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Wenn die Jugend in Jork das Sagen hätte

Sie wollen bessere Busverbindungen, das Jugendzentrum aufmotzen und eine Moschee für Jork: Zwei Tage lang durften sich Schüler des Schulzentrums Jork probehalber als Lokalpolitiker betätigen – unterstützt von echten Ratsmitgliedern.

Von Anping Richter Mittwoch, 15.06.2016, 18:16 Uhr

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Zweidreiviertel Stunden dauerte die Ratssitzung, bei der Schüler der sechs neunten Klassen des Schulzentrums Jork über zuvor selbst gesetzte Tagesordnungspunkte berieten und abstimmten. Es war der Abschluss der zweitägigen Aktion „Pimp Your Town!“. So heißt das Planspiel zur Ratsarbeit, mit dem der Verein „Politik zum Anfassen“ auf Initiative des 18-jährigen Jorkers Lennart Köpke schon zum zweiten Mal in Jork zu Gast war.

Auch diesmal hatten echte Ratsmitglieder sich als Paten zur Verfügung gestellt und begleiteten die Bildung drei fiktiver Fraktionen und den Prozess der Themenfindung und -beratung. Mit dabei waren Silja Köpcke, Heiko Wick, Cord Lefers, Ingrid Nilson, Michael Eble, Timm Hubert, Stefan Richters und Harm Paul Schorpp. Bürgermeister Gerd Hubert sowie der Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann sprachen Grußworte.

Was junge Jorker für wichtig halten und wie vielfältig ihre Interessen sind, zeigt die erste Liste, die in Ausschuss- und Fraktionssitzungen erarbeitet wurde: Darauf standen 45 Tagesordnungspunkte; 17 davon wurden behandelt. Die Ergebnisse wollen die Jorker Politiker mit in ihre „echten“ Gremien nehmen. Zur Debatte stand unter anderem ein „Chillhaus“ für Jugendliche, genauer gesagt: Der Antrag auf Umbau des existierenden Jugendzentrums Woodstock zu einem solchen. „Das Jugendzentrum ist abgeranzt und nicht wirklich einladend“, sagte Alexa. „Wir könnten die Möbel austauschen, den Billardtisch erneuern, neue Spiele und einen neuen Kickertisch besorgen“, schlug Paul vor. Auch der Vorschlag, Altersbegrenzungen für bestimmte Tage einzuführen, fand Anklang. Offenbar wirken zu viele ältere Gäste auf jüngere Interessierte eher hemmend. Der Antrag wurde mit 50 Ja-, acht Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen angenommen. Völlig einig waren sich die Jugendlichen darin, dass Jork eine Moschee bekommen sollte. Henry Piepenbrinks entsprechendem Antrag folgte der Jugendrat einstimmig. Die Begründung: Jedes Dorf besitze eine Kirche, in Jork gebe es aber keine Moschee und das sei unfair gegenüber der muslimischen Bevölkerung. Ebenfalls komplett einig waren sich die Jugendlichen, dass Jork, Hove, Moorende und Ladekop bessere Busverbindungen bekommen müssen. Außerdem sprachen sich die Schüler mehrheitlich für eine Renovierung der Klassenräume am Schulzentrum und mehr attraktive Veranstaltungen, wie Beach-Partys oder Konzerte, in Jork aus. „Ihr wart sehr diszipliniert“, lobte am Ende der zwei Tage der Jorker Ratsvorsitzende Peter Sumfleth, der auch hier den Ratsvorsitz übernommen hatte.

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