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Ist das nicht die Frau mit der Tigerente?

Mit 38 Jahren längst bei sich angekommen: Vollblut-Mami Pamela Großer.

Mit 38 Jahren längst bei sich angekommen: Vollblut-Mami Pamela Großer.

Pamela Großer? Wer ist das noch mal? Mit dem Namen verbindet nicht jeder sofort etwas. Aber das Gesicht – das kommt vielen auf Anhieb bekannt vor. Aus dem Fernsehen.

Von Sabine Lepél Freitag, 26.02.2016, 17:17 Uhr

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Die Schauspielerin und Moderatorin hat zehn Jahre lang den „Tigerentenclub“ moderiert, eine der beliebtesten Kindersendungen der ARD. Die gebürtige Harburgerin war auch davor schon ein echter „Kinderstar“. Und was macht sie heute? Das TAGEBLATT fragt nach.

Frau Großer, wir vermissen Sie auf dem Fernsehschirm. Machen Sie derzeit im TV gar nichts mehr?

Pamela Großer: Derzeit nicht. Die Moderation der SWR-Sendung „Kaffee oder Tee“ habe ich abgegeben, als ich mit meinem dritten Kind schwanger war.

Guckt Ihr Nachwuchs denn den„Tigerentenclub“?

Eher nicht. Meistens haben wir was anderes vor. Am Wochenende spielen wir gern zusammen oder machen einen Ausflug. Fernseh-Gucken spielt bei uns nicht so die Rolle.

Wissen Ihre Kinder, dass Mama die Sendung zehn Jahre lang moderiert hat?

Die beiden Älteren schon. Ich habe eine Aufzeichnung meiner letzten Sendung zu Hause, die ich damals hochschwanger moderiert habe. Die haben wir uns einmal angeschaut. Außerdem waren wir im Studio bei einer Sendung. Das ist natürlich interessant für meine Kinder und für mich ist das auch schön: Ich treffe die alten Kollegen mal wieder.

Sie selbst haben ja schon mit drei Jahren vor der Kamera gestanden und als Kind und Jugendliche bei vielen Film- und Fernsehproduktionen wie „Immenhof“ oder „Neues vom Süderhof“ mitgewirkt. Man merkt Ihnen an, dass Ihnen das im Gegensatz zu anderen Kinderstars überhaupt nicht geschadet hat. Haben Sie nie die Bodenhaftung verloren?

Meine Eltern haben sehr viel Wert darauf gelegt, dass ich bodenständig bleibe. Die Engagements sind ja auch eher zufällig gekommen. Meine ältere Schwester bekam – auch das war reiner Zufall – eine Rolle in dem Film „Timm Thaler“ und meine Mutter begleitete sie zu den Dreharbeiten. Ich musste mit, weil ich noch so klein war. Am Filmset wurde man dann auf mich aufmerksam und ich durfte in der einen oder anderen Produktion mal durchs Bild laufen. So bin ich da hineingewachsen.

Aber als Sie älter wurden, bekamen Sie größere Rollen: eine Hauptrolle in „Kartoffeln mit Stippe“, wichtige Rollen in beliebten Kinderserien. Waren Sie an Ihrer Schule, dem Immanuel-Kant-Gymnasium in Harburg, etwas Besonderes? Wurden Sie beneidet?

Nein, ich war nichts Besonderes. Ich hatte den Eindruck, das hat die Mitschüler eigentlich wenig interessiert. Vielleicht gab es mal Neid, so wie auch gute Sportler beneidet werden. Aber ich habe mich immer als normale Schülerin gefühlt. Ich hab‘ meine Hobbys gehabt und meine Schulfreunde. Erst als ich mit 12 Jahren meine erste Hauptrolle bekam und für die Dreharbeiten ein halbes Jahr von der Schule freigestellt wurde, fiel das auf.

Sie leben schon seit Jahren in Stuttgart. Vermissen Sie Ihre alte Heimat?

Ich fühle mich in Stuttgart sehr wohl. Hier leben meine Familie und unsere Freunde. Aber ich bin immer wieder gern in Harburg. Meine Eltern und zwei Schwestern leben dort. Gerade waren wir wieder drei Wochen da.

Ist Ihr Mann auch aus der Film- und Fernsehbranche?

Nee, der hat was Anständiges gelernt. Er ist Versicherungskaufmann.

Fällt es Ihnen schwer, nicht mehr so im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen wie noch vor ein paar Jahren?

Ich habe sehr früh angefangen zu arbeiten und hatte mit Anfang 20 schon sehr viel erlebt. Ich glaube, deshalb fällt es mir gar nicht schwer, derzeit hauptsächlich Mutter zu sein. Ich genieße es und könnte mir im Moment nichts Schöneres vorstellen.

Sind Sie eigentlich immer noch so quirlig wie früher oder hat das Muttersein Sie etwas ruhiger gemacht?

Ich bin immer noch ziemlich lebhaft. Als Mutter von drei Kindern kann man keine Schlaftablette sein. Da muss man auf Zack sein. Vor Kurzem wurde ich aber von einer schweren Knöchelverletzung ausgebremst, die ich mir beim Tennis zugezogen hatte. Da durfte ich nicht gehen, mein Mann hat mich im Rollstuhl zum Kinderspielplatz gefahren. Das war furchtbar. Nur auf dem Sofa liegen und sich bedienen lassen – das war gar nichts für mich.

Welche Zukunftspläne haben Sie beruflich?

Im Moment gehe ich total in meiner Mutterrolle auf. Ich brauche nicht die berufliche Bestätigung, um glücklich zu sein. Ich habe mir auch früher nie Gedanken um meine berufliche Zukunft gemacht. Eigentlich wollte ich mal Ärztin werden und hatte den Medizinertest schon bestanden. Und dann ist doch alles anders gekommen. Ich muss auch gar nicht zum Fernsehen zurückkehren, ich könnte auch etwas ganz anderes machen. Oder hinter den Kulissen arbeiten.

Keine beruflichen Träume mehr?

Doch. Ich würde gern mal in einem netten Kinofilm für Kinder mitspielen. So eine tolle deutsche Produktion wie „Pünktchen und Anton“...

Als Tigerenten-Moderatorin waren Sie einmal zu Gast bei Harald Schmidt in dessen Late-Night-Show. Da haben Sie ihm einen Tigerenten-Tanga mitgebracht. Ganz schön frech und mutig. Wie war das damals?

Ich habe die Sendung früher immer selbst geguckt und wollte unbedingt mal hin. Ich war Anfang 20 und total unbekümmert. Vorher war ich dann doch aufgeregt. Aber Harald Schmidt war sehr nett und witzig. Hätte ich versucht, lustiger zu sein als er, wäre der Auftritt bestimmt in die Hose gegangen. Es war dann alles schnell vorbei. Nach der Sendung war Harald Schmidt noch bei mir in der Garderobe und meinte, dass er unser Gespräch toll fand. Das hat mich gefreut.

Gehen wir noch einige Jahre weiter zurück: Sie spielten Rollen in den Fernsehserien „Immenhof“ und „Neues vom Süderhof“. Da müssen für Sie doch Mädchenträume wahr geworden sein mit all den Pferden und Tieren . . .

Das stellen Sie sich so vor. Ich musste Reitunterricht nehmen und es war für mich der Horror. Ein Pferd ist mit mir durchgegangen. Seitdem habe ich größten Respekt vor Pferden. Einmal musste ich beim Tigerentenclub auf ein Pferd steigen. Und Papa Löwe und Günter Kastenfrosch sind auf uns zugekommen. Da ist das Pferd mit mir obendrauf hochgestiegen. Das muss ich wirklich nicht mehr haben.

Die Geschichte gehört dann wohl eher nicht zu Ihren schönsten Erinnerungen als Moderatorin des Tigerentenclubs. Welche sind es dann?

Die vielen Reisen. Ich war fast überall auf der Welt. Wir haben zehn Reisen pro Jahr gemacht, auch in Länder, wo ich sonst bestimmt nicht hingekommen wäre. Ich durfte die tollsten Dinge machen: zwei Fallschirmsprünge, Paragliding, Drachenfliegen, Kite Skiing, zwei Tauchkurse. Das ging nur, weil meine beiden Kollegen – erst Dennis Wilms und später Malte Arkona – solche Angsthasen waren und so was niemals getan hätten. Deshalb durfte ich all die tollen Sachen ausprobieren. Ich konnte mich richtig ausleben. Im Studio waren die Erlebnisse mit den Kindern toll. Wenn sie gesagt haben, dass sie mich nett finden und mich zu ihrem Geburtstag einladen wollen. Und das mitten in der Sendung! Dann musste ich lachen. Oder wenn Sie gefragt haben, ob Malte und ich verheiratet sind . . .

Ihr langjähriger Co-Moderator Malte Arkona ist seit 2014 wieder beim Tigerentenclub dabei. Geht das nur bei Männern oder könnten Sie sich eine Rückkehr in das Format vorstellen?

Malte ist eingesprungen und macht das jetzt weiter, weil er so gut ist. Auch andere Kollegen von damals, wie Singa Gätgens, mit der ich schon „Süderhof“ gedreht habe, oder Juri Tetzlaff sind noch bei KiKa zu sehen. Warum nicht? Wir können das ja.

Gibt es in der Branche ein Verfallsdatum?

Die Branche ist hart. Besonders für Frauen. Es gibt immer noch Leute, die sagen, dass Frauen über 50 im Fernsehen nichts verloren haben. Das finde ich unmöglich.

Werden Sie eigentlich noch häufig erkannt?

Ja. Die Leute sagen oft: Ich kenne Sie doch irgendwo her. Und vielen fällt es dann ein: Ich bin die mit der Tigerente.

Pamela Großer wurde am 11. Juni 1977 in Hamburg geboren und wuchs im Stadtteil Harburg auf. Schon als Kind wurde sie für Film und Fernsehen entdeckt und spielte in bekannten Serien mit. 1996 machte sie ihr Abitur am Immanuel-Kant-Gymnasium in Harburg. Von 1998 an moderierte sie zehn Jahre lang den „Tigerentenclub“ der ARD, der heute noch im Ersten und bei KiKa läuft. Pamela Großer hörte auf, als sie das erste Kind erwartete. Ab 2010 bis zur Babypause für ihr drittes Kind moderierte sie die SWR-Nachmittagssendung „Kaffee oder Tee“.

Pamela Großer, Co-Moderator Malte Arkona und die Tigerente . Fotos ARD

Pamela Großer, Co-Moderator Malte Arkona und die Tigerente . Fotos ARD

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