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Plakate des großen Künstlers Robert Rauschenberg

Robert Rauschenberg: Rauschenberg Overseas Culture Interchange , National Gallery of Art, Washington D.C., Mai bis September 1991, Siebdruck auf silber beschichtetem Papier, 66,9 x 99,4 cm. © Robert Rauschenberg Foundation / VG Bild-Kunst,

Robert Rauschenberg: Rauschenberg Overseas Culture Interchange , National Gallery of Art, Washington D.C., Mai bis September 1991, Siebdruck auf silber beschichtetem Papier, 66,9 x 99,4 cm. © Robert Rauschenberg Foundation / VG Bild-Kunst,

Einen so umfassenden Überblick über das Werk von Robert Rauschenberg gab es noch nie: Das Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) zeigt 120 Grafiken und Plakate, die der Künstler zwischen 1960 und 2005 entworfen hat.

Von Claudia Chwialkowski Samstag, 02.09.2017, 10:00 Uhr

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Dank einer Schenkung des Hamburger Sammlers Claus von der Osten verfügt das MKG über die weltweit umfangreichste Sammlung mit fast 160 von Rauschenberg entworfenen Plakaten.

Neben Andy Warhol und Joseph Beuys gehört Robert Rauschenberg (1925–2008) zu den Großen der Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Robert Rauschenberg, aufgewachsen im texanischen Provinznest Port Arthur, besucht von 1947 bis 1951 Kunstakademien. Seine berühmtesten Werkserien, die Combines und die Silkscreen Paintings, entstehen 1954 beziehungsweise 1962. Von nun an folgen regelmäßig Werkserien, in denen Rauschenberg seine typische Arbeitsweise immer wieder variiert: die Verarbeitung von neuen Techniken, Werkstoffen und Materialen und deren Verbindung mit neuen Bildideen. Es gibt unter anderen die Cardboard Series (Wandreliefs aus benutzten, auseinandergefalteten Kartons), die Jammers (Kompositionen aus durchscheinenden farbigen Stoffen) oder so gigantische Werke wie das Quarter Mile or 2 Furlong Piece oder Quake in Paradise, eine vielteilige Installation aus bedruckten Aluminiumplatten.

Neben dem steten Neuerfinden von Werkreihen gibt es auch Konstanten in Rauschenbergs Schaffen. Dazu gehören die Plakate und seine Druckgrafik. Wie wichtig dem Künstler dieses Medium war, zeigt die Tatsache, dass er sich eine eigene Druckerei einrichten lässt. Die ersten Plakate entstehen in den Jahren um 1960, als mit den Combines der Erfolg einsetzt und Rauschenberg regelmäßig seine neuen Arbeiten ausstellen kann. Die Ausstellungen werden stets von Plakaten angekündigt, die Rauschenberg selbst gestaltet.

Ab 1968 beginnt er, mit den Collagen auf seinen Plakaten kleine Geschichten zu erzählen und entwirft sie immer häufiger auch für fremde Anlässe. In der Regel dienen seine Entwürfe dem Fundraising – der Erlös aus dem Verkauf geht an den Auftraggeber. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre kommt der internationale Erfolg mit großen Ausstellungstouren durch die großen Städte der USA. Regelmäßig entwirft Rauschenberg Plakate und lässt auf ihnen seinen Namen nicht mehr drucken, sondern setzt seine große und gut lesbare Signatur wie ein Markenzeichen ein. Die 1980er Jahre sind geprägt von einer der größten Unternehmungen, die je ein moderner Künstler realisierte: Mit Rauschenberg Overseas Culture Interchange organisiert er eine Ausstellungstournee, die sich zwischen 1986 und 1991 auf sieben Jahre und elf Nationen ausdehnt. Mehrheitlich geschieht dies in Staaten, zu denen die USA ein angespanntes Verhältnis hatten, darunter Kuba, China und die Sowjetunion. Die Ausstellungen werden zu großen Teilen vor Ort erarbeitet, und natürlich mit einem Plakat angekündigt.

Neben diesen Ankündigungen von Ausstellungen entstehen vermehrt Plakate für andere Auftraggeber. Seit den Jahren um 1970 wird Rauschenberg immer häufiger gefragt, bestimmte Anliegen mit seiner Kunst zu unterstützen. Der Künstler hilft mit seinen Entwürfen Aids-Organisationen, er macht sich gegen Apartheid stark, setzt sich für die Erhaltung der Umwelt ein oder schafft Drucke für die Jubiläen von Sinfonie-Orchestern und Theatern. Allein für die UNO und ihre Unterorganisationen entwirft er 20 Plakate. Er kündigte den Earth Summit 1992 in Rio an oder die Habitat-Konferenz in Istanbul. In der Regel werden Rauschenbergs Plakatentwürfe in eher kleinen Editionen wie eine Grafik verkauft, und der Erlös kommt dann den entsprechenden Organisationen zugute.

Grundsätzlich sind Rauschenbergs Plakate selten zum Plakatieren gedacht. Vielmehr wenden sie sich in erster Linie an den Sammler und Liebhaber. Fast 180 Plakate entwirft Rauschenberg in vier Jahrzehnten. Viele sind mittlerweile Raritäten und werden international gehandelt.

Sein letzter Plakatentwurf entsteht 2005 für das Los Angeles County Museum of Art und kündigt eine Ausstellung der eigenen Plakate an. Der Künstler kann seit einem Schlaganfall nicht mehr schreiben und beglaubigt das Plakat mit seinem Daumenabdruck. (st/chw)

Robert Rauschenberg. Posters
bis 8. Oktober
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Steintorplatz
Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 8 Euro, bis 17 Jahre frei
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr

www.mkg-hamburg.de

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