20-Jähriger war psychisch krank
Der Polizeieinsatz in einer Asylbewerberunterkunft, bei dem ein 20-jähriger Geflüchteter starb, schlägt hohe Wellen. Vor allem in der Stader Ortschaft Bützfleth ist die Aufregung groß. Der Tote war kein Unbekannter.
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(Letztes Update am 18. August um 19.11 Uhr: Informationen zu dem getöteten Mann und den Ermittlungen hinzugefügt.)
Der Getötete war nach TAGEBLATT-Informationen bereits wegen seiner psychischen Probleme in stationärer Behandlung und wurde jedoch medikamentös eingestellt wieder entlassen. Der 20-jährige Afghane galt als traumatisiert. Wegen seiner psychischen Probleme soll der junge Mann, der die Berufsbildenden Schulen in Stade besucht hat, eine Ausbildung zum Tischler abgebrochen haben. „Er war eine ganze Zeit neben der Spur“, sagt Bützfleths Ortsbürgermeister Sönke Hartlef (CDU). Zuletzt verhielt er sich unauffällig.
Lediglich am Sonnabend fiel er einigen Bützflethern auf, weil er als einziger Asylbewerber einen morgendlichen Umzug des Schützenvereins begleitete. Dabei machte er einen freundlichen Eindruck, suchte auch den Kontakt zu Sönke Hartlef. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war der Afghane polizeibekannt. Ob er vorbestraft ist, ist zurzeit noch nicht bekannt.
Die Bestürzung in Bützfleth ist groß. Viele Bürger haben den Polizeieinsatz bemerkt, Gerüchte über die Schüsse machten beim Schützenfest schnell die Runde. Wie Sönke Hartlef am Sonntag berichtet, hat der Bereitschaftsdienst der Stadtverwaltung sich noch am Abend um die übrigen fünf Bewohner der Unterkunft gekümmert. Zwei von ihnen werden vorübergehend in einem Hotel untergebracht, drei kommen bei Freunden unter.
Am Montag soll geklärt werden, wo sie in Zukunft wohnen sollen. Hartlef geht davon aus, dass sie in andere Unterkünfte im Stadtgebiet gebracht werden. Auf keinen Fall sollen sie in das Haus an der Straße In der Kolonie zurück. Das sei zu belastend für sie, sagt Hartlef. Ohnehin ist das Haus bis auf Weiteres versiegelt. Die Spezialisten der Spurensicherung werden die Wohnung im Erdgeschoss noch genau untersuchen. Später muss sie aufwendig gereinigt werden, ehe dort wieder jemand einziehen kann. Die Pastorin der evangelischen Kirchengemeinde in Bützfleth, Heike Kehlenbeck, leistet den Bewohnern seelsorgerischen Beistand.
Die Stadt hat vor einiger Zeit alle Geflüchteten in Bützfleth in den Gebäuden an der Straße In der Kolonie untergebracht. Die Gebäude gehören dem Bundesvermögensamt. Die Anlage macht einen gepflegten Eindruck. Nachbarn berichten, dass die Unterkunft als unauffällig gilt. „Da gibt es nirgends Probleme“, sagt auch Sönke Hartlef. In der Wohnung und im Eingangsbereich sind jetzt Blutspuren zu sehen – offenbar in Folge des tragischen Einsatzes am Sonnabend.