Kunstverein Stade zeigt Gesicht

Nach der Preisverleihung: Die externen Juroren Franz Winzentsen, Renate Zelinger-Barber und Alfred Stephan-Mattes (von links), die Preisträgerin Yihuan Yao und die Vorsitzende des Kunstvereins Stade, Marie Schirrmacher-Meitz, beziehen hinter der preisgekrönten Objektreihe D’ont forget me Posten. Fotos: Aldag
Die Werke sind so vielgesichtig, wie es das Thema des Wettbewerbs schon vermuten lässt. Wer dem Kunstpunkt Schleusenhaus in den vergangenen Wochen einen Besuch abgestattet hat, tauchte ein in eine faszinierende Welt aus Gesichtern. Nun ging die Ausstellung mit einer Preisverleihung zu Ende.
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Im Schleusenhaus werden die Plätze knapp und inmitten der Besucherschar – darunter viele Wettbewerbsteilnehmer – freut sich Yihuan Yao über 300 Euro Preisgeld und die ihr zuteilgewordene Anerkennung. Ihre Objektreihe „D’ont forget me“ gefiel der externen Jury von der Idee, von der Umsetzung und von der Aussage her am besten. In „D’ont forget me“ hat die junge Asiatin die Gesichter ihrer Eltern in Seife geformt. „Bei der Benutzung von Seife geht es nicht nur um Reinigung, sondern auch um Erinnerung. Der Prozess des Entschwindens ist ähnlich wie das Gedächtnis der Menschen, das mit der Zeit nachlässt“, heißt es im Katalog, der parallel zur Ausstellung erschienen ist.
Bei seinem vierten Wettbewerb flatterten dem Kunstverein Stade 214 Beiträge aus Niedersachsen, Bremen und Hamburg ins Haus, die es schon mal vorab zu sichten galt. Ins Rennen schickten die schöngeistigen „Vorkoster“ schließlich 39 Kunstwerke, die die externen Juroren Franz Winzentsen, Renate Zelinger-Barber und Alfred Stephan-Mattes auf ein Neues unter die Lupe nahmen. Sie hatten die Qual der Wahl und alle drei hatten ihren persönlichen Favoriten, aber bei der letzten Entscheidung war sich das Trio absolut einig.
Interessant finden es die Vorsitzende des Kunstvereins, Marie Schirrmacher-Meitz, und ihre Mitstreiter, dass der Frauenanteil bei den Einsendungen mit drei Vierteln enorm hoch war. Bei der Finissage hat die Vorsitzende herzliche Wort für die Besucher bereit, unterstreicht einmal mehr das Credo des Kunstvereins, vor allem regionalen Kunstschaffenden eine Lobby zu bieten, schaut auf das Jahr 2018, in dem das Schleusenhaus in ein Atelier umgewandelt wird, in dem Künstler ihrer Kreativität freien Lauf lassen können und kündigt mit „Viermal Raum für zwei“ eine Ausstellung an, die speziell für Künstlerpaare und seelenverwandte Kunstschaffende konzipiert ist. Klingt spannend.
Beim Wettbewerb „Gesichter“ waren keinerlei Grenzen gesetzt. Erwünscht war vielmehr eine Vielfalt an Ausdrucksformen, Inhalten und Darstellungstechniken. Dabei herausgekommen ist eine faszinierende Fülle von Werken, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten – von klassischen Zeichnungen über wandhängende Arbeiten bis zu dreidimensionalen Exponaten. Unter ihnen finden sich aufrührende Arbeiten, farbgewaltige, aber auch verhaltene und stille, narrative und plakative, laute und leise Werke, berührende oder auch verstörende, die sich dem Betrachter manchmal erst beim zweiten Hinsehen erschließen. So viele Botschaften in so vielen Gesichtern nehmen den Blick auch bei einem letzten Gang durch die Ausstellung gefangen,

Raumfühler III von Christiane Lüdtke aus Hamburg – Gips, Plastikfolie, Farbe.

Was wird sein? von Annette Bülow aus Hamburg – Öl auf Leinwand.

Big Brother von Gerhard Silber aus Wittmund – Acryl/ Leinwand.