Kornspeicherteam bittet Björn Thümler um Unterstützung
Seit 2014 macht der Kornspeicher in Freiburg Kultur; mit 420 Veranstaltungen seither. Doch jetzt fehlt das Geld für die hauptamtliche Geschäftsführung. Bei einem Besuch von Kulturminister Björn Thümler bat der Vorsitzende um finanzielle Unterstützung.
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„Was hier ehrenamtlich geleistet wird, ist ein so wertvoller Beitrag für die Gesellschaft und muss gepflegt werden“, sagte Jörg Petersen, nachdem er Björn Thümler, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur (CDU), und vier CDU-Landtagsabgeordnete durch den Freiburger Kornspeicher geführt hatte. Anderthalb Stunden hatte der Vorsitzende des Fördervereins Historischer Kornspeicher, am Dienstagvormittag Zeit, beim Besuch aus Hannover für die soziokulturelle Einrichtung in Freiburg zu werben. Dabei berichtete er von der Erfolgsgeschichte des Hauses, das mit viel ehrenamtlichem Einsatz, aber auch öffentlichen Geldern zum Laufen gebracht wurde. Für die ehrenamtliche Arbeit stünden rund 60 Unterstützer bereit, so der Vorsitzende. Für diese Ehrenamtlichen sei es ein Stück Wertschätzung, dass sich der Minister auf den Weg nach Freiburg gemacht habe.
Schon während der Umbauphase war der Draht in die Landeshauptstadt gut. Für den Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes hatte das Land Niedersachsen 2012 EU-Fördermittel in Höhe von 540.000 Euro locker gemacht. Auch die Einstellung einer hauptamtlichen Geschäftsführung 2014 wurde mit einer Förderung durch die Niedersächsische Sozio-Kultur über drei Jahre ermöglicht. Diese wurde noch einmal verlängert.
Im vergangenen Jahr ist diese Förderung nun ausgelaufen. „Es fehlen 30.000 Euro im Jahr, um dieses Haus zu betreiben“, erklärte Jörg Petersen. Im vergangenen Jahr habe ein Ehepaar dieses Geld gespendet. „Das hat uns über diese Lücke hinweggerettet.“ Aber das werde sich nicht wiederholen. „Wie wissen nicht, wo wir im nächsten Jahr das fehlende Geld herkriegen“, so der Vorsitzende.
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Der Minister bestätigte: Bei allen soziokulturellen Einrichtungen im Land würde bürgerschaftliches Engagement ohne hauptamtliche Führung nicht funktionieren. Darunter litten viele ehrenamtlich getragene Initiativen. Das Problem sei, dass die Förderkulisse Investitionen abdecke, nicht aber die Personalstruktur. Projektförderung, wie die Anschubfinanzierung der Kornspeicher-Leitung, könne nicht immer wieder verlängert werden.
Bernt Wach von der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur unterstützte den Vorstoß Petersens. Die Personalkosten seien für viele Initiativen im Land ein Problem. „Viele Einrichtungen arbeiten auf sehr hohem Niveau und stoßen auf dieses Problem.“ Sie würden zerrieben zwischen kommunaler Aufgabe und der des Landes. „So besteht die Gefahr, dass die kulturelle Arbeit ins Stocken gerät.“ Das Land müsse da deutliche Zeichen setzen. „Es wäre doch fürchterlich, wenn wir Gelder hatten, um dieses Gebäude hinzustellen und dann das Geld fehlt, um es zu bespielen“, so der zweite Kornspeicher-Vorsitzende Jens Nordlohne.
Samtgemeindebürgermeister Edgar Goedecke erläuterte, dass die Kommune im ländlichen Raum eine Menge Dinge zu bewältigen habe. „Wir sind abseits gelegen. Um mithalten zu können, müssen wir Geld in Kindertagesstätten und Schulen stecken.“ Das Land forciere das Ehrenamt und pusche Einrichtungen wie den Kornspeicher, „dann muss es auch nachlegen“, so Goedecke.
Thümler stellte klar, dass Kultur keine freiwillige Leistung sei, sondern – wie auch Sport – Verfassungsauftrag. „Kultur stiftet Identität und hält die Gesellschaft zusammen“, so der CDU-Politiker. Wozu Kulturlosigkeit führe, sei im Weißen Haus zu sehen. Aber letztlich sei die Kommune zuständig, Gelder aus dem kommunalen Finanzausgleich entsprechend zu verwenden. Förderrichtlinien des Landes seien durchaus zu überdenken, da nicht alle noch zeitgemäß seien. Doch mit einer strukturellen Veränderung sei da frühestens in ein bis zwei Jahren zu rechnen.