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Charismatische Persönlichkeiten im Visier

Preisgekrönter Autor Alois Prinz stellt unterschiedliche Biografien vor

Autor Alois Prinz stellt sich den Fragen der Zehntkläßler. Foto Felsch

Autor Alois Prinz stellt sich den Fragen der Zehntkläßler. Foto Felsch

Anstrengende Tage für den Autor Alois Prinz: Nach dem gut besuchten Abend in der Buchhandlung „Schwarz auf Weiß“ folgen gleich am nächsten Morgen zwei weitere Lesungen.

Von Franziska Felsch Donnerstag, 14.02.2019, 17:52 Uhr

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In der Realschule Süd stellt der Schriftsteller sein neustes Buch über Martin Luther King vor, anschließend, im Gymnasium Süd, sein Biografie über Joseph Goebbels.

Donnerstagmorgen 8 Uhr: Zwei zehnte Klassen hören gebannt zu, als der preisgekrönte Autor und Journalist aus Bayern über sein Leben und seine Werke spricht. In einem Familienhaushalt ohne Bücher aufgewachsen, formte sich dennoch als Jugendlicher der Wunsch, zu schreiben. Nach dem Studium der Politologie, Kommunikationswissenschaften und Germanistik, arbeitete der 60-Jährige für Zeitungen wie die „Süddeutsche“, bevor er Bücher, vor allem Biografien, verfasste. Obwohl die sich wie Romane lesen, sind sie akribisch recherchiert.

Als Prinz über die Entstehung seines neusten Werkes „I have a dream“ erzählt, ist zu spüren, wie sehr ihn Martin Luther King und sein gewaltfreier Widerstand, dem sich selbst kriminelle Jugendgängs fügten, beeindruckt hat.  Die Idee zu dem Buch sei ihm bei einem Amerika-Aufenthalt gekommen. „In den USA haben sich seit den 60er Jahren, als der Baptistenprediger und seine Anhänger auf die Straße gingen, die Gesetze zugunsten der Afroamerikaner zwar geändert, aber in den Köpfen einiger Weißer herrschen immer noch rassistische Vorurteile“, bedauert der Schriftsteller. Prinz zeigt Fotos von damals, die die ungeheure Brutalität der Polizei belegen und  Filmausschnitte mit den berühmten Reden des Bürgerrechtlers, die in die Geschichte eingingen. Charismatische Persönlichkeiten, die sich ungeachtet der Risiken friedvoll für das Wohl der Menschen einsetzten, gelte sein besonderer Respekt. “Wir haben das Recht für unsere Rechte zu kämpfen,“ zitiert er den Friedensnobelpreisträger.   „Leute wie ihn, solltet ihr euch zum Vorbild nehmen“, rät er den Schülern zum Schluss.

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Auf der nachfolgenden Veranstaltung im Gymnasium Süd ein gänzlich anderer Satz: Auch die „Perfektion des Bösen“ sollte angeschaut werden. Wieder zwei zehnte Klassen, die 90 Minuten an seinen Lippen hängen, als er aus seinem Buch „Der Brandstifter“ vorliest. „Normalerweise schreibt man über Vorbilder,“ antwortet Prinz auf die Frage, warum Goebbels. „Ich wollte deutlich machen, wie schnell man auf diese Schiene kommen kann und wie lächerlich diese Bestie in Wirklichkeit war.“ Das Thema, wie schafft es ein Einzelner, die Massen zu instrumentalisieren, habe ihn gereizt.  Eine gewisse Faszination für den Propagandaminister des Dritten Reiches, einen Schreibtischtäter, auf der Seite hochintelligent, auf der anderen grausam und skrupellos, sei vorhanden, gibt Prinz zu. Ebenso wie die Suche nach einer Erklärung.

Der schmächtige Mann mit dem Klumpfuß habe ständig um Anerkennung gebuhlt und sie schließlich bei den Nazis gefunden. „Er war überzeugt, dass man alles erreichen kann, wenn man etwas dafür tut“, beschreibt Prinz den Emporkömmling. Sein Ehrgeiz und seine unbedingte Ergebenheit für den Führer machten fassungslos. Sich der gespaltenen Persönlichkeit Goebbels zu nähern, gelänge nur mit einer Portion Ironie - eine Aussage, die Ursula Remmers vom Friedrich Bödecker Kreis, der die Schullesungen organisiert, etwas Bauchschmerzen bereitet. „Hoffentlich verstehen die Schüler das richtig“, so die ehemalige Lehrerin. Eine Meinung, die auch Eltern andere Schulen teilten, an denen Prinz sein Goebbels-Buch vorstellen wollte und die ihren Kindern den Besuch der Lesung nicht erlaubt hatten.

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