Ein Ende ist in Sicht
So sehen die Geozellen aus, die in den Untergrund verlegt werden und die Straße stabilisieren sollen. Fotos Von Allwörden
Noch gute zwei Monate müssen die Autofahrer warten, dann kann die rund 1,5 Kilometer lange Verbindungsstraße von Engelschoff nach Groß Sterneberg (K 63) wieder befahren werden: Auf einer komplett erneuerten Straße.
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Wie mehrfach berichtet, hat sich der Straßenbau um rund sechs Monate verzögert. Der Grund war aber nicht das neue und aufwendige Verfahren zur Stabilisierung des weichen Untergrundes, sondern zum einen eine unvorhergesehene Verlegung einer großen Versorgungsleitung des Wasserwerkes und das extrem regnerische Wetter im Herbst und Winter. „Das war teilweise so schlimm, dass unsere Baugrube durch den überlaufenden Burgbeckkanal komplett unter Wasser stand“, sagt der beim Landkreis zuständige Abteilungsleiter Straßenbau, Jörg-Markus Winkler.
Bauleiter Henning Peter (rechts) und Polier Hein Verlaat von der Firma Matthäi aus Bremervörde.
Dann kam der Winter und sorgte für einen weiteren Stillstand. Der angepeilte Fertigstellungstermin zu Ende 2017 konnte nicht gehalten werden. Doch nun geht es offenbar zügig voran. „Ende Juni werden wohl einhalten“, ist sich Winkler sicher.
Der Untergrund auf Dreiviertel der Strecke ist fertiggestellt, dann kommt nur noch der Asphalt. Und das geht flott. Aufwendig ist dagegen das neuartige Verfahren, um den torfigen Untergrund zu stabilisieren. „Hätten wir das nicht gemacht, hätte die Straße nach kurzer Zeit schon Versackungen und Wellen gehabt“, weiß Winkler. Um das zu vermeiden und eine nachhaltige Lösung zu bekommen, entschieden sich die Straßenplaner zu dieser innovativen Methode, die vom Landkreis bisher noch nicht angewendet worden ist. Einige Windparkbetreiber nutzten sie für ihre Wege, sagt Winkler.
Unter die klassische Straßengründung mit Schotter und Sand, wird auf der neuen K 63 ein rund 35 Zentimeter dickes Gründungspolster verbaut, das alle Lasten abfangen soll. Deshalb wurde die Straße auch einen Meter tief ausgekoffert. Es handelt sich hierbei um sogenannte Geozellen, etwa 30 Zentimeter dicke Waben, die anschließend mit Sand verfüllt werden. Darunter liegt eine reißfeste Spezialfolie – ein Geogitter –, die oben dann wieder auf den Sand gelegt wird. Diese Geozellen werden quasi mit der Folie eingepackt. Dann folgt der übliche Unterbau.
Dieses Verfahren, das vom amerikanischen Militär entwickelt worden ist, ist offenbar nachhaltig. Aber es verteuert die Baukosten der kleinen Straße nicht unwesentlich. 2,2 Millionen Euro hat der Landkreis als Bauherr für die Kreisstraße im Haushalt stehen. Allerdings gibt es vom Land 60 Prozent Zuschuss.
Die alte Straße aus den 1950er Jahren war eine regelrechte Zumutung für Verkehrsteilnehmer. „Die Straße stand kurz vor der Sperrung, weil sie nicht mehr verkehrssicher war“, sagt Winkler. Tempo 30 war bereits angeordnet.
Länge: 1,44 Kilometer
Breite: 6 Meter
Seitenräume: je 1,5 Meter Schotter
Untergrund: bis zu 9 Meter Torf, darunter standfester Sand
Asphaltfläche: 9000 Quadratmeter
Material Gründung: 4.500 Kubikmeter
Schottertragschicht: 13.000 Quadratmeter Gründungspolster (Geozellen)
Kosten: 2,2 Millionen Euro
Ausführende Firma: Arbeitsgemeinschaft von Matthäi und J. D. Hahn