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Unfallopfer bedankt sich bei den Einsatzkräften

Bei dem Treffen im Fredenbecker Feuerwehrhaus (von links) : Vertreter der beteiligten Wehren mit Beate und Holger Paß. Foto: Klempahn

Bei dem Treffen im Fredenbecker Feuerwehrhaus (von links) : Vertreter der beteiligten Wehren mit Beate und Holger Paß. Foto: Klempahn

Da bekamen selbst gestandene Feuerwehrleute Gänsehaut: Ein Unfallopfer hat sich ein halbes Jahr nach einem lebensrettenden Einsatz mit bewegenden Worten und einer Spende bei den Brandschützern bedankt.

Von Daniel Beneke Freitag, 26.01.2018, 15:15 Uhr

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Der Horneburger Holger Paß erlebte in der Nacht von Mittwoch, 31. Mai, auf Donnerstag, 1. Juni, vergangenen Jahres die dramatischsten Stunden seines Lebens. Er fuhr nach einer Geburtstagsfeier in Stade-Hagen mit dem Fahrrad nach Hause. Doch da kam er nicht an. Ehefrau Beate machte sich große Sorgen und wählte den Notruf. Sie bat die Polizei um Hilfe. Eine Streife machte sich auf den Weg, fuhr die Strecke ab. Den Vermissten fanden die Beamten nicht – jedoch stießen sie auf ein Fahrrad, das im Grünstreifen an der Kreisstraße im Rüstjer Forst lag.

Weil die Polizisten vermuteten, dass Holger Paß gestürzt und in den Wald gelaufen sein könnte, riefen sie Verstärkung. Die Rettungsleitstelle des Landkreises alarmierte um 2.35 Uhr die Feuerwehren Deinste, Helmste, Fredenbeck und Horneburg, die mit knapp 100 Einsatzkräften anrückten. Die Ehrenamtlichen leuchteten die Umgebung aus und bildeten Menschenketten, um den Rüstjer Forst abzusuchen. Aus der Luft verschafften sich Ermittler an Bord des Polizeihubschraubers „Phoenix 98“ aus der Landeshauptstadt Hannover mit einer Wärmebildkamera einen Eindruck von der Lage.

Weil die Aktion zunächst erfolglos blieb, erwog die Einsatzleitung bereits, eine Rettungshundestaffel hinzuzuziehen. Dann kam die frohe Kunde: Feuerwehrleute fanden Holger Paß schließlich am Waldrand in der Nähe eines Hauses. Er war tatsächlich gestürzt und hatte sich am Kopf verletzt. Als die Einsatzkräfte ihn fanden, war er stark unterkühlt, aber ansprechbar. Die Notfallsanitäter des Rettungsdienstes des Deutschen Roten Kreuzes versorgten den Mann und brachten ihn im Rettungswagen ins Krankenhaus. Dort musste er sich wegen seiner schweren Verletzungen einer langwierigen Behandlung unterziehen.

Wochen später war die Suche bei den Rettern kein Thema mehr. Die Protokolle waren geschrieben, die ehrenamtlich geleisteten Stunden in die Dienstbücher eingetragen. Da schickte die Ehefrau des Unfallopfers, Beate Paß, nach einem Vierteljahr eine Nachricht über die Facebook-Seite der Freiwilligen Feuerwehr der Samtgemeinde Fredenbeck ab. Sie bedankte sich, auch im Namen ihres Mannes, bei den Einsatzkräften – und äußerte den Wunsch, sich persönlich erkenntlich zu zeigen. Pressesprecher Lukas Klempahn, der auch den Auftritt in dem sozialen Netzwerk verwaltet, arrangierte eine Zusammenkunft.

Im Fredenbecker Feuerwehrhaus trafen das Ehepaar Paß kürzlich auf Vertreter der beteiligten Wehren – ein emotionaler Moment für alle Anwesenden. Der kurzzeitig Vermisste war noch gezeichnet von den Folgen des Sturzes. Er hatte stationäre Rehabilitation gerade hinter sich gebracht, das Sprechen fiel ihm noch schwer. „Hätte es Sie nicht gegeben, wäre ich jetzt allein“, sagte seine Frau Beate Paß zu den Ehrenamtlichen. „Ich bin sehr froh, dass es Sie gibt.“ Im Gepäck hatte sie Süßigkeiten – und eine Spende für die Jugendfeuerwehren in den Samtgemeinden Fredenbeck und Horneburg.

Dass sich Unfallopfer nach einem Einsatz persönlich bei den Rettungskräften bedanken, hat Seltenheitswert. „Das haben wir so noch nie erlebt“, sagte Sprecher Lukas Klempahn. Schließlich ist eine solche Suchaktion für die Feuerwehrleute kein ungewöhnlicher Einsatz. Betroffene sollten keine Scheu haben, den Notruf zu wählen. Die Kosten werden, sofern die Aktion einen ernsten Hintergrund hat und nicht als böswilliger Scherz ausgelöst worden ist, von den Krankenkassen oder den kommunalen Haushalten getragen.

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