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TAGEBLATT intern: Die Nationalität von Tätern

Sollen wir oder sollen wir nicht? Nicht selten stehen wir in der Redaktion vor dieser Frage, wenn es darum geht, bei Straftaten die Nationalität des mutmaßlichen Täters zu nennen. Am Montag zur großen Wochenkonferenz war es wieder so weit.

Von Lars Strüning Samstag, 13.01.2018, 14:00 Uhr

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Ein Kollege hatte in dem Bericht über den Tankstellen-Räuber von Stade geschrieben, dass er „nach TAGEBLATT-Informationen südländische Wurzeln“ habe.

Ist das korrekt? Unterschlagen wir Informationen, wenn wir die Herkunft weglassen? Leisten wir Ressentiments gegen Nicht-Deutsche Vorschub, wenn wir die Nationalität nennen? Warum sollte das überhaupt in der Berichterstattung eine Rolle spielen? Vielleicht, weil es die Tat erklärt, wie bei der Blutrache oder bei einem Anschlag mit islamistischem Hintergrund. Wie sieht es bei den vielen Taten im Alltag aus, nennen wir da die Herkunft?

Die Antwort darauf ist ein klares – Jein. Sie muss im Einzelfall diskutiert werden, auch wenn das anstrengend klingt. Als Grundlage dient der Pressekodex:

In der Berichterstattung über Straftaten ist darauf zu achten, dass die Erwähnung der Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu ethnischen, religiösen oder anderen Minderheiten nicht zu einer diskriminierenden Verallgemeinerung individuellen Fehlverhaltens führt. Die Zugehörigkeit soll in der Regel nicht erwähnt werden, es sei denn, es besteht ein begründetes öffentliches Interesse. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.

So weit, so schwammig. Das bedeutet für uns in der Redaktion, dass wir die Nationalität erst einmal grundsätzlich nicht nennen.

Die Ausnahme: Die Polizei nennt die Herkunft mit Verweis auf eine Fahndung. Dann berufen wir uns auf die offizielle Pressemitteilung der Polizei, die die Nationalität herausgegeben hat. Wenn zum Beispiel albanischen Banden für eine Einbruchsserie verantwortlich sind, kann in der Meldung über einen neuen Fall durchaus die Nationalität genannt werden. Letztlich ist jeder Fall hinsichtlich Verbrechen und Nationalität ein Einzelfall und muss immer wieder separat geprüft werden.

Lars Strüning

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