Buxtehude will ein Stück vom Digitalpakt-Kuchen

Digitale Geräte nutzen die meisten Schüler spätestens ab der fünften Klasse mit großer Selbstverständlichkeit. Jetzt soll das auch im Schulunterricht ermöglicht werden. Foto: HPI/dpa
Der Digitalpakt Schule ist am 17. Mai gestartet. Bund und Länder wollen damit für eine bessere Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik sorgen. Auch die Stadt Buxtehude will Fördergelder beantragen und hat jetzt den dazu erforderlichen Medienentwicklungsplan vorgestellt.
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Bis zu 3,2 Millionen Euro könnten in den elf Schulen, deren Trägerin die Stadt Buxtehude ist, bis zum Jahr 2023 in die Digitalisierung investiert werden. Damit würde eine Maximalausstattung erreicht, wie Dr. Stephanie Kleta-Bohmann von der beauftragten Beratungsfirma Adiuvantis erklärte. Zwischen dieser Ausstattung und dem, was der Digitalpakt zur Verfügung stellt, klafft aber eine Lücke: Fördermittel dürften nur in Höhe von bis zu 2,3 Millionen Euro abrufbar sein. Den Rest müsste die Stadt aus eigenen Mitteln finanzieren.
Den aktuellen Stand stellten die von der Stadt beauftragten Berater anhand einer pädagogischen und technischen Bestandsaufnahme vor. Die ist offenbar ernüchternd ausgefallen: „Ein bunter Gemischtwarenladen mit Baumarkt-Hardware“, drückte es Technik-Experte Heiko Winter von Adiuvantis aus. All das soll einheitlichen, professionellen Standards weichen. Das Ziel: einheitliche Medientechnik und einheitliche Betriebssysteme.
Die vorhanden W-LAN-Strukturen sind unzureichend. Ein Beispiel: Die vorhandene Internet-Anbindung liegt am Schulzentrum Süd bei 16 Mbit/s, an der Halepaghen-Schule bei 25 Mbit/s und an der IGS bei 100 Mbit/s. Erfahrungswerte zeigten aber, dass der Bedarf an Bandbreite einer weiterführenden Schule bei mindestens 500 Mbit/s liegt. Das macht unter anderem Glasfaserverbindungen notwendig. Im Norden Buxtehudes dürften sie aufgrund der leistungsstarken Glasfasertrasse zwischen Melkerstieg und Stadtwerken allerdings etwas einfacher umsetzbar sein als im Süden.
In jedem Klassenraum soll ein Verteiler, ein Access-Point, liegen. Fast 100 soll allein die Halepaghen-Schule bekommen. Trotzdem werden die Schulgelände nicht komplett mit W-LAN abgedeckt – das würde noch 30 bis 40 Prozent teurer, erläuterte Winter. Aber Unterrichtsräume, Aula und Turnhalle würden versorgt.
Der Umbau der Infrastruktur, von der Steckdose bis zum Kabelkanal, wird allein 1,6 Millionen Euro kosten – ohne Geräte. Weitere 1,6 Millionen Euro sollen in Präsentationsmedien, Tablet-Technik und Tablets für Grundschüler fließen. Darin nicht inbegriffen sind dabei die Kosten für eigene Endgeräte der Schüler an den weiterführenden Schulen – diese sollen die Eltern finanzieren. Grundschüler werden in der Schule die Möglichkeit haben, einzeln oder in Zweiergruppen die Arbeit mit Tablets kennenzulernen – sie sollen in kompakten Koffern à 16 Stück für den Unterricht zur Verfügung stehen.
Die pädagogische Bestandsaufnahme fiel positiver aus als die technische: „Wir haben an jeder Schule Experten vorgefunden“, lobte Stephanie Kleta-Bohmann, selbst Pädagogin. Dennoch präsentiert sich der „digitale Reifegrad“ in den Schulen sehr unterschiedlich. Untersucht wurden die vier Kategorien Technologie, Menschen, Organisation und Didaktik, wobei 100 Prozent zu erreichen waren, maximal 25 Prozent in jeder Kategorie. Die Halepaghen-Schule weist demnach einen Stand von 90 von 100 möglichen Prozent auf, von den anderen kommt keine auf mehr als 50 Prozent, und manche Grundschulen liegen um die zehn – alle Kategorien zusammengerechnet. Die Aussagekraft dieser Befunde stellte Klemens Kowalski (Linke), selbst IT-Fachmann bei einer Bundesbehörde, infrage. Er nannte als Beispiel die gescheiterten Steve-Jobs-Schulen in Holland, deren Evaluierung nach einigen Jahren zeigte, dass die Kinder im Vergleich zu anderen in Wissen und Fähigkeiten zurücklagen. Die Hirnforschung sehe das frühe Lernen mit elektronischen Medien auch kritisch.
„Von solchen Schulen sind wir weit entfernt“, entgegnete Kleta-Bohmann. Buxtehuder Grundschüler würden weiter Hefte, Stifte und Bücher benutzen. Aber schon ab der 5. Klasse liege die Smartphone-Abdeckung der Schüler bei 98 Prozent: „Da müssen wir mit der Zeit gehen, sonst werden wir abgehängt.“