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Kein Waldorf mehr für Wilhelmsburg

Der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) hat seine Zustimmung zur Verwendung der Bezeichnung „Waldorf“ für den Schulversuch an der Ganztagsschule Fährstraße in Wilhelmsburg mit sofortiger Wirkung zurückgezogen.

Sonntag, 03.07.2016, 15:11 Uhr

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Die Schule darf sich nicht mehr mit dem Begriff „waldorfpädagogische Elemente“ beschreiben oder damit beworben werden.

„Wir bedauern sehr, dass es zu diesem Punkt gekommen ist, weil wir in dem Schulversuch eine Chance gesehen haben, jenseits von vermeintlichen pädagogischen Barrieren mit einem engagierten Kollegium neue Wege für die Wilhelmsburger Kinder zu suchen,“ sagt Henning Kullak-Ublick, Vorstandsmitglied und Sprecher des BdFWS.

Die mit der Schulbehörde vereinbarte „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“ zwischen dem Verein Interkulturelle Waldorfpädagogik Wilhelmsburg, der didaktischen Leiterin des Versuches, dem Kollegium und der Schulleitung sei aber in der Praxis nicht umgesetzt worden, was dazu geführt habe, dass von den „waldorfpädagogischen Elementen“ nur einige wenige – und die oft mehr formal als mit Leben gefüllt – in das Schulleben einfließen konnten.

Die Ganztagsschule Fährstraße hatte den Schulversuch im Sommer 2014 mit dem Anspruch begonnen, „das Beste aus beiden Welten“ der staatlichen Regelschule und der Waldorfpädagogik miteinander zu verbinden. „Die Freien Waldorfschulen haben dieses Projekt immer konstruktiv begleitet und im Interesse nicht nur der Wilhelmsburger Kinder gehofft, dass hier etwas entsteht, das über den Stadtteil hinausweist,“ sagt Kullak-Ublick.

„Waldorf“ sei aber kein beliebig verwendbarer Begriff, sondern stehe für eine pädagogische Idee, die wirklich ernst mache mit dem Lernen mit Herz, Hand und Hirn. „Wir wünschen der Schule und ihren Kindern aber trotz unserer Entscheidung, den Namen für den Schulversuch nicht mehr freizugeben, nur das Allerbeste für ihre weitere Entwicklung. Natürlich arbeiten wir weiterhin gerne mit allen Pädagogen zusammen, die an einer solchen Zusammenarbeit interessiert sind.“

Die derzeit 236 deutschen Waldorfschulen haben sich zum Bund der Freien Waldorfschulen e.V. (BdFWS) mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen. Dort war 1919 die erste Waldorfschule nach der Pädagogik Rudolf Steiners eröffnet worden.

Seit 2013 sitzt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des BdFWS als Zweigstelle in Hamburg. Die föderative Vereinigung lässt die Autonomie der einzelnen Waldorfschulen unangetastet, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen der Waldorfschulen wahr.

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