Landrat Roesberg macht Druck bei Deichsicherheit

Bestickhöhen fehlen noch: Wann die Bagger an der der Elbe mit der Erhöhung der Deiche in Kehdingen und im Alten Land beginnen, das steht in den Sternen.
Die Landräte machen Druck – in Sachen Deichsicherheit. Bei einem Treffen in Hannover hat das Umweltministerium zugesagt, dass ein Gutachten für die Elbdeich-Bestickhöhe im Herbst 2017 vorliegen wird.
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Hamburg war 2012 vorgeprescht und hatte mit Blick auf den Klimawandel die Bemessungswasserstände um 80 Zentimeter erhöht. In Niedersachsen warten die Deichverbände hingegen seit Jahren auf die Festsetzung des amtlichen Deichbesticks, damit die Elbdeiche verstärkt werden können.
„Wir wollen und müssen jetzt die Deichhöhen an stärkere Sturmfluten anpassen, um die Menschen und Güter hinter den Deichen zu schützen“, sagt Landrat Michael Roesberg. Er moniert, dass sich die Fachbehörden seit Jahren mit Rechenwerken beschäftigen. Er vermisse den Entscheidungswillen im Umweltministerium. Bei einem Treffen mit Staatssekretärin Almut Kottwitz (Grüne) haben die Landräte Roesberg (Stade), Kai-Uwe Bielefeld (Cuxhaven) und Rainer Rempe (Harburg), Oberbürgermeister Dr. Ulrich Getsch (Cuxhaven) und Deichverbände ihren Unmut deutlich gemacht.
Bestick, das ist der Fachausdruck für die vom Land festgesetzte Soll-Maße (Höhe, Breite, Böschungsneigung) des Deiches, berechnet nach Bemessungswasserstand, Wellenauflaufhöhe und Sicherheitsaufschlag. Die Festsetzung ist eine Grundlage für Baumaßnahmen – etwa bei der Erhöhung eines Deiches.
Die Crux: Seit 2007 liegt der Generalplan Küste vor. Damals hatte das Land entschieden, bei der Bemessung der Deichhöhen ein auf 50 Zentimeter erhöhtes Vorsorgemaß für den Meeresspiegelanstieg zu berücksichtigen. Anfang 2016 hatten Gutachter der Forschungsstelle Küste im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz bereits Deichhöhen ermittelt. Die Bemessungswerte waren allerdings „nicht mit den für Hamburg und Schleswig-Holstein von der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) ermittelten Werten ausreichend konsistent“. Deshalb bestand Abstimmungsbedarf mit diesen Ländern.
Anfang 2017 haben sich die Länder auf einheitliche Grundlagen für die Bestimmung der Bemessungswasserstände (Sturmflutwasserstände ohne Seegang) verständigt, so die Sprecherin des Umweltministeriums, Justina Lethen. Die BAW rechnet jetzt neu.
Im Sommer/Herbst soll das BAW-Ergebnis vorliegen. „Dies hätte man schon vor Jahren machen können. Anstatt endlich klare Vorgaben für die notwendigen Deicherhöhungen für den von Sturmflut betroffenen Unterelberaum zu machen, werden die Landkreise und Deichverbände Jahr um Jahr vertröstet“, klagt Roesberg. Er hofft, dass das BWA-Gutachten tatsächlich im Herbst vorliegt. Danach werden die Länder laut Umweltministerium für ihren Bereich ergänzend die Wellenauflaufhöhen und damit die erforderlichen Deichhöhen ermitteln.
Ein konkretes Datum für die Festsetzung will das Ministerium nicht nennen. Diese „erfolgt sukzessive im Zuge der Anpassung der Deiche an die neuen Erkenntnisse“, so Lethen. Vorrangig sei die Ermittlung der Deichhöhen. Wenn diese feststehen, wird das Land den Deichverbänden an der Tideelbe die Mittel für die notwendigen Deichverstärkungen bereitstellen – je nach Priorität. 40 Millionen Euro gibt das Land im Jahr für die Hauptdeiche aus, ein Kilometer kostet eine Million Euro. Allerdings dürfen die Verbände bereits jetzt mit Vorplanungen beginnen. Das hat die Delegation nach TAGEBLATT-Informationen erreicht. In Nordkehdingen weist die Hauptdeichlinie schon heute auf Teilabschnitten einen Unterbestick von bis zu 60 Zentimetern auf. Im Alten Land muss der Deich in Hinterbrack dringend erhöht werden, das Vorland steht hier regelmäßig unter Wasser.
„Mit unserem geschlossenen Auftreten haben wir die Dringlichkeit der Neufestsetzung der Bestickhöhen an den Elbdeichen deutlich gemacht“, sagt Roesberg. Er werde nicht lockerlassen.