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Meyer und Piwek: Das Dream-Team aus Horneburg

Sie wirkt im Stadeum hinter den Kulissen, er tritt gleich zweimal bei den Kleinkunsttagen auf: das Schauspieler-Paar Ruth Meyer und Rainer Piwek aus Horneburg im Foyer. Foto: Lohmann

Sie wirkt im Stadeum hinter den Kulissen, er tritt gleich zweimal bei den Kleinkunsttagen auf: das Schauspieler-Paar Ruth Meyer und Rainer Piwek aus Horneburg im Foyer. Foto: Lohmann

Ruth Meyer und Rainer Piwek aus Horneburg sind ein gut eingespieltes Dream-Team. Sie hat das Programm für die Kleinkunsttage im Stadeum organisiert, er steh zweimal mit seinem Reinhard-Mey-Liederabend "Herzgewitter" auf der Studiobühne.

Mittwoch, 11.04.2018, 18:00 Uhr

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Wie frisch verliebt wirkt das Schauspieler-Paar beim Treffen im Stadeum. Wenn sie aus ihrem Leben erzählen, wird gescherzt und gelacht. Rainer Piwek erzählt von der Zeit, als er als Jugendlicher in der Küche saß und einfache Akkorde klimperte. In der Pubertät, der „Zeit der Todessehnsucht“, fing der junge Piwek an, die Lieder von Reinhard Mey zu spielen. Der Liedermacher, „ein moralisch integrer Mensch“, war nicht nur für den Zwölfjährigen „ein großer Trost“, auch dem 52-jährigen Piwek tun seine Lieder gut.

Fröhlich erzählt Ruth Meyer, wie sie sich am Schauspielhaus in Hannover kennenlernten. In Wedekinds Drama „Frühlingserwachen“ spielte sie 1993 die weibliche Hauptfigur Wendla, Rainer Piwek den Melchior. Seitdem sind die beiden Theater- und Fernsehschauspieler – bekannt unter anderem aus der Krimireihe „Tatort“ und durch Auftritte im Hamburger Thalia Theater – nicht nur privat ein Paar. Auch im Landkreis treten sie gern zusammen auf – früher mit der Liebesgeschichte „Gut gegen Nordwind“, zuletzt mit dem Programm „Weihnachten nach Hause“ (zusammen mit den Gitarristen Lothar Müller und Johannes Wenrich).

Rainer Piwek, 1965 in Bonn geboren und in Königswinter aufgewachsen, war über die Musik zur Schauspielerei gekommen. Nach der Schauspielausbildung an der Hochschule der Künste in Bern und einem ersten Engagement in Konstanz wechselte der Künstler, der singt, Gitarre, Kontrabass und E-Bass spielt, 1993 ans Niedersächsische Staatstheater Hannover. Seit 1996 ist er als Schauspieler und Musiker freiberuflich tätig. Auf vielen Bühnen hat er gestanden, in vielen Kino- und Fernsehfilmen mitgewirkt.

Genau wie Ruth Meyer. Für das reisende Volk der Schauspieler sei sie erstaunlich sesshaft, sagt die 48-Jährige. In Hannover geboren und aufgewachsen, arbeitete sie nach dem Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover beim Staatstheater Hannover.

Nach Horneburg kamen sie 2004 eher zufällig: Sie wollten mit ihren Kindern in die Nähe von Hamburg ziehen und suchten einen Ort mit Bahnanschluss. Was sie an Horneburg überzeugte: die Wohnung und später das Haus am Vordamm, der Fluss, die Nachbarschaft und vor allem ihre Vermieter, zwei Brüder mit Familie. Beide schwärmen, wenn sie vom Leben in der Kleinstadt erzählen. Sie konnten mit den Kindern im Fluss baden und erhielten viel Hilfe, wenn mal wieder einer anrief, „kannst du morgen in München sein“. Dann übernachteten die Kinder nebenan beim Vermieter. Die Kinder sind inzwischen groß, Tewe (20) studiert in Hannover, Anouk (17) macht nächstes Jahr Abitur an der IGS in Buxtehude.

Er lebe gern „in kleineren Zusammenhängen“, sagt Rainer Piwek. Großstädte sind für ihn die „Welt der Autos“, an der Aue hat er eine andere „Weltsicht“. Und ihm gefällt es, dass er hier in Ruhe gelassen wird. Denn mit jedem Fernsehfilm stieg sein Bekanntheitsgrad. Woanders werde er ständig angesprochen, in Horneburg sei das geklärt: „Das ist unser Schauspieler“; er gehört dazu.

Ruth Meyer fiel es schwer, aus Hannover wegzugehen; sie hatte Heimweh nach der Großstadt. Doch auch sie lebt hier inzwischen gern. Das Publikum, „schlau und experimentierfreudig und sehr interessiert“, macht ihr Freude. Sie schätzt das Mehrgenerationenhaus und die Bücherei vor Ort. Rainer Piwek stimmt in den Lobgesang ein. Er liebe die Bücherei im Burgmannshof, sagt er, jeder Ort brauche eine Leihbücherei. Beide bedauern, dass es hier keine Buchhandlung mehr gibt. Als sie seinerzeit überlegten, nach Horneburg zu ziehen, habe der kleine Buchladen in der Langen Straße für sie eine Signalwirkung gehabt: „Wo es einen Buchladen gibt, da lass dich nieder“, sagt Ruth Meyer schmunzelnd.

Im Schloss Agathenburg und im Burgmannshof in Horneburg tritt die Schauspielerin gern auf, ihre Lesungen sind immer schnell ausverkauft. Das Mehrgenerationenhaus hat sie von Anbeginn an als eine der Paten unterstützt. In den Anfängen sei es für das Haus wichtig gewesen, „ein Gesicht zu zeigen“, um es zu vermarkten, sagt sie. Heute habe es das nicht mehr nötig.

Mit einer 30-Stunden-Stelle arbeitet Ruth Meyer inzwischen beim Stadeum. Sie war zunächst für das Kinder- und Jugendprogramm zuständig, inzwischen auch – zusammen mit Stadeumchef Egon Ahrens – für die Ab-oplanung; auch die ersten Kleinkunsttage hat sie auf die Beine gestellt. Die Schauspielerei betreibt sie nach Feierabend und an freien Tagen, die Auftritte sind für sie ein guter Ausgleich zur Verwaltungsarbeit.

Doch habe sie auch die Freiheit, tageweise in ihrem Beruf zu arbeiten – wenn das Telefon klingelt und die Agentur sie für den Dreh von „Aktenzeichen XY ungelöst“ in München oder die „Soko Wismar“ anfordert. Ihre nächsten Projekte: Lesungen in Buxtehude am 23. April, dem „Welttag des Buches“, und am 30. Mai im Schloss Agathenburg. „Es ist ein Glücksgriff für mich, dass ich beides machen kann“, sagt die Schauspielerin. Für beide Seiten sei es von Vorteil, dass sie die jeweils andere Seite kennt.

Mit dem Fahrrad fährt Rainer Piwek zur Arbeit. Sein Probenraum liegt in Neuenkirchen direkt am Fluss – und zwar so, dass ihn keiner hört. Das sei ihm wichtig, sonst sei er gehemmt, sagt er schmunzelnd. Proben seien laut und teilweise auch „richtig hässlich“.

Der Schauspieler will sich vom Theater zurückziehen. Was läuft, läuft, etwas Neues will er aber nicht mehr beginnen. Aktuell spielt er im Kultstück „Thalia Vista Social Club“ im Thalia-Theater. Nun will er sich auf Filmproduktionen konzentrieren. Die RTL-Serie „Der Lehrer“ wird weiterlaufen. Über sein neuestes TV-Projekt in Freiburg und Frankfurt will er noch nichts verraten, nur so viel: Im April und Mai wird gedreht.

Nun steht der Reinhard-Mey-Abend im Stadeum an; die intime Atmosphäre der Studiobühne gefällt Rainer Piwek. Das Liederprogramm, mit dem er vor 15 Jahren am Staatstheater in Hannover Premiere feierte und das auch am Thalia Theater lange lief, hat er für den Abend neu zusammengestellt, die Lieder neu interpretiert. Das habe gut getan, sagt er. Und tröstlich war es auch.

 

Rainer Piwek

Der Reinhard-Mey-Liederabend „Herzgewitter“ am Donnerstag, 3. Mai, im Stadeum ist ausverkauft. Deshalb gibt es einen Zusatztermin für Sonntag, 6. Mai, 19.45 Uhr. Rainer Piwek und Dr. Danilo Kardel interpretieren Reinhard Mey eigenwillig und auf ganz neue Art und Weise. Maximal 120 Zuschauer können das Konzert auf der Studiobühne erleben. Eintrittskarten für den Abend im Rahmen der Kleinkunsttage (3. bis 6. Mai) gibt es für 24,60 Euro, ermäßigt 13,05 Euro, unter 0 41 41/ 40 91 40, bei den bekannten Vorverkaufsstellen und unter www.stadeum.de

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