Vom Puff zum Pub: Harburgs „grüne“ Höhle

Jeden Mittwoch gibt es Live-Musik auf der Bühne: Im Old Dubliner herrscht lockere Stimmung. Fotos: Rümenapf
Es ist wie der Gang in eine Höhle: Wer die Pforte unten passiert hat, muss sich erst einmal orientieren, um sich wenig später von freundlichem Personal und uriger Atmosphäre umfangen zu lassen: „The Old Dubliner“ ist der ultimative Irish Pub in Harburg.
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Mitten in der Altstadt, umgeben von jahrhundertealten Gemäuern in der Neuen Straße Ecke Lämmertwiete, lebt die Tradition der grünen Insel. Doch die beiden Macherinnen haben es geschafft, den Puls der Zeit reinzutreiben, regelmäßig finden Live-Gigs statt, das Abhängen bei Guinness, Cider oder Single Malt ist besonders entspannend.
„Früher soll einmal ein Puff drin gewesen sein, hier war das Rotlichtviertel“, erzählt Christina Lürken, eine der beiden Betreiberinnen, schmunzelnd. Sie und Kirsten Czeskleba-Huuck haben die Kneipe 2007 übernommen. Statt Animierbetrieb gibt es jeden Mittwoch Livemusik auf offener Bühne, jeder kann mitmachen. Jede Menge dunkle Holzmöbel zählen zum Interieur, passend zum tiefen Braun des Guinness. Über 20 Whiskey-Sorten und vor allem „sehr nettes Stammpublikum“, neben dem Laufpublikum, betont Lürken. Die gemütliche Musikkneipe und Bar hat an sieben Tagen in der Woche geöffnet, wochentags bis Mitternacht, am Wochenende bis drei Uhr früh. „Die Leute sind dann alle rotzevoll“, beschreibt die Wirtin eine Stimmung, die in der Regel allerdings feuchtfröhlich aufgeladen und nicht besoffen-aggressiv ist. Das hat auch mit tollen Musikern uns Künstlern zu tun, die hier regelmäßig auftreten.
Der irische Popvirtuose Larry Mathews gab sich bereits die Ehre oder es ertönte Blues und Southern-Rock vom Hamburger Jimmy Cornett. In diesem Monat wird die St. Patricks Day Party am 17. März, dem irischen Nationalfeiertag, groß angekündigt. „Da wird das Guinness in Strömen fließen“, freut sich Lürken.
Es gibt im The Old Dubliner 120 Plätze, „maximal passen 150 Gäste rein“, berichtet Lürken. Musikalisch flexibel ist das Programm, dennoch gibt es eine Tendenz Richtung Soul, Rock und Blues, „beim Irisch Folk wird auf den Tischen getanzt“, so die Chefin. Die Vorbesitzer waren Iren, Lürken fing hier bereits 1997 an zu jobben und entwickelte eine Leidenschaft für Land, Leute und Gastrokultur der Grünen Insel, wie Irland genannt wird.
Sie sei hier verwurzelt, schildert sie auch die persönliche Verbundenheit mit ihrem Laden, über betriebswirtschaftliche Zwänge wie zu hohe GEMA-Gebühren hinaus. Das Motto steht an der Wand und lautet: „There are no strangers here, only friends you haven’t met before.“ In der Ecke rechts vom Eingang gibt es die „Writers Corner“. Hier hängen Fotos der Phalanx irischer Starautoren. Samuel Beckett ist dabei, George Bernard Shaw und natürlich der ewige James Joyce. Lürken hat selber Literatur studiert: Spezialgebiet: Irische Krimis. Gerade liest sie die düsteren und sozialkritischen Romane von Ken Bruen.
Es gibt wohl wenige Kneipen in Harburg, wo das Höhlige – es gibt sogar eine Fußbodenheizung – und Verwinkelte so viel Gemütlichkeit und Wärme ausstrahlt. Auch die Preise sind moderat. Ein großes Guinness kostet 4,30 Euro, ein kleines gibt es schon für drei Euro. Die Atmosphäre ist immer locker. „Wir sind mit Harburg verwachsen, die Leute kennen uns“, sagt Lürken. Vieles hier ist direkt und handgemacht. Es gibt weder Sky-TV noch eine Musikbox, dafür ein Klavier und jede Menge bunte Plakate an der Decke mit Motiven von Rockkonzerten.
Trotz aller Tradition muss Lürken einräumen, dass auch Großveranstaltungen wie die Internationale Gartenschau und die Internationale Bauausstellung das gastronomische Leben südlich der Elbe sehr vorangebracht haben. Sie selber zieht mit ihrem Lebenspartner bald ins hippe und hoffentlich bald auch florierende Quartier am Binnenhafen, gleich um die Ecke. Urig und modern widersprechen sich halt nicht im Old Dubliner.
Harburgs Szene
In lockerer Folge stellt das TAGEBLATT Szene-Kneipen im Süderelbe-Raum vor. Heute: Der Irish Pub The Old Dubliner in der Lämmertwiete.

Von außen schlicht: Das Leben im Old Dubliner tobt im Souterrain

Traditionsfeste wie Halloween und St. Patricks Day werden gefeiert.