Und wieder schließen Gasthöfe in Drochtersen

Tradition beim Tonnenball im Hotel Zur Post: Wer bestraft wird, wird auf einer Tonne zum Richtertisch gezogen, wie hier beim Ball von 2015. Fotos Tiemann (1), Von Allwörden (3)
Das Sterben der Landgasthöfe geht weiter: Ende März wird das Hotel Zur Post in der Asseler Ortsmitte schließen. Seit Jahresanfang ist das wenige Hundert Meter entfernte Bauernstübchen geschlossen. Beide Wirte fanden keine Nachfolger.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Januar, feiern die beiden Asseler Brüderschaften – die Liebfrauenbrüderschaft von 1472 und die Schiffergesellschaft von 1671 – wieder ihren alljährlichen Tonnenball auf dem Saal des Hotels Zur Post. Aber es wird wohl nicht der letzte Ball an dem Ort sein. Denn Gastwirtin Sonja Pudell will für diesen und einige andere Bälle ihren Saal auch weiter öffnen, auch wenn sie den Betrieb im März aufgibt. Genau genommen hat ihre Tochter das vor, aber die Gaststätte selbst will sie nicht weiterführen.
Momentan befinden sich Sonja Pudell und ihre Tochter in Verhandlungen über eine Fortführung des Saalbetriebes und warten auf entsprechende Genehmigungen. So will der Landgasthof auch weiterhin für den legendären Tonnenball, den Feuerwehr- und Schützenball und während des Schützenfestes die Tore öffnen. Ein Kompromiss, um wenigstens einen Teil der Gaststätte für das Dorfleben zu erhalten. Bis März soll dann feststehen, ob es mit dieser Minimallösung weitergehen wird.
Tradition beim Tonnenball im Hotel Zur Post: Wer bestraft wird, wird auf einer Tonne zum Richtertisch gezogen, wie hier beim Ball von 2015. Fotos Tiemann (1), Von Allwörden (3)
Dass sowohl Sonja Pudell als auch das Gastwirtspaar Lindner mit dem Bauernstübchen aufgeben wollen, ging als Gerücht schon vor über einem Jahr durch den Ort. „Nachfolger sind einfach nicht zu finden“, sagt Sonja Pudell. Weil beide Wirte die 70 schon erreicht oder überschritten haben, zwingt sie das Alter zu diesem Schritt.
Damit setzt sich das seit gut zwei Jahren anhaltende Sterben der Landgaststätten in der Gemeinde Drochtersen fort. Jüngstes Beispiel ist das Hotel Müller in Drochtersen, das seit dem Sommer 2017 nach dem plötzlichen Tod des Inhabers Jörg Müller geschlossen werden musste. Es handelt sich um eine Traditionsgaststätte mitten im Ort gegenüber der Kirche. Was hier die Zukunft bringen wird, sei noch offen, sagt die Seniorchefin und Mutter des verstorbenen Wirtes, Lore Müller. Im Moment jedenfalls ruht der Betrieb.
Geschlossen seit letztem Sommer: das Hotel Müller.
In den Jahren 2015 und 2016 wurden bereits Gaststätten im Drochterser Gemeindegebiet geschlossen. Das Gasthaus Peters in Ritschermoor wurde nach dem Tod des Gastwirtes aufgegeben. Kurz darauf folgte der Landgasthof Meyer, der aus Altersgründen geschlossen wurde. Das Ehepaar konnte das Anwesen verkaufen, aber die neuen Eigentümer bieten nur noch Monteurzimmer an.
Am Gauensieker Hafen schloss die Gaststätte von Kurt Ammer – auch aus Altersgründen. Sie wurde zu Wohnzwecken umgebaut. Im Herbst 2016 beendete das Gasthaus Offe in Dornbusch seinen Betrieb – einziger Gasthof im Ort. Das Gebäude ist mittlerweile abgerissen. Und im Sommer 2017 schloss das Art-Café auf Krautsand. Hier soll es eine Nachfolgelösung ab Saisonbeginn geben.
Seit Jahr esbeginn zu: das Bauernstübchen.