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Ovelgönne: Und plötzlich ist der Bagger weg

Untergang des 120 Tonnen schweren Saugbaggers stellt die Fachleute vor ein Rätsel

Bunte-Vorarbeiter Albert Bruns am Baggersee, an dem nicht mehr gebaggert wird: Die Ölsperre markiert die Stelle, wo der riesige Sandsauger unter Wasser liegt. Foto Michaelis

Bunte-Vorarbeiter Albert Bruns am Baggersee, an dem nicht mehr gebaggert wird: Die Ölsperre markiert die Stelle, wo der riesige Sandsauger unter Wasser liegt. Foto Michaelis

Wie der Koloss im Baggersee versinken konnte, ist nach wie vor völlig unklar. Die Bergung wird voraussichtlich erst in der kommenden Woche erfolgen. Der Spülbetrieb für die Autobahn 26 wird wochenlang unterbrochen sein.

Von Claudia Michaelis Montag, 10.10.2016, 19:08 Uhr

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Am Tag nach dem mysteriösen Abtauchen ihres derzeit wichtigsten Arbeitsgeräts stehen die Fachleute der Firma Bunte am Baggersee in Ovelgönne und blicken noch immer ein wenig fassungslos auf die Stelle, wo noch am Freitag der Saugbagger „Pirat 5“ gelegen hat. Irgendwann zwischen Freitagabend und Sonntagmorgen muss es dann furchtbar geblubbert haben, als der 120 Tonnen schwere Riesensauger, der seit Wochen das Sand-Wasser-Gemisch für den Bau der A 26 durch die Feldmark nach Rübke pumpt, im selbst gegrabenen See versunken ist.

Helmut Klaß, als Projektleiter bei Bunte für das Spülverfahren zuständig, mit dem das Konsortium der Firmen Strabag und Bunte bis Sommer 2018 einen Großteil des für den dritten Abschnitt der A 26 benötigten Sands anliefert, steht vor einem Rätsel. Als ihn am Sonntag gegen 11 Uhr ein Landwirt anrief, der neben dem See seinen Hof hat und sagte „Du, ich steh hier grad am Tor und kann den Bagger nicht sehen, ich seh’ nur noch ein Rohr, das da rausguckt“, dachte er zunächst an einen schlechten Scherz, erzählt Klaß. „Das kann nicht sein, guck doch noch mal genau“, hatte er den Landwirt gebeten. Und als dieser kurz darauf wieder anrief und sagte „Er ist wirklich weg“, habe er sich ins Auto gesetzt und sei zur Baustelle gefahren, berichtet Klaß. Als er dann selbst vor dem Tor stand und einsehen musste, dass da kein Bagger mehr ist, wäre er am liebsten wieder nach Hause gefahren.

Stattdessen rief er die Polizei, und die Hilfsmaschinerie setzte sich in Gang. Denn der Bagger hat vermutlich noch immer rund 15.000 Liter Sprit in seinen Tanks. Mehr als 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, DLRG und THW hatten das Gerät am Sonntagnachmittag zunächst geortet und eine Ölsperre auf die Wasseroberfläche gelegt, unter der in 2,50 Meter Tiefe der Bagger liegt.

Wie das tonnenschwere Gerät sinken konnte, ist den Experten noch immer rätselhaft. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Seit 28 Jahren ist es das erste Mal, dass uns ein Spüler abgesoffen ist“, sagt Bunte-Vorarbeiter Albert Bruns. Die Arbeiter hätten das Gerät am Freitag ordnungsgemäß gesichert und verlassen, sagt Klaß. Was den Sauger später in die Tiefe gezogen hat, ist nach wie vor völlig offen. Ein technischer Defekt oder versuchter Dieselklau auf der Baustelle – alles reine Spekulation.

Gestern waren Taucher einer Hamburger Spezialfirma vor Ort, um zu schauen, wie der Bagger liegt und wie die Spezialisten zur Bergung angreifen können. Das werde allerdings wohl erst in einigen Tagen geschehen können, schätzt Klaß. Während der „Pirat 5“ dann gehoben und repariert wird (den Sachschaden beziffert die Polizei auf eine halbe Million Euro) soll ein Ersatzbagger nach Ovelgönne gebracht werden, damit der Spülbetrieb möglichst bald wieder aufgenommen werden kann. Firma Bunte hat acht Saugbagger wie den „Pirat 5“.

Dennoch wird es wohl mehrere Wochen dauern, bis der nächste Sauger seinen Rüssel wieder in den sandigen Ovelgönner Untergrund tauchen kann. Allein die Genehmigung für den Schwertransport eines Geräts dieser Dimensionen dauert bei den Behörden drei Wochen, weiß Klaß. Einen Termin immerhin hat der Untergang des Baggers allen Beteiligten erspart. Am Montagabend sollte eigentlich ein offizieller Ortstermin mit der Feuerwehr zur Einweisung stattfinden, „falls vor Ort mal was ist“, sagt Klaß. „Das hat sich nun erledigt. Die kennen sich jetzt hier aus.“

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