ZZ Top mischen Hamburg auf

Der Bassist Dusty Hill (links) und der Gitarrist Billy Gibbons der Band ZZ Top auf der Bühne des Stadtparks. Foto Heimken/dpa
Mit verlässlicher Regelmäßigkeit beehren die US-Rocker ZZ Top den Hamburger Stadtpark – zuletzt waren sie 2013 da. Fast immer ist ihr Konzert ausverkauft. So auch am Dienstagabend, als sich etwa 4000 Besucher im grünen Open-Air-Rund versammeln.
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Es sind überwiegend Männer in dunklen Kutten, die sich eingefunden haben, um die Institution des knarzigen Bluesrock auf ihrer „Hell Raisers“-Tour zu feiern. Das Bier läuft schon vor dem ersten Ton in Strömen und vermischt sich mit ein paar Regentropfen.
Dass die letzte Albumveröffentlichung von ZZ Top schon vier Jahre her ist, spielt keine Rolle. Denn das 1969 in Texas gegründete Trio hatte einst die glorreiche Idee, sich lange Bärte stehen zu lassen. Diese sind das für ZZ Top, was für KISS die Masken sind: Ein Markenzeichen, das ihren Kult begründet und ihnen auch noch viele Jahre nach dem letzten Hit volle Shows beschert. Wobei Schlagzeuger Frank Beard (67) trotz seines Namens den Spaß nicht mitmacht. Dafür aber die beiden Frontmänner Billy Gibbons (66) und Dusty Hill (67) umso mehr: Sie kombinieren den langen Wildwuchs mit dunklen Sonnenbrillen und Hüten.
Mit der Kopfbedeckung lässt sich dann auch gut verschleiern, wie kahl es obenrum schon aussieht. Dafür klappt es allerdings mit der Fingerfertigkeit an ihren Saiteninstrumenten richtig gut. Das zeigen sie gleich beim Eröffnungssong „Got Me Under Pressure“, zu dem Leadsänger Gibbons auch seinen rauen Gesang zum Besten gibt. Der Titel stammt von „Eliminator“ (1983), das mit mehr als zehn Millionen verkauften Einheiten das erfolgreichste aller ZZ-Top-Alben ist. Auch dank des Hits „Gimme All Your Lovin‘“, der an diesem Abend besondere Strahlkraft hat, weil dazu am Himmel ein Regenbogen erscheint.
Dieser passt farblich sehr schön zu den Verstärkerwänden in Neongrün und Pink, die ihren Drummer auf der Bühne einrahmen. Und auch ihre Mikrofonständer leuchten bunt und grell. „Are you having a good time?“, fragt Gibbons. Die Meute grölt bejahend und prostet ihm mit den Bierbechern zu. Viel mehr an Ansagen ist von dem Altmeister nicht zu erwarten – dazu sind ZZ Top einfach zu cool.
Ihr Image und ihren Humor bringen die Musiker mit den selbstreferenziellen Stücken „Cheap Sunglasses“ und „Sharp Dressed Man“ gut auf den Punkt. Bei „I’m Bad, I’m Nationwide“ präsentieren die Bartträger die Choreografie, für die die Fans sie lieben. Dabei schwenkt Gibbons seine Gitarre und Hill seinen Bass zum Takt mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung. Dass das nach 40 Jahren schon mal routiniert rüberkommt, muss man ihnen nachsehen. ZZ Top haben eben nicht nur optisch einen langen Bart.
Mit „Rough Boy“ spielen sie eine der wenigen (Synthie-)Balladen des Abends, für die sich Hill hinters Keyboard stellt. Mit einer Coverversion von „Foxy Lady“ erinnern sie an die 1970 verstorbene Gitarren-Legende Jimi Hendrix, der den unbekannten Gibbons einst in seinem Vorprogramm auftreten ließ. Auch zwei Titel des aktuellen ZZ-Top-Albums „La Futura“ (2012) mischen die Bluesbarden in ihre Setlist.
Inhaltlich kreisen ihre Stücke seit jeher bevorzugt um die Themen Frauen und Alkohol. Gibbons empfiehlt an diesem Abend lieber Whiskey statt Bier. Überdies sind die weißen Plüsch-Gitarren, die sie bei „Legs“ hervorholen, auch beim x-ten Mal lustig anzuschauen. In der Zugabe, die sie in glitzernden Sakkos darbieten, spielen sie „Jailhouse Rock“ von Elvis Presley. Warum sollten sie sich auch nicht mit den Größten der Musikgeschichte messen? Schließlich haben ZZ Top die meisten von ihnen überlebt.