Zähl Pixel
Archiv

Mäusebussarde an verbotenem Gift gestorben

Zwei der tot aufgefundenen Mäusebussarde , die offenbar beim Verzehr einer als Giftköder präparierten Ratte starben. Foto Landkreis Stade / Richters

Zwei der tot aufgefundenen Mäusebussarde , die offenbar beim Verzehr einer als Giftköder präparierten Ratte starben. Foto Landkreis Stade / Richters

Die im März auf einer Weide bei Neuland und in der Feldmark bei Großenwörden tot aufgefundenen acht Mäusebussarde sind an einem verbotenen Pflanzenschutzgift gestorben. Dies ergibt sich aus einer vom Landkreis Stade beauftragten Untersuchung der toten Tiere.

Von Jutta Eidtmann Dienstag, 29.05.2018, 19:24 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Wie Pressesprecher Christian Schmidt erklärt, hat die Kreisverwaltung Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Stade erstattet, da eine Straftat vorliegen könnte. Ermittelt werden soll wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und das Bundesnaturschutzgesetz. Über den Hintergrund der Giftausbringung will man nicht spekulieren.

Sprecher Bernd Unglaub vom Nabu-Kreisverband Stade, der am ersten Fund beteiligt war, hat mit diesem Ergebnis gerechnet und geht von einem Vorsatz und nicht von einer Nachlässigkeit aus. Er zeigt sich entsetzt und empört.

Anfang März hatte zunächst der Nabu bei der Kreisverwaltung einige verendete Bussarde zwischen Himmelpforten und Großenwörden gemeldet. Zwei Wochen darauf hatte ein Mitarbeiter des Naturschutzamtes Stade weitere drei tote Bussarde und eine tote Ratte gefunden, nur rund drei Kilometer vom ersten Fundort entfernt.

Alle Tiere wurden an das zuständige Labor des LAVES (Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) zur Untersuchung gegeben. Nachdem die ersten Untersuchungen keine auffälligen Befunde ergaben und die Vogelgrippe sehr zeitnah ausgeschlossen werden konnte, wurde auf Gift als mögliche Todesursache hin untersucht.

Diese toxikologischen Prüfungen im Labor hatten einige Zeit in Anspruch genommen. Jetzt sei als Ergebnis aber belegt, dass alle Tiere den Wirkstoff Parathion-Ethyl in den Mägen hatten, so Pressesprecher Schmidt. Besser bekannt ist der Wirkstoff unter dem früheren Handelsnamen „E 605“. Derartige Produkte seien bereits seit 2002 verboten und dürften weder verkauft noch verwendet werden, heißt es in der Erklärung der Pressestelle. Sie werden aber noch produziert und exportiert.

Bernd Unglaub, der beim ersten Fund Reste einer Taube gesehen hatte, geht fest davon aus, dass Taube und Ratte bewusst präpariert wurden, damit die Mäusebussarde über sie das Gift aufnehmen und verenden würden. Entsetzlich findet er dieses Vorgehen, qualvoll und gefährlich auch für viele andere Tiere, etwa Hunde.

Erst im April gab es einen ähnlichen Vorfall in Cappeln im Landkreis Cloppenburg. Die Polizei ermittelt dort gegen einen Jäger, der durch präparierte Kadaver für den Tod von neun Greifvögeln (sieben Bussarde, zwei Habichte) und Rabenkrähen verantwortlich sein soll. Bei Durchsuchungen waren erdrückende Beweise gefunden worden. Der Jäger, so die Vermutung, wollte die Jagd-Konkurrenz durch die Greifvögel ausschalten.

„Schlimm, wenn solche Einzeltäter und Tierhasser ganze Gruppen in Misskredit bringen“, sagt Bernd Unglaub, der selber der Kreisjägerschaft in Stade angehört und weiß, dass die sich von solchen Straftaten auch distanziert. Für ihn ist wichtig: Im Gespräch miteinander bleiben, gemeinsam bei vielen Gelegenheiten aufklären und an der Umweltbildung weiter arbeiten, damit die Natur geschützt und somit die Lebensqualität für alle Menschen erhalten wird.

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.