Er verfasst eine Hommage an Buxtehudes Postboten

Bei der Schneekatastrophe 1978/ 1979 mussten die Postbusse freigeschaufelt werden.
Günther Borchers aus Sauensiek ist der Fachmann in Sachen Postwesen in der Region: Jetzt hat der Postexperte aus Sauensiek ein neues Buch veröffentlicht: „Das Postwesen im Postamtsbezirk Buxtehude“ – seit dem 17. Jahrhundert.
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Der Vorsitzende des Vereins Briefmarken- und Münzenfreunde der Geest hat für sein neues Buch wieder viele Fotos aus Privatarchiven und -alben zusammengetragen. Günther Borchers’ neues Werk ist auch eine Hommage an die Postboten auf dem Lande und in Buxtehude, die bei Wind und Wetter unterwegs waren und sind – wie Adele Brandt aus Wiegersen im Jahr 1934, sie stellte die Post mit ihrem Fahrrad zu und war zugleich die Hausangestellte eines Gastwirts in Beckdorf.
Borchers nimmt den Leser mit in eine Zeit, in der die Post noch flächendeckend auf dem Land vertreten war. Vielerorts betrieben Landwirte oder Gastwirte eine Postagentur, so war der Wirt Weseloh in Apensen ab 1909 auch kaiserlicher Postagent. Die Post transportierte Briefe und Pakete oder Waren – erst mit der Kutsche, später mit dem Bus. Die Kraftpostverbindung Jork - Buxtehude - Sittensen verband Marsch und Geest, die Busse standen im Altländer Hof in Jork.
1616 gab es den ersten Postmeister in Buxtehude
„Das Postwesen in Buxtehude geht auf das Jahr 1616 zurück“, sagt Borchers. In einem Ratsprotokoll vom 25. Juli 1616 wird der vermutlich erste Postmeister der Stadt, Ewert Grubenhagen, erwähnt. Ab 1665 gab es eine regelmäßige Postverbindung zwischen Amsterdam, Bremen, Buxtehude, Cranz und Blankenese nach Hamburg.

Kaiserliches Postamt in Harsefeld.
Auch zwischen Bremen und Hamburg gab es (über Buxtehude) eine „richtig odinare Fuhr“. Bei dieser, so heißt es in den überlieferten Unterlagen der privaten Thurn-und-Taxis-Post, waren Briefe im Sommer eineinhalb Tage, im Winter zwei Tage unterwegs – mit der Pferdekutsche. 1736 übernahm der Kurfürst, der auch König von England war, das gesamte Postwesen gegen den entschiedenen Protest des Kaisers in Wien in seine landesherrliche Verwaltung. Ab 1871 gab es die staatliche Reichspost, 1894 wurde diese in Buxtehude in der Bahnhofstraße untergebracht (heute Amtsgericht).
Borchers kleine Postkunde
Die letzte Postkutsche, ein Paketwagen, war 1920 zwischen Buxtehude und Jork unterwegs. Ab 1930 richtete die Reichpost auf dem Lande viele Landkraftposten ein. Eine Übersicht von Postwertzeichen und Sonderstempeln, unter anderem mit Carl Friedrich Gauß (1777-1855) der den Litberg in Sauensiek für seine Vermessung des Königreichs Hannover (1821/1823) nutzte, rundet Borchers kleine Postkunde ab.

Günther Borchers ist weit über den Landkreis Stade hinaus als Experte für Briefmarken, Münzen und das Postwesen bekannt. Der Sauensieker hat bereits einige Bücher geschrieben. Foto: Vasel
Er konnte bei seinem Buch aus seinem Fundus schöpfen. Seit mehr als drei Jahrzehnten erforscht er das Postwesen in der Region, ohne ihn würde es viele Drucksachen und Fotos nicht mehr geben. Er verknüpft, unterhaltsam und informativ zugleich, die große (Post-) Geschichte mit dem Alltag der vermeintlich kleinen Postboten. Übrigens: In seinem neuen Buch zeigt Günther Borchers erstmals seine Schweinereien-Sammlung – Postkarten mit lustigen Geschichten über seinen Heimatort: Sauensiek.
Information
„Das Postwesen im Postamtsbezirk Buxtehude“ von Günther Borchers ist im Verlag Atelier im Bauernhaus in Fischerhude erschienen, ISBN 978-3-96045-146-4, 18 Euro, 168 Seiten. Buxtehude, Apensen, Beckdorf, Neukloster, Sauensiek und Wiegersen sind die Schwerpunkte. Mehr Infos zum Postwesen in der Region gibt es im Internet beim Verein Briefmarken- und Münzenfreunde der Geest.

Blick auf das kaiserliche Postamt von 1894, heute Amtsgericht Buxtehude.

Fahrer der Kraftpostverbindung (Jork - Sittensen) vor ihrem Bus.