Streit über nächtliches Tempolimit

Nachts gilt hier Tempo 30. Foto Heimken/dpa
In Hamburg ist ein Streit über ein nächtliches Tempolimit auf Hauptverkehrsstraßen ausgebrochen.
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Während Umweltschützern das Konzept von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) nicht weit genug geht, fügt der Senat aus Sicht der CDU der Mobilität in Hamburg dadurch „einen schweren Schaden zu“.
„Wer nachts für Ruhe sorgen will, ist mit Tempo-30-Diktaten schlecht beraten“, sagte der CDU-Politiker Dennis Thering. Der rot-grüne Senat verabschiede sich damit vom wichtigen Prinzip „Leistungsfähige Hauptverkehrsstraßen – verkehrsberuhigte Wohnstraßen“. Tempo 30 im Vergleich zu Tempo 50 führe weder tagsüber noch nachts zu einer nennenswerten Reduktion der Lärm- und Schadstoffemissionen.
Bisherige Erfahrungen zeigten vielmehr, dass mit Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen die Lärmbelästigung im Durchschnitt um 2,5 Dezibel sinke und damit so gering, dass der Unterschied kaum zu hören sei. Gleichzeitig steige jedoch die Abgasbelastung an. Viel wirksamer beim Kampf gegen Verkehrslärm wäre es stattdessen, die Zahl der mobilen Geschwindigkeitskontrollen im Allgemeinen und speziell in den Nachstunden deutlich auszuweiten. Außerdem solle der Senat verstärkt auf lärmmindernde Fahrbahnbeläge, sogenannten Flüsterasphalt, setzen.
Die Umweltschutzorganisation BUND bezeichnete die Maßnahme dagegen als „völlig unzureichend“. Von der Lärmschutzmaßnahme profitierten höchstens 2000 Anwohner, in Hamburg leben aber mehr als 140 000 Menschen an gesundheitsschädlich verlärmten Straßen. „Nachts Tempo 30 an sechs Straßenabschnitten – nur das Problem komplett auszusitzen wäre weniger ambitioniert. Selbst wenn in diesem Jahr noch einmal vier Straßenabschnitte dazukommen, profitieren weniger als drei Prozent der Betroffenen von diesen Maßnahmen“, sagte Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg.
Der Senat hat jetzt erste Maßnahmen des Lärmaktionsplans 2018 umgesetzt und an sechs Hauptstraßen das Tempo in der Zeit zwischen 22 und 6 Uhr auf 30 Stundenkilometer reduziert. Betroffen sind die Holtenklinker Straße und die Bergedorfer Straße im Stadtteil Bergedorf, die Eiffestraße und die Rennbahnstraße in Mitte, der Mühlendamm in Nord und die Vogt-Wells-Straße in Eimsbüttel. Vier weitere Abschnitte in Altona (Holstenstraße), Nord (Braamkamp und Tarpenbekstraße) und Wandsbek (Bramfelder Chaussee) sollen voraussichtlich im ersten Halbjahr 2018 folgen.