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Fräulein Menke ist zurück aus dem Dschungelcamp

Fräulein Menke ist zurück aus dem Dschungelcamp

Sie war mit ihrem „Tretboot in Seenot“ und bestieg „Hohe Berge“: NDW-Star Fräulein Menke. Die Teilnahme am Dschungelcamp hat die Harburgerin wieder in die Schlagzeilen gebracht. Trotzdem wird sie bald wieder Pakete ausfahren. Jedenfalls vorerst...

Von Sabine Lepél Freitag, 10.02.2017, 15:51 Uhr

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Franziska Menke ist schon da. Sie ist absolut zuverlässig und pünktlich. Vor allem für einen Promi, der gerade aus dem Dschungelcamp zurückgekehrt ist und deshalb Termine über Termine hat. Aber Fräulein Menke ist seit vielen Jahren eben auch Paketbotin. Und in dem Job sind Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit nun mal Pflicht. So ist „Franzi“, wie sie ihre Freunde nennen: Ausgeflippt und bodenständig zugleich – eine interessante Mischung, die ankommt.

Sie ist komplett ungeschminkt, obwohl sie wusste, dass auch Fotos gemacht werden. „Man muss sich doch nicht immer zukleistern“, sagt die 56-Jährige mit ihrer kräftigen Reibeisenstimme. „Im Dschungel bin ich ja auch so rumgelaufen.“ Im Vergleich zu den Bildern aus der TV-Sendung „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ wirkt Franziska Menke in Wirklichkeit jünger, zarter und – erholter. „Ich hatte ja auch nichts auszustehen“, lacht sie. „Für mich war das Entspannung.“ Fräulein Menke war die erste, die das Dschungelcamp verlassen musste.

Das war aber gar nicht schlimm. Anstatt sich im Busch über lästiges Getier und unerquickliche Mitmenschen zu ärgern, durfte sie die restliche Zeit über in einem Fünf-Sterne-Hotel im Luxus schwelgen. „Hier ist es traumhaft“, meldete sich der NDW-Star schon aus der Edelherberge per Whatsapp beim TAGEBLATT. „Womit habe ich das verdient?“

Der Dschungel hat ihr Glück gebracht. Und Geld. Denn trotz des schnellen Ausscheidens gibt es das volle Gehalt. Ganz ohne Ekeldrinks und Kakerlaken-Knabbern. Fräulein Menke hat sich dem verweigert. „Es war vorher klar, dass ich mir so etwas nicht antun werde“, sagt die Musikerin und gabelt bei ihrem Lieblingsitaliener in der Harburger Lämmertwiete einen Champignon auf. „Deshalb bin ich auch ganz entspannt ins Dschungelcamp gefahren.“

Um die 80 000 Euro Gage soll sie erhalten. Das ist weit mehr als das Jahresgehalt, das Fräulein Menke in ihrem Job als Paketbotin bekommt. Sie bestätigt es nicht. Über Geld darf laut Vertrag nicht geredet werden. Und schließlich ist es auch noch nicht auf dem Konto.

Die RTL-Kultsendung hat das Leben von Franziska Menke gehörig durcheinandergewirbelt. Immer wieder Aufzeichnungen für RTL in Köln, viele Interviews, gleich fährt sie zur Boulevard-Presse über die Elbe. Fräulein Menke kostet die wiedergewonnene Aufmerksamkeit in vollen Zügen aus. Und sie hat sich schockverliebt: in das Land Australien. „Ich will nach Queensland auswandern“, sagt die Mutter zweier erwachsener Kinder mit einem strahlenden Lächeln.

Es scheint so, als lägen die schweren Zeiten endlich hinter der NDW-Ikone. Sie wuchs in Maschen auf. Ihr Vater betrieb dort ein damals sehr bekanntes und erfolgreiches Tonstudio. Franzi lernte viele Stars und Sternchen kennen, ging früh auf die Piste und tanzte lieber im MicMac Moisburg ab, als für die Schule zu pauken. Sie verließ das Gymnasium Sinstorf mit 18 Jahren und ging ganz allein nach Berlin, wo sie als Mädchen für alles bei der Hansa Musik Produktion jobbte. „Eigentlich wollte ich in Hamburg Musik studieren“, erinnert sich das Fräulein. „Aber da gab es noch keinen Popbereich und die haben gesagt, dass sie aus mir keine Opernsängerin machen können.“ Komponieren und Texte schreiben – das war schon immer ihr Ding. Und mit dem Aufkommen der Neuen Deutschen Welle hatte sie quasi über Nacht Erfolg damit. Mit „Hohe Berge“ und „Tretboot in Seenot“ stürmte sie die deutschen Charts. 1982 hatte das Fräulein-Wunder mehr als 100 Fernsehauftritte in einem einzigen Jahr.

Nach ihren großen Erfolgen zog sich Franziska Menke erst einmal aus dem Show-Business zurück, um eine Familie zu gründen. In den kommenden Jahren komponierte sie hinter den Kulissen Werbemusik für renommierte Firmen wie Wella und Berentzen. Außerdem schrieb sie Hits für andere deutsche Interpreten. Obwohl sie mehr als 2,5 Millionen Platten verkaufte, blieb dem NDW-Star nicht viel Geld. „Mein Vater hat die Verträge gemacht und mich ausgebeutet“, sagt sie. Früher hat sie der Streit mit der Familie sehr belastet. Besonders der Moment, als ihr 2001 verstorbener Vater sie zugunsten ihres jüngeren Bruders enterbte. „Er hat mir nie etwas zugetraut“, sagt sie. Die Folgen: Depressionen und ein Selbstmordversuch vor drei Jahren. Sie wies sich anschließend selbst in die Psychiatrie ein. „Eigentlich wollte ich nicht sterben. Es war ein hilfloser Ruf nach Anerkennung.“

Heute sei sie gefestigt und blicke positiv in die Zukunft. Sie hat ihr Haus in Maschen verkauft und lebt in einer Eigentumswohnung in Harburg. „Hier fühle ich mich wohl“, sagt sie. „Als ich aus Australien zurückkam, haben mich meine Nachbarn mit Blumen begrüßt.“ Am vergangenen Sonnabend gaben Freunde eine große Welcome-Back-Party für Franzi. Aber ihr unbezahlter Urlaub ist bald beendet: Ab nächsten Dienstag wird sie im Hamburger Umland wieder Pakete ausfahren. Solange, bis das Geld reicht für eine Auswanderung. Fräulein Menke ist zurück. Jedenfalls vorübergehend . . .

 

Sie haben zusammen gelacht und geweint, gute und schlechte Zeiten gemeinsam durchgemacht – das Dschungelcamp 2017 war für zwölf Kandidaten ein außergewöhnliches Erlebnis. Aber wie sieht ihr Leben nach dem Dschungel aus? Und was passiert, wenn Fräulein Menke in freier Wildbahn wieder auf Hanka Rackwitz trifft? Sonja Zietlow und Daniel Hartwich geben heute Abend in „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! Das Nachspiel“ ab 22.15 Uhr bei RTL Antworten auf diese Fragen.

Sie gehörte Anfang der 1980er Jahre zu den ganz großen Stars der Neuen Deutschen Welle (NDW). Zusammen mit Nena wurde sie zum neuen deutschen Fräuleinwunder erkoren und war eine der ersten, die mit ihrer schrillen Show in die verstaubte ZDF-Hitparade eingeladen wurde. Ihre erste Single „Hohe Berge“ stürmte direkt die deutschen Top 10 und hat sich bis heute 2,5 Millionen mal verkauft. Es folgten weitere Hits, wie „Tretboot in Seenot“ und „Traumboy“. Von den BRAVO-Lesern wurde sie zu den 10 beliebtesten Sängerinnen des Jahres 1982 gewählt. Fräulein Menke ist sich selbst und ihrer Musik immer treu geblieben: Auch heute tritt sie noch regelmäßig mit Markus, Hubert Kah, Peter Hubert (UKW) oder Geier Sturzflug auf.

Plattencover von 1982: Fräulein Menke und Band. Sie umklammert den Rettungsring, weil ihr „Tretboot in Seenot“ ist. Den Hit schrieb Menke.

Plattencover von 1982: Fräulein Menke und Band. Sie umklammert den Rettungsring, weil ihr „Tretboot in Seenot“ ist. Den Hit schrieb Menke.

Mit Würmern hat sie es nicht so: Franziska Menke und TV-Maklerin Claudia Gülzow bei der Welcome-Back-Party ihrer Freunde in Barmbek.

Mit Würmern hat sie es nicht so: Franziska Menke und TV-Maklerin Claudia Gülzow bei der Welcome-Back-Party ihrer Freunde in Barmbek.

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