Natur rund um Buxtehude in Ruhe erleben

Die Has‘ und Igelroute führt teilweise auch durch Buxtehude. In der Märchenstadt soll das legendäre Rennen zwischen den namensgebenden Tieren der Fahrradroute einst stattgefunden haben. Fotos: Reineke
Einmal rund um Buxtehude fahren – zwischen Feldern und Wiesen. Diese Gelegenheit bietet die Has‘ und Igelroute. Bei sonnigem Wetter waren die Bedingungen für eine Radtour optimal. Doch wenige Kilometer vor dem Ziel sorgte ein Regenschauer für ein nasses, abruptes Ende.
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13.30 Uhr, Start am Föhrenweg in Buxtehude Richtung Ottensen: Die Mittagshitze ist noch im vollen Gange. Mit Fahrtwind sind die Temperaturen aber angenehm und kaum spürbar. Voller Elan wird die rund 38 Kilometer lange Tour rund um Buxtehude gestartet. Immerhin heißt die Route „Has’ und Igel“. Anhand des Namens lässt sich vermuten, dass es eine Tour für die gesamte Familie sein soll. Das dachten meine Freundin und ich zumindest.
Auf den ersten Metern ist die Laune trotz einiger Schlaglöcher auf dem Fahrradweg bestens. Schnell bekommen wir die erste Sehenswürdigkeit zu sehen, obwohl diese nicht in der Information zu der „Has’ und Igelroute“ aufgeführt wird. Es handelt sich um die viel diskutierte Fahrradspur in Ottensen. Da zu diesem Zeitpunkt kein Verkehr durch den Ort fährt, kann die Spur ordnungsgemäß ohne Gefahr genutzt werden. Nach dem Ortschild gibt es wieder einen asphaltierten Radweg, der mit einem Grünstreifen von der Straße getrennt ist.

An der gesamten Strecke sind Rinder oder Pferde auf Weiden.
Richtung Nindorf kommen uns vereinzelt Fahrer auf Rennrädern entgegen. Der alte Drahtesel auf dem ich fahre, fällt dagegen quasi auseinander. Dennoch verrichtet er seine Arbeit anstandslos. In Klein Nindorf bietet sich die erste Gelegenheit für eine Pause. Im Café vom Hof Tschritter können Radfahrer einen Stopp einlegen. Nach nicht einmal 20 Minuten Fahrtzeit wird die Option jedoch nicht genutzt. Die offizielle Route führt ohnehin 100 Meter vorher auf einen Feldweg. Auf dem Feldweg sind wir vorübergehend zu dritt. Ein Marienkäfer hat es sich auf meiner linken Schulter bequem gemacht. Erst nach einigen Hundert Metern fliegt er weiter. Währenddessen kommt die Frage auf, wozu der Schlenker durch die Felder nötig war. Immerhin wäre auch der Radweg in Klein Nindorf Richtung Nindorf verlaufen. Dorthin führt auch der kleine Umweg. Schließlich wird doch die erste Pause eingelegt. Grund hierfür sind Pferde am Straßenrand. Meine Freundin möchte die Vierbeiner aus der Nähe begutachten und streicheln. Ohnehin sind bisher mehr Pferde als Menschen zu sehen. Auch die zwei vorbeifahrenden Radfahrer ändern daran nichts.
14.15 Uhr, Brückenmaut bei Esteüberquerung: Nach wie vor gut gelaunt geht es weiter. Doch nun steht der schwerste Abschnitt des Tages bevor. Zunächst müssen einige Meter über Kopfsteinpflaster zurückgelegt werden. Zudem liegt viel Sand auf der Strecke, so dass eine Kontrolle über das Fahrrad kurzzeitig volle Konzentration benötigt. Anschließend geht es durch eine Wiese Richtung Wald. Nur eine wenige Zentimeter breite Schneise im Gras lässt das Fahren zu. Nebeneinander fahren ist nicht möglich.

Ein Teil der Route läuft parallel zu den Bahngleisen nahe Buxtehude.
Auf diesem zwei Kilometer langen Teilstück wäre der gemeinsame Familienausflug mit Kindern möglicherweise in Stocken geraten. Von der vermeintlich niedlichen „Has’ und Igelroute“ sind die Untergrundbedingungen weit entfernt. Auch die Stimmung wird kurzzeitig gedämpft, da die Befürchtung besteht, dass die Beschaffenheiten sich im Wald nicht bessern werden. Doch diese Vermutung bestätigt sich nicht. Es sollte der einzige unbequeme Abschnitt des Tages bleiben.
Am Wald zwischen Moisburg und Daensen angekommen, muss die Este überquert werden. Doch die dafür vorgesehene Holzbrücke wird an diesem Tag bewacht. Zwei hüftgroße Hunde stehen nebeneinander und versperren den Durchgang. Es sieht so aus, als ob die Tiere eine Maut für das Passieren der Brücke verlangen würden. Doch die fällt nicht an. Die auf der Brücke stehenden Herrchen rufen ihre Vierbeiner zu sich, und der Weg ist frei.
Es folgt ein gemütlicher Waldabschnitt. Passanten walken, sind mit ihren Hunden oder dem Fahrrad unterwegs. In Daensen wird aus dem Schotterweg auch wieder eine asphaltierte Straße.
14.30 Uhr, idyllische Fahrt nach Ovelgönne: Vorbei am Golfclub in Daensen geht es weiter durch Pippensen in Richtung Immenbeck. In Pippensen folgt der einzige Moment des Tages, an dem nicht klar ist, in welche Richtung die Route weitergeht. Doch nach einem kurzen Blick hinter die nächste Kurve des einen Abzweigs ist die Irritation geklärt. Da nur zwei Privatgrundstücke folgen und kein Feldweg, muss es an der Abzweigung nach links gehen. Obstbäume, Felder und Wiesen erstrecken sich, soweit das Auge reicht. Keine Menschenseele ist zu sehen. Wir genießen die Natur und fahren entspannt bis zur nächsten Straße kurz vor Immenbeck. Gemütlich wollen wir uns durch den Ort bergab rollen lassen. Gerade als die Fahrräder Tempo aufnehmen, folgt jedoch ein Wegweiser. „Has’ und Igelroute“ rechts abbiegen. Natürlich wieder in einen Feldweg und vorbei am nächsten Golfplatz. Doch das stellt kein Problem dar. Das Gute an Feldwegen ist: wenig Verkehr, wenige Menschen, dafür Ruhe und umso mehr Pferde und Kühe. Von denen stehen auf dem Weg nach Ovelgönne wieder mehrere auf den Weiden.

Die Ovelgönner Wassermühle bietet Gelegenheit für eine Pause.
15.20 Uhr, reger Verkehr an B 73 und Bahngleisen: In Ovelgönne geht es wieder bergab. Vorbei an der Wassermühle Richtung B 73 rollen die Fahrräder, ohne dass wir in die Pedale treten müssen. Es folgt die womöglich gefährlichste Stelle des Tages. Ohne Ampel oder Zebrastreifen muss die Bundesstraße kurz vor einer Kurve passiert werden. Der Verkehr hält sich in Grenzen, so dass kein langes Warten vonnöten ist.
Erneut wechselt der Untergrund zu Schotter. Ein weiterer Feldweg führt in das Buxtehuder Moor. Direkt nach dem Bahnübergang wird eine kurze Pause eingelegt: Wasser trinken und eine Banane essen. Erst die S-Bahn Richtung Buxtehude und anschließend die Regionalbahn Richtung Hamburg fahren vorbei. Da die Route bis Buxtehude parallel zu den Gleisen verläuft, folgen weitere Züge. Auch Pferde und Rinder dürfen nicht fehlen. In Buxtehude werden die Wasservorräte in einem Supermarkt aufgefüllt. Bei Bedarf kann auch ein Besuch in die Buxtehuder Innenstadt eingelegt werden. Doch dies ist an diesem Tag nicht im Fokus.
16 Uhr, Wolkenbruch kündigt sich an: Unterwegs nach Dammhausen verschwindet der strahlende Sonnenhimmel. Über Neukloster und Hedendorf zieht eine schwarze Wolkenfront auf. Nach kurzer Diskussion wird weitergefahren. Immerhin sind es nur noch ein paar Kilometer. Ein Trugschluss. Von Minute zu Minute stürmt es mehr.
16.25 Uhr, jähes Ende unter einem Carport: In Neukloster ist es soweit. Der Himmel öffnet seine Schleusen. Die Tour abbrechen und nach Hause fahren – unmöglich, ohne innerhalb weniger Sekunden durchnässt zu sein. Ein Carport eines Mehrfamilienhauses bietet Schutz. Ein Auto fährt auf den Hof, die aussteigenden Anwohner können sich ein Grinsen nicht verkneifen, doch sie haben Verständnis für die missliche Lage. Wenig später geht ein Pärchen zu einem anderen Auto. Beim Einsteigen bemerken sie uns und grüßen. Doch an der regnerischen Situation ändert sich nichts. Die Lust auf Weiterfahren bis zum Ende der Tour ist ohnehin verflogen. Erst nach 65 Minuten lässt der Regen nach. Wir nutzen die Gelegenheit. Auf direktem Weg geht es durch den Neukloster Forst nach Hause.
Auch die offizielle Route wäre nach einem Schlenker über Hedendorf durch den Forst bis zum Startpunkt am Föhrenweg verlaufen. Diese verwehrten Eindrücke können bestimmt bei der nächsten Fahrradtour auf der ruhigen und bis auf wenige Ausnahmen angenehm zu fahrenden Route bewundert werden.
- Länge: 37,9 Kilometer.
- Fahrtzeit: 4 Stunden mit Pausen
- Wegequalität: Asphaltierte Radwege. Kopfsteinpflaster- und Schotterpassagen. Strecke kürzbar.
- Beschilderung: Logo Has‘ und Igelroute durchgehend beschildert.
- Streckenführung: Ottensen, Nindorf, Daensen, Immenbeck, Ovelgönne, Buxtehude, Neukloster, Hedendorf, Ottensen.
- Sehen und erleben: Märchenstadt Buxtehude, Museum Buxtehude, Has‘ und Igelpfad, Has‘ und Igel Führungen, Neukloster Forst, Wassermühle Ovelgönne.
- Gastronomie an der Strecke: Hof Tschritter, Restaurant Dodenhusen, Bäckerei Hase & Igel, Bäckerei Dietz, Grill Imbiss Neukloster, diverse Restaurants und Supermärkte in der Buxtehuder Innenstadt
- Radwanderbus/Bahn: Station Buxtehude Hafenbrücke als Ausgangspunkt
- E-Bike-Ladestationen: Keine
2008 fiel der Startschuss für die Umsetzung des Radwegekonzeptes, das der Landkreis zusammen mit den Kommunen und dem Tourismusverband Landkreis Stade/
Elbe erarbeitet hat. Das Ziel: Radfahrende Gäste und Einheimische sollen ein gut ausgebautes, einheitlich ausgeschildertes Radwegenetz geboten bekommen. Karte und App gibt es beim Tourismusverband in Grünendeich, Kirchenstieg 30. www.urlaubsregion-altesland.de

Die Has‘ und Igelroute ist durchgängig ausgeschildert.

Die B 73 muss in Ovelgönne ohne Ampel überquert werden.
