viel Geduld spielen und die Mannschaft gut einstellen.

Wer sind die Favoriten?

Hafer: Neben Deutschland vor allem Österreich und Brasilien. Die Schweiz gehört auch noch dazu. Außerdem sind ein paar Unbekannte dabei. Chile kenne ich gar nicht.

Sie treffen in der Vorrunde auf Chile, Indien und die Schweiz. Platz eins in der Gruppe ist Pflicht?

Hafer: Das ist das Ziel.

Wie lautet der Modus?

Hafer: Dafür muss man fast studiert haben.

Maus: Es gibt noch Qualifikationsspiele zwischendurch. Dann kannst du auch, selbst wenn du verlierst, über eine Art Trostrunde ins Halbfinale kommen. Der Modus lässt uns auch Chancen, über Umwege ins Halbfinale zu gelangen. Die Halbfinal-Mannschaften werden wahrscheinlich Österreich, Brasilien, Schweiz und Deutschland heißen.

Bei wie viel Prozent Leistungsfähigkeit steht die deutsche Mannschaft derzeit?

Hafer: Das ist schwer zu sagen.

Maus: 80.

Was sind die fehlenden 20 Prozent?

Maus: Die Mannschaft muss noch intensiver zusammenwachsen.

Hafer: Das Zusammenspiel untereinander können wir noch verbessern. Gerade die Abstimmung im Abwehr- und im Angriffsverbund. Wir haben unterschiedliche Schlagleute. Kleine und große. Da muss das Zuspiel dann schon optimal laufen.

Den Lehrgang nutzen sie als Feinschliff. Was sie hier in Wangersen nicht in die Köpfe der Spielerinnen hineinbekommen, kriegen sie gar nicht mehr rein?

Maus: Die Mädchen sind unglaublich leistungswillig. Das ist für mich toll zu sehen. Unsere Hausaufgaben haben wir schon über einen längeren Zeitraum gemacht. Man darf nie vergessen, wie wir zusammenkommen. Hier sind Mädchen aus ganz Deutschland dabei. Deshalb müssen wir auch in Kauf nehmen, dass wir uns nicht so vorbereiten können, wie etwa die Schweizerinnen oder die Österreicherinnen, die immer in gewissen Landstrichen leben und ihre Zentren haben. Das sind viel kürzere Wege.

Zum Image des Faustballs: Nimmt in den USA überhaupt jemand Notiz von diesem Turnier?

Maus: Umkehrfrage: Kennen die Amerikaner einen Skirennfahrer außer Lindsey Vonn? Wir sind uns der Randsportsituation sicherlich bewusst. Aber man muss auch klar sagen, wenn man in solche Länder reist, ist das für die Leute schon eine tolle Sache. Die nehmen da viel Input mit. Aber klar: Nach den Boomsportarten Baseball, Eishockey, Basketball und American Football kommt erstmal lange Zeit nichts.

Haben die deutschen Faustballerinnen auch einen Auftrag in den USA, die Sportart populärer zu machen?

Hafer: 2017 konnte man das bei der EM ganz gut sehen. Da waren die Amerikaner mit einem Mädchen- und einem Jungenteam da. Wir haben im Jugendlager gemeinsam trainiert. Da haben sie viel mitgenommen und es positiv aufgenommen. Schön zu sehen, dass das da jetzt Früchte trägt.

Maus: Kurz vor der WM werde ich noch eine Einheit mit den USA-Mädchen trainieren. Da gibt es keinen Neid. Die sind dankbar.

Was spielt Vivien Werner vom MTV Wangersen in der Mannschaft für eine Rolle?

Hafer: Sie ist eine von fünf Angreiferinnen. Wobei sie relativ flexibel einsetzbar ist. Wer beim Turnier letztendlich welche Rolle spielt, ist noch offen. Wir werden alle fünf Spielerinnen brauchen, gerade, weil wir hohe Temperaturen erwarten und wir ein schnelles Spiel bevorzugen. Die Spielerinnen gehen dann schon an ihre körperlichen Grenzen.

Die Nationalmannschaft absolviert einen Lehrgang in Wangersen. Lokalmatadorin Vivien Werner (hinten links) trainierte mit ihren Mitspielerinnen Kinder aus der Region. (Ein Klick vergrößert das Foto)  Fotos Berlin

Kristallisiert sich hier in Wangersen beim Lehrgang schon heraus, wer auf welcher Position die Nummer eins ist?

Hafer: Nein. Wir müssen als ganzes Team funktionieren. Wir sind sehr variabel. Einige können auf mehreren Positionen spielen. Das ist auch unser großer Vorteil.

Was zeichnet Vivien Werner denn aus?

Maus: Heike hat es gut auf den Punkt gebracht. Beim Jugendlager nach der EM hat sie eine gute Trainingswoche absolviert. Sie hat sehr viel Potenzial und wir wissen, dass sie die Systeme, die wir spielen wollen, sehr gut umsetzen kann.

Hat sie auch eine Zukunft in der A-Nationalmannschaft?

Hafer: Das ist noch ein ganzes Stück weit weg.

Maus: So ein Ausnahmetalent ist Vivien nicht. Da bin ich ganz ehrlich. Aber man muss auch jedem Zeit geben.

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