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Mörder verteilt Leichenteile

Dieser gruselige Fall lässt jeden schaudern und wirft viele Fragen auf: Am Donnerstag sind erneut Körperteile der 48 Jahre alten, getöteten Afrikanerin in einem Kanal im Westen von Hamburg aufgetaucht.

Freitag, 11.08.2017, 12:00 Uhr

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Die Frau stammte aus Äquatorialguinea an der Westküste Afrikas und hatte als Prostituierte auf dem Hansaplatz in St. Georg gearbeitet. Seit dem 1. August war sie nicht mehr gesehen worden. Einen Hinweis auf die Identität der Toten hatte die HVV-Abokarte der Frau am ersten Fundort gegeben.

Die ersten Leichenteile waren am 3. August am Elbstrand an der Hamburger Stadtgrenze zu Wedel aufgetaucht, die letzten gestern im Goldbekkanal. Zwischen dem ersten und vorläufig letzten Fundort liegen mehr als 20 Kilometer. Die Polizei geht deshalb davon aus, dass der Täter die Frau zerstückelt und die Körperteile über die Gewässer der Hansestadt verteilt hat. Es sei unwahrscheinlich, sagte ein Polizeisprecher, dass die Strömung die Leichenteile binnen einer Woche über das Stadtgebiet verteilt habe.

Auch gehen die Ermittler davon aus, dass weitere Körperteile der Frau auftauchen. Bislang wurden sieben Teile an fünf Fundorten in Rissen, Billbrook, Winterhude und Hammerbrook gefunden. In den meisten Fällen hatten Spaziergänger oder Angler auf den Wasser-Oberflächen treibende Gegenstände entdeckt und die Polizei alarmiert. Nach dem jüngsten Fund gestern Mittag im Goldbekkanal im Hamburger Westen suchten Taucher nach weiteren Leichenteilen in dem Gewässer. Und wurden erneut fündig. Alle geborgenen Körperteile befinden sich in der Hamburger Rechtsmedizin für weitere Analysen und Untersuchungen, die Hinweise zur Tataufklärung geben können. So lässt sich anhand der Leichenteile etwa das Tatwerkzeug des Mörders und die Tatzeit ermitteln.

Die Polizei hält sich zum Stand der Ermittlungen aus taktischen Gründen bedeckt. Offiziell heißt es, die Mordkommission ermittele in alle Richtungen, die Ermittler hätten noch keine heiße Spur zu dem Täter. In Hamburg habe die Frau als Prostituierte am Hansaplatz im bahnhofsnahen Viertel St. Georg gearbeitet. Die Ermittler prüften „mit Hochdruck“, ob es Streitigkeiten im Umfeld gab, so die Sprecherin weiter. Es werde fieberhaft nach Kontakten der Frau gesucht. Auch Verwandte der Getöteten, die in Spanien leben, seien für Vernehmungen bereits in Hamburg gewesen.

Ähnliche Fälle ereigneten sich nach Auskunft des Polizeisprechers vor etwa zehn Jahren das letzte Mal in Hamburg. Damals wurde Leichenteile eines Chinesen im Alsterfleet gefunden. Etwa in dieselbe Zeit fällt der Fund eines Koffers mit Körperteilen in Hamburg-Altona. Beide Fälle wurden nicht aufgeklärt.

Der Mord an der Prostituierten dürfte „älteren Semestern“ den berüchtigten Hamburger Serienmörder Fritz Honka in Erinnerung rufen, der in den 70er Jahren vier Frauen aus dem Rotlichtmilieu ermordete und ihre Leichen zersägte. Honka wurde nach seiner Verurteilung in die Psychiatrie eingewiesen und anschließend 15 Jahre weggesperrt. Nach seiner Freilassung 1993 lebte er unbehelligt und unter falschem Namen in Scharbeutz, bis er 1998 starb.

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