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Synthopol Chemie investiert weiter in Buxtehude

Synthopol Chemie-Produktionsleiter Lars Arnold erklärt dem Stader Bundestagsabgeordneten Oliver Grundmann (CDU; links) die neue Produktionsanlage in Halle 16; der Christdemokrat ist Jurist und Chemielaborant. Foto Vasel

Synthopol Chemie-Produktionsleiter Lars Arnold erklärt dem Stader Bundestagsabgeordneten Oliver Grundmann (CDU; links) die neue Produktionsanlage in Halle 16; der Christdemokrat ist Jurist und Chemielaborant. Foto Vasel

Synthopol Chemie steuert in diesem Geschäftsjahr einem Rekordumsatz entgegen. Geschäftsführer Dr. Henning Ziemer rechnet mit einem Umsatz von knapp über 150 Millionen Euro. Auch 2018 werde das mittelständische Familienunternehmen kräftig in seine Zukunft investieren.

Von Björn Vasel Donnerstag, 03.08.2017, 20:00 Uhr

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Das hat Ziemer am Mittwoch bei einem Betriebsbesuch des CDU-Bundestagsabgeordneten Oliver Grundmann (CDU) verkündet. 

„Wir wachsen weiter“, berichtete der Synthopol Chemie-Geschäftsführer Dr. Henning Ziemer dem Politiker aus Stade. Die Auftragsbücher seien voll. Um die Nachfrage nach Kunstharzen made in Buxtehude erfüllen zu können, will das Unternehmen im Jahr 2018 in eine zweite Anlage in der neuen 37 Meter hohen, sechsgeschossigen Halle investieren. Im Herbst geht es in die konkrete Planung, Tanklager für Fertigwaren und Rohstoffe gehören laut Ziemer auch zum Investitionsprogramm. Im Januar 2017 war die erste Anlage in der Halle 16 in Betrieb gegangen. Insgesamt könnten in der neuen Riesen-Halle – sie ermöglicht weiteres Wachstum – mittel- und langfristig sogar zehn Anlagen mit einer Kapazität von 100 000 Tonnen laufen. Derzeit können im gesamten Werk 75 000 Tonnen produziert werden. Die Grenzen des Wachstums sind allerdings noch lange nicht erreicht: Laut der Betriebsgenehmigung der Gewerbeaufsicht „könnten wir bis zu 185 000 Tonnen im Jahr herstellen. Wir haben noch viel Luft nach oben“, sagte Ziemer.

Seit 2013 habe Synthopol mehr als 20 Millionen Euro am Alten Postweg investiert. Im nächsten Jahr will Synthopol Chemie einen „mittleren einstelligen Millionen-Betrag“ in die Hand nehme. Das Wachstum sichert nicht nur die 200 Arbeitsplätze bei dem Hersteller von Kunstharzen für die Lack-, die Farben-, die Kunststoff- und die Klebstoffindustrie, sondern füllt auch die Kassen der Stadt. 2,8 Millionen Euro beträgt die Gewerbesteuer.

Der Mittelständler hatte sich 2012 das Malteser- und 2016 das TZB-Gelände für eine weitere Expansion in den nächsten 15 bis 25 Jahren gesichert – insgesamt (85 000 Quadratmeter).

Das ehemalige Malteser- und das TZB-Gelände (hinten) bieten Platz für die weitere Expansion des mittelständischen Unternehmens. 

Die Investitionen seien eigenfinanziert, die Wertschöpfungskette liege in der Hand des Unternehmens. Dieses ist ein Auftragsfertiger – und bedient viele Märkte. So können Konjunkturdellen ausgeglichen werden. Produziert wird rund um die Uhr. 40 Prozent der Produktion geht in den Export, Hauptmärkte seien EU-Staaten. Beim Export profitiere Synthopol von der Hafen-Nähe. Die Buxtehuder liefern weltweit – von Mittelamerika über Russland, Indien und China bis nach Australien. Rückgrat ist die Forschung und Entwicklung mit 35 Mitarbeitern – sie arbeiten „im engen Kundenkontakt“ an neuen Produkten.

Sechs Auszubildende sind in diesem Jahr eingestellt worden. Ingenieure und Chemiker zu finden, sei nicht einfach. Es gebe wenig Spezialisten. Positiv sei die Hamburg-Nähe. 85 Prozent der mehr als 500 Rohstoffe kommen aus der Petrochemie, allerdings setze die Firma verstärkt auf nachwachsende Rohstoffe. Der Markt sei allerdings noch nicht bereit, höhere Preise dafür zu zahlen.

Im Fokus habe Synthopol auch die steigenden Energiepreise. 45 Gigawattstunden Gas und Strom werden verbraucht. Das sei trotz Steuerentlastung ein wichtiger Kostenfaktor. „Wir bleiben den Stadtwerken – genauso wie dem Standort Buxtehude – treu“, betonte Ziemer.

Vor mehr als 30 Jahren machte Oliver Grundmann bei Unilever eine Ausbildung zum Chemielaboranten, unter den Augen von Dr. Jörg Benecke (Leiter der Forschung und Entwicklung) durfte der Christdemokrat bei Synthopol noch einmal ins Labor. 

Doch Oliver Grundmann informierte sich mit dem Landtagsabgeordneten Helmut Dammann-Tamke und den Ratsmitgliedern Sylvia Köhnken, Robert Kamprad und Stefan Schilling nicht nur über das Werk. „Mein Herz schlägt für die Chemie“, sagt der Politiker, vor 30 Jahren hatte der Jurist sich bei Unilever (Elida Gibbs) in Buxtehude zum Chemielaboranten ausbilden lassen. Das Unternehmen trug auch Wünsche an die Abgeordneten heran. Vor zwei Monaten hatte Ziemer dem Niedersächsischen Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Olaf Lies (SPD), und der Stader SPD-Landtagsabgeordneten Petra Tiemann den Wunsch nach einem Versuch mit einem EuroCombi-Transport vorgetragen. Bislang gab es keine Rückmeldung aus Hannover. Die Idee: Ein Zulieferer aus NRW schickt seine Ware mit einem überlangen Lkw (25 Meter, bis zu 44 Tonnen) auf die Reise nach Buxtehude, um die Straßen am Werk-Bereich entlasten. Bis zu 25 Lkw kommen am Alten Postweg täglich an. Grundmann und Dammann-Tamke wollen jetzt Druck machen. Letzterer sitzt an einer schriftlichen Anfrage für den Landtag. Und: Bei der A 26 hoffen die Buxtehuder auf eine zügige Fertigstellung.

 

Das Unternehmen setze auf Sicherheit und Transparenz. So hat es sich an den Kosten der circa 8000 Euro teuren, neuen Warnsirene am TZB beteiligt und zum Jahresanfang die Anwohner informiert. Wie berichtet, gibt es einen Achtungsabstand von 235 Metern. In diesem Bereich sind öffentliche Einrichtungen – wie etwa eine Moschee – nicht zulässig.

So sehen es die Festlegungen der Störfallverordnung. Synthopol Chemie-Produktionsleiter Lars Arnold betont, dass es im Werk umfangreiche Vorrichtungen für den Brandschutz gebe, von Löschwasserkanonen bis -Tanks. Darüber ist die Politik allerdings nur im nicht öffentlichen Teil des Inneren Ausschusses von der Verwaltung informiert worden, kritisiert SPD-Ratsherr Horst Subei die Fachgruppenleitung. Das sei unvereinbar mit dem Transparenzgebot der Bürgermeisterin. Er hatte sich beim Kreis den Katastrophenschutzsonderplan angeguckt. „Das was Synthopol beim Brandschutz macht, ist positiv“, sagt er mit Blick auf das Großfeuer von 2000. Er wünsche sich mehr Infos der Verwaltung zu Fragen der Folgen für die Wohnbebauung im Eilendorfer Moor. Jetzt müsse die Firma noch den Alten Postweg von wartenden Lkw entlasten. Bei der Verkehrssicherheit gebe es Gespräche mit der Stadt, angedacht sind eine weitere Zufahrt und die Nutzung des Seitenstreifens.

 

Synthopol Chemie ist 1957 von dem Kaufmann Dr. Peter Koch in Hamburg gegründet worden. 1960 baute Koch das Werk am Alten Postweg in Buxtehude auf; 1984 folgte sein Sohn Dr. Günter Koch ihm an der Spitze. Von 65 Mitarbeitern wuchs das Unternehmen auf 200, der Jahresumsatz steuert auf 150 Millionen Euro zu. Produziert werden Kunstharze für die Lack-, Farben-, Kunststoff- und Klebstoffindustrie; etwa 450 Produkte gibt es. Nach dem Großbrand von 2000 wurde das Werk wieder aufgebaut. Ab 2015 errichtete der Mittelständler eine neue, sechsstöckige Produktionshalle, im Januar 2017 ging die neue Anlage in Produktionsbetrieb.

Im Jahr 2012 hatte das Unternehmen bereits das benachbarte 20 000 Quadratmeter große frühere Malteser-Aquavit-Werk erworben. Im Herbst 2016 veräußerte die Stadt Buxtehude das 7000 Quadratmeter große Grundstück des Technologie-Zentrums an das Unternehmen. Rund ein Fünftel der Belegschaft ist im Bereich Forschung und Entwicklung tätig, die Hälfte im Bereich der Produktion.

www.synthopol.com

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