Zu Fuß mit drei Mülltonnen an der B73 unterwegs

Marcel Suchomel lebt auf der Straße – zurzeit an der B73, wo er seit Tagen zwischen Fischbek und Buxtehude unterwegs ist. Fotos: Richter
Mit verfilztem Zottelbart, Helm und Sonnenbrille ist Marcel Suchomel an der B73 ein ungewöhnlicher Anblick. Er schiebt drei schwer beladene Mülltonnen neben sich her. Mit dem schweren Gepäck ist er seit einigen Tagen zwischen Fischbek und Buxtehude unterwegs.
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Nach eigener Auskunft ist Marcel Suchomel 39 Jahre alt und lebt seit drei Jahren auf der Straße. Täglich kommt er einige hundert Meter voran, denn er schiebt seine drei vollen Tonnen neben sich her. Die Nacht verbringt er auf einer Isomatte neben den drei Tonnen. In den letzten Wochen habe er sich ausschließlich von Spenden ernährt. Dass jemand ihm etwas schenkt oder spendet, komme oft vor. Auch jetzt steigt eine junge Frau aus einem Auto und bietet ihm freundlich Mineralwasser, eine Banane und eine braune Papiertüte, offenbar mit Lebensmitteln aus dem Bioladen, an. Er lehnt das Essen ab, nimmt aber die Flasche. „Ich finde ihr Statement gegen den Müll ganz toll“, sagt die Frau zum Abschied.
Suchomel korrigiert sie: Dass sei gar nicht sein Anliegen, und was er an den Tonnen befestigt hat, nur sein eigener Müll: „Pizzakartons, Flaschen, was sich beim Essen und Trinken so angesammelt hat.“ Er wolle die Gegend einfach nicht vermüllen und entsorge diese Dinge immer erst, wenn er auf seiner Strecke auf Altglas- und Altpapiercontainer trifft.
In den drei Tonnen, die er mit Metallketten und Nummernschloss gesichert hat, transportiere er aber keinen Müll, sondern Dinge, die in Rätselform Informationen über eine Matrix, eine Pyramide, enthalten. Er selbst sei der Schlüssel zu diesem Rätsel. Was er mache, wenn er krank wird, wenn es kalt ist oder um einfach mal zu duschen? „Hier gibt‘s nichts zum Duschen. Den Regen, manchmal wird man nass.“ Das sei aber das, was ihm gerade abverlangt werde. Suchomel räumt ein, dass es hart ist, so zu leben. Mal mehr, mal weniger: „Jetzt gerade, an dieser Position, geht es mir gut.“
Darüber, wohin sein Weg ihn nun führen wird und was er jetzt vorhat, will Marcel Suchomel nicht sprechen – nur über die Gegenwart und die Vergangenheit. Das sein Weg ihn über die B 73 führt, habe auf jeden Fall mit der Zahl zu tun – auch die gehört in seinem System zum Rätsel der Matrix. Seinen Standort mit den drei Tonnen an der B73 nennt Suchomel seine „Infothek“: „Die funktioniert zurzeit sehr gut, viele kommen und sprechen mich an.“
Einer von ihnen, der Buxtehuder Bernd Morlock, ist am Morgen dort gewesen – und hat anschließend die TAGEBLATT-Redaktion auf den Mann aufmerksam gemacht, über den auch in den sozialen Netzwerken von Buxtehudern und Neu Wulmstorfern bereits viel gerätselt wurde.