Was im Flecken Horneburg gebaut und geplant wird

Die Bauarbeiten im Zuge der Städtebauförderung „Ortsmitte Horneburg“ gehen weiter: Flecken-Bürgermeister Hans-Jürgen Detje an der Baustelle in den Langen Straße . Fotos Lohmann
In der Langen Straße wird gebaggert, die Bauarbeiten im dritten und letzten Bauabschnitt der Städtebauförderung „Ortsmitte Horneburg“ haben begonnen. Derweil geht die Planung zur Wiederbelebung des Horneburger Hafens wieder los.
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Bei einem Spaziergang will Flecken-Bürgermeister Hans-Jürgen Detje zeigen, womit sich die Planer im Rathaus beschäftigen. Gleich beim Treffen im Rathaus erzählt er von den Plänen für eine Belebung der Hafenstraße mit einem Hafenkontor, einer Hafenpromenade und einem Wohnmobilstellplatz (siehe Bericht unten). Der Spaziergang führt aber zunächst in die andere Richtung: zur Baustelle Lange Straße. Die Bauarbeiten im dritten und letzten Bauabschnitt der Städtebauförderung „Ortsmitte Horneburg“ haben begonnen. Im Isern-Hinnerk-Weg wird zuerst gebaggert. Mit den Anliegern sei alles durchgesprochen worden, erzählt Detje. Sollte es Probleme geben, wisse jeder, wen er ansprechen könne. Direkt gegenüber vom Rathaus sitzt der Planer, das Ingenieurbüro Galla & Partner.
Für die Rathaus-Fassade wird ein Beleuchtungskonzept erstellt: Die historische Front wird illuminiert. Das Ziel, mit den Bauarbeiten bis zum Herbstmarkt fertig zu sein, „verfolge ich nicht mehr“, sagt Detje. Dennoch dürfte es dann keine Beeinträchtigung mehr geben. Denn bis dahin wird der erste Teil der Sanierung fertig sein: Die Baustelle wird am Rathaus vorbei und bis zum Platz vor der Kirche vorgerückt sein.
Beim Bummel entlang der Langen Straße nennt der Bürgermeister einige Häuser, die von den Eigentümern mit Mitteln der Städtebauförderung saniert wurden. Eine Hausfront wurde gestrichen; das hintere Fachwerk ist noch sichtbar. Die frühere Volksbank ist heute ein Eiscafé. Der Platz am Burgmannshof mit Wasserspiel hat sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt; vormittags spielen hier Kita-Kinder. Beim ehemaligen Griechen wurden die Abrisskosten gefördert, auch für die Erneuerung des früheren Fernsehgeschäfts gab es Gelder. Bei den beiden noch nicht sanierten alten Häusern sei „Bewegung drin“, sagt Detje. Bei einem Abriss soll der schöne Giebel erhalten bleiben. Der Bürgermeister hofft, dass es bald zu einer Entscheidung kommt, was mit den leerstehenden Häusern passieren soll – und dass eine Stichstraße von der Neumarktstraße aus ermöglicht wird. Der Eigentümer habe Bereitschaft signalisiert.
Auf dem Platz lagert Baumaterial: Hier ist ein Eckhaus geplant.
Auf der Fläche an der Ecke Lange Straße/Burggraben, auf der ein Eckhaus-Neubau geplant ist, lagert Baumaterial für den Kanalbau. Ob hier ein Wohnhaus entstehen sollte, sei bei der Planung ein Diskussionspunkt gewesen, erzählt der Bürgermeister. Der Platz sei groß genug, meinen die Planer, mit dem Eckhaus werde die Einfahrt in die Lange Straße und damit ihre städtebauliche Dominanz betont. An der Ecke Kurze Straße wird gerade ein großes Wohnhaus hochgezogen, der Bau des zweiten Gebäudes soll laut Detje im Herbst beginnen.
Vorbei geht es an Stechmanns Gasthaus. Ob die Gaststätte zur Veranstaltungsstätte umgebaut wird, ist noch nicht entschieden. Erst muss sich die Politik auf den Standort einigen (drei stehen zur Wahl), dann wird nach Fördermitteln für den Umbau oder Neubau geschaut. Für Dorfgemeinschaftshäuser gebe es andere Förderprogramme, sagt Detje, der Topf Städtebauförderung werde vermutlich nicht reichen.
Der Platz am Sande ist zu dieser Stunde spärlich besucht. „Die Stimmung hat sich gedreht“, sagt Detje auf die Frage nach Lob und Kritik. Zum Thema „Attraktives Horneburg“ bekomme er von Auswärtigen deutlich mehr Lob zu hören. Die neuen Plätze seien aber auch von Horneburgern gut angenommen worden, bei schönem Wetter seien beide belebt. Anfangs sei viel gemeckert worden, erinnert sich Detje. „Man kann’s nicht allen recht machen.“ Inzwischen werde weniger gemeckert, es gebe mehr fundierte Kritik und Vorschläge – „weil die Bürger zur Kenntnis genommen haben, dass sich vieles zum Positiven entwickelt hat“.
Baustelle mit Kran: Zwei Wohnhäuser werden gebaut.
Auch die Kreuzung Auedamm/Burggraben/Kalkwiesen werde sich noch von Grund auf verändern, kündigt Detje an. Die Kreuzung soll durch einen Kreisel entschärft, die Straße verengt werden. „Wir nehmen damit die Geschwindigkeit raus.“
Das ist bereits durch das neue Radwegekonzept geschehen. Einige Radfahrer fahren auf der Fahrbahn, andere bleiben konsequent auf dem Gehweg. Das Radwegekonzept sei noch umstritten, weiß Detje. Es gebe zwei Lager: Die einen argumentierten mit der gefühlten Unsicherheit, sagten, sie fahren niemals auf der Straße, denn sie seien der Schwächere. Andere sehen die Umstellung positiv, weil es einfacher sei, auf der Straße zu fahren. Das Selbstverständnis als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer sei noch nicht vorhanden, meint Detje, das sei ein Entwicklungsprozess, der sicherlich Jahre dauern werde.
Über den Kreisel führt der Spaziergang zum Bahnhof. Auf eine große alte Kastanie am Straßenrand macht Detje aufmerksam. Die Wurzeln, die sich unter das benachbarte Grundstück erstrecken, machten dort die Rohre kaputt. Ein Lösung sei noch nicht gefunden.
Auch beim Dixi-Klo am Bahnhof ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Weil sich Anwohner beschwerten, wurde die Behelfstoilette aufgestellt. Ein Aluminiumhäuschen, zeitweilig im Gespräch, wäre mit 60 000 Euro zu teuer gewesen. „Das soll kein Dauerzustand sein“, sagt Detje. Ein Jahr lang wird getestet, ob das Dixi-Klo angenommen wird. Derweil gehen Verhandlungen mit dem Imbissbetreiber neben dem Bahnhofsgebäude weiter. Das Problem: In der Gaststätte wäre die öffentliche Toilette nur zu den Geschäftszeiten geöffnet.
Ein Dauerbrenner ist auch der Bahnhofsschuppen am Güterbahnhof. Nachdem er zunächst in einen Kulturschuppen umgewandelt werden sollte, wurde zeitweilig über einen Abriss für ein Parkhaus nachgedacht. „Wir werden versuchen, das Gebäude zu erhalten und für den Ort zu nutzen“, sagt Detje. Nun werden wieder Ideen gesammelt.
Vom Marschdamm aus soll der Aue-Teich für Boote und Stand-up-Paddler zugänglich werden.
Am Discounter Netto geht es vorbei in Richtung Alte Druckerei. „Netto war das erste Gebäude, das realisiert wurde“, erinnert Detje an die Anfänge der Stadtsanierung. Der Discounter sei damals als unattraktiver Bau mitten im Ortskern kritisiert worden. Vorteil: der Parkplatz, der auch Platz für den Herbstmarkt bietet. Der noch fehlende Bürgersteig an der Kurzen Straße, zurzeit ein Grünstreifen, werde noch angelegt, sagt Detje. „Wir warten bis der Kran in der Langen Straße weg ist.“ Geld dafür sei im Haushalt 2018 vorhanden.
Beim Queren der Kreuzung Lange Straße/Marschdamm schildert Detje, wie sich der Platz vor der Kirche im Zuge der Sanierung ändern wird. Zwei Rotbuchen bleiben stehen, alles andere wird erneuert; der Platz wird beleuchtet.
Auf einer landschaftlich schönen Strecke mit Blick auf Schlosspark und Burginsel führt der Spaziergang zur Marschdammbrücke, vorbei am alten Aue-Arm, der durch ein Rohr mit dem Burggraben verbunden ist. Detje sieht hier Potenzial. „Man darf noch träumen“, sagt er: von einer Öffnung für Boote und Stand-up-Paddling. „Doch das ist noch Zukunftsmusik.“ Denn das Fördergebiet umfasst zwar den Burggraben, doch bei der für die Geschichte Horneburgs bedeutsamen Burginsel ist der Flecken nicht Eigentümer. „Wir sind noch daran interessiert, einen Fuß auf die Burginsel zu bekommen“, sagt der Bürgermeister. „Es werden Gespräche geführt.“
Auch das Thema Hundewiese ist noch nicht vom Tisch. „Das kann noch was werden“, sagt Detje. Eine Freilaufwiese in direkter Nachbarschaft zum Wohnmobilstellplatz wäre eine Bereicherung. „Viele Dinge müssen noch geklärt werden, doch wir sind dran.“ Noch ist die grüne Fläche des Fleckens im Dreieck Hafenstraße/Autobahn an einen Landwirt verpachtet.
Über einen Fußweg führt der Spaziergang zur Alten Apfelbaumallee, gepflegt vom Verein Familieninitiative Kunterbunt, mit seltenen Apfelsorten, die jeder pflücken darf.
Rathaus-Hinterhof : Nach dem Abriss wird der Parkplatz erweitert.
Der Rundgang endet, wo er begonnen hat: auf dem Rathaus-Parkplatz. Wie sich der Hinterhof entwickelt, ist ein weiteres Thema, das die Planer beschäftigt. Im Mai wurde das niedrige Gebäude, das der Flecken der Samtgemeinde für die Flüchtlingsunterbringung vermietet hatte, abgerissen. Früher war hier die Polizei angesiedelt, davor habe darin der damalige Gemeindedirektor Frank Heinrich gewohnt, erzählt Bürgermeister Detje. Er geht davon aus, dass die Fläche künftig für eine Erweiterung des Rathaus-Parkplatzes genutzt wird.
HORNEBURG. Der Horneburger Hafen soll mit einem Hafenkontor, einer Promenade und einem Wohnmobilstellplatz wiederbelebt werden. Ein Nutzungs- und Entwicklungskonzept „Maritimes Horneburg“, das Maßnahmen empfiehlt und eine Kostenkalkulation gibt, soll mit Fördermitteln und professioneller Hilfe erstellt werden. Das Konzept soll als Grundlage für die Beantragung von Fördermitteln dienen. Vereine und Verbände sollen bei der Planung mit einbezogen werden.
Der Verwaltungsausschuss des Fleckens Horneburg sprach sich mehrheitlich dafür aus, den Planungsauftrag zu vergeben; drei Angebote lagen vor. Die Planung und Entwicklung des Konzepts würden 13 685 Euro kosten; 50 Prozent würden gefördert. Den Förderantrag wird die Maritime Landschaft Unterelbe, deren Mitglied der Flecken ist, bis zum 15. September stellen. Wird er bewilligt, können sich Bürger und Vereine mit Ideen und Vorschlägen in Workshops und Arbeitsgruppen einbringen. Die Maßnahme sei ein weiterer Baustein neben der städtebaulichen Sanierung, um Horneburg attraktiver zu gestalten und den Freizeit- und Naherholungswertwert deutlich zu erhöhen, sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Detje.
Bei dem Entwicklungskonzept geht es um die Hafenstraße, wie Detje betont, vorrangig um Hafenkontor, Hafenpromenade und Wohnmobilstellplatz. Doch wird auch darüber nachgedacht, den alten Aue-Arm und den Burggraben mit einzubinden, wenn auf öffentlichem Gelände am Marschdamm ein Zugang zum Aue-Teich entsteht. Das Marschdamm-Gewässer wäre ein ergänzender Baustein und könnte zeitlich unabhängig vom Hafenstraßenkonzept entwickelt werden. Ideal fände Detje ein zusammenhängendes Gesamtkonzept, das in mehreren Abschnitten in drei bis fünf Jahren realisiert wird.
Das Entwicklungskonzept soll aufzeigen, was am Lühe-Ufer nördlich der Marschdammbrücke möglich ist: eine Verknüpfung des Wohnmobilstellplatzes mit dem Hafenkontor (Gemeinschaftsraum, WC und Dusche); eine bessere Nutzung von Hafenanleger, Hafenkontor und Hafenpromenade für Kanuten und Stand-up-Paddler (Umkleidekabinen und Lagermöglichkeiten für Kanus wären dafür nötig); eine Nutzung des Hafenkontors als Fahrradstation mit Radverleih oder als Eventlocation für Veranstaltungen und Ausstellungen. Infotafeln könnten die Geschichte des Horneburger Hafens aufzeigen.