Hedendorf: Fragen zur Nacht-Abschiebung

Abgelehnte Asylbewerber werden zum Transport zum Flughafen abgeholt. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa/Archiv
Im nicht-öffentlichen Teil des Ausschusses für Gesundheit und Soziales wurde am Montag über die gescheiterte nächtliche Abschiebung einer Flüchtlingsfamilie in Hedendorf diskutiert. Die Bürgerinitiative „Menschenwürde“ hatte schon vor der Sitzung in einem Schreiben an Landrat Michael Roesberg um Auskunft gebeten.
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Wie das TAGEBLATT am Freitag berichtete, ist die geplante Abschiebung der zwei syrischen Familien nach Portugal nach wenigen Minuten abgebrochen worden, weil offenbar Familienmitglieder in Panik gekommen sind – jedenfalls gab es diese Symptome bei einem Jungen und der 34-jährigen Ehefrau.
Wie die Bürgerinitiative jetzt mitteilt, sei der nächtliche Einsatz keinesfalls behutsam abgelaufen. Nach Informationen von Betroffenen und Nachbarn seien die eingesetzten Polizisten in das Haus und in die Wohnung gegangen – was ihnen möglich und erlaubt ist. Sie seien aber auch ohne Anmeldung durch Anklopfen unmittelbar bis vor das Bett der schlafenden Eltern vorgedrungen. Die Bürgerinitiative (BI) meint dazu: „Die Lebenserfahrung lässt erwarten, dass die Panik bei Frau M. nicht zuletzt auch durch diesen jeder Menschenwürde widersprechenden Einsatz der Polizisten hervorgerufen wurde.“
Der Abbruch des Einsatzes durch das einsetzende Schreien der verängstigten Menschen scheine diese Einsatzversion wahrscheinlich zu machen, so die BI. Dass bei Abzug der Polizei die Flüchtlinge in einem ruhigen Zustand zurückgelassen worden seien, widerspreche der Aussage der Betroffenen und von Nachbarn, die unmittelbar nach Abzug der Polizei in die Wohnung gingen. Sie hätten die zwei Frauen und den Jungen nicht ansprechbar und auf dem Boden liegend vorgefunden und einen Krankenwagen gerufen.
Dazu gibt es aber auch eine andere Aussage: Nach TAGEBLATT-Informationen wurde der erste Rettungswagen von einem Mann ohne große Deutschkenntnisse gerufen – was aber auch kein Widerspruch sein muss, denn letztlich waren drei Rettungswagen im Einsatz.
Die Bürgerinitiative zeigt sich auch überrascht, dass keine der arabischen oder kurdischen Sprache mächtige Person bei dem Einsatz dabei war, obwohl klar gewesen sei, dass die betroffenen zwei Familien kein Deutsch verstehen. Selbst wenn es nicht zu der Panik gekommen wäre, hätten die Menschen keine Details der Umsiedlung erfahren können.
Wie es in dem Fall weitergehen wird, ist offenbar noch offen. Nach der Faktenlage müssen die 14 Personen nach Portugal umgesiedelt werden – es sei denn, es wäre aus medizinischen Gründen nicht zu verantworten.