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"Bunt statt blau": Ausstellung zum Komasaufen

Dr. Volker Berg, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, und Stades DAK-Chefin Silke Beckedorf vor der Ausstellung „bunt statt blau“ im Foyer des Elbe Klinikums Stade. Foto Stief

Dr. Volker Berg, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, und Stades DAK-Chefin Silke Beckedorf vor der Ausstellung „bunt statt blau“ im Foyer des Elbe Klinikums Stade. Foto Stief

Jugendliche, die sich ins Koma saufen, sind im Elbe Klinikum nicht an der Tagesordnung. Aber Dr. Volker Berg, Chefarzt der Kinderklinik am Elbe Klinikum und seine Mitarbeiter kennen das Phänomen nur zu gut.

Von Wilfried Stief Mittwoch, 22.08.2018, 18:16 Uhr

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Darum begrüßt Berg auch die Ausstellung der DAK „bunt statt blau“, die jetzt im Foyer des Stader Krankenhauses zu sehen ist.

Mehr als 8000 Schüler haben an dem Kreativwettbewerb teilgenommen – in der Mehrzahl Mädchen – und Plakate gegen den Alkoholmissbrauch entworfen. Die eindrucksvollsten Werke sind in der Wanderausstellung zu sehen, die noch bis zum 31. August nahe der Cafeteria im Krankenhaus auf Interessierte wartet.

Für den Aufruf der DAK hatte Silke Beckedorf von der Stader DAK-Gesundheit Zahlen aus der Region zusammengestellt, die die Größenordnung aufzeigen. Im Landkreis Stade kamen 2016 zwar weniger Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus als im Vorjahr. Nach Zahlen des Statistischen Landesamtes in Niedersachsen mussten aber immerhin 37 Kinder und Jugendliche alkoholbedingt eingeliefert werden. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang um 21,3 Prozent, dennoch bleibe das Rauschtrinken bei Schülern ein Problem.

Dass auch erneut ein Rückgang zu verzeichnen sei, mochte Chefarzt Berg für Stade nicht bestätigen. Zwar kämen nicht jedes Wochenende Fälle aus dem Problembereich des Saufens ins Elbe Klinikum, aber Feste und Feiern wie das Abitur würden sich schon im Krankenhausalltag abbilden.

Berg will die Problematik auch nicht nur auf den Alkohol begrenzt sehen. Viele Jugendliche würden verschiedene Drogen konsumieren, was sie dann ins Krankenhaus bringe. Dass es bei manch einem Jugendlichen einen Alkoholmissbrauch gebe, sei klar, bei wie vielen das auftrete, lasse sich nur schwer bestimmen, da nicht jeder Jugendliche, der abstürzt, auch ins Krankenhaus komme.

„Viele Jugendliche überschätzen sich und glauben, exzessives Trinken gehöre zum Feiern dazu“, sagt Silke Beckedorf von der DAK. „Eine regionale Alkoholprävention ohne erhobenen Zeigefinger bleibt unverzichtbar, um die Gefahren von Alkoholmissbrauch aufzuzeigen“, betont Beckedorf. Sorge bereitet Experten die Tatsache, dass unter den Vergiftungspatienten auch besonders junge Mädchen und Jungen sind: In der Region gab es innerhalb eines Jahres vier Fälle von 10- bis 15-Jährigen.

Zur Aufklärung hat die Krankenkasse die erfolgreiche Kampagne „bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“ bundesweit und auch im Landkreis Stade in diesem Jahr fortgesetzt. Schüler zwischen 12 und 17 Jahren waren aufgerufen, kreative Botschaften gegen das Rauschtrinken zu entwickeln. Auch die Schulen in der Region sind angeschrieben und zur Teilnahme eingeladen worden. Beteiligt haben sich zum Beispiel Schüler der IGS in Stade, die auf Landesebene den siebten Platz belegten (das TAGEBLATT berichtete).

„Lieber rocken, bis die Fetzen fliegen, als besoffen auf der Trage liegen“, lautet einer der Sprüche die die ausgestellten Bilder in ihrer Aussagekraft unterstützen. Die Ausstellung richtet sich nicht nur an Jugendliche, sondern auch an Eltern, die oftmals mit ihrem Verhalten gutes oder schlechtes Vorbild seien. Hier könne die Ausstellung sensibilisieren und mitunter auch Verhaltensänderungen bewirken.

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