96 Mehlschwalben-Nester am Pegelhaus in Stadersand gezählt

Eine Mehlschwalbe mit ihren Jungen am Stadersander Pegelhaus - 96 Nester zählte Biologin Janette Hagedoorn-Schüch hier im Juni. Diese Art brütet gerne unter Dachüberständen. Foto: Landkreis/Christian C. Schmidt
96 Mehlschwalben-Nester in diesem Jahr am Stadersander Pegelhaus - da staunte selbst Janette Hagedoorn-Schüch. Sie kümmert sich um das Projekt „Schwalben willkommen“, das seit zehn Jahren Meldungen über Schwalben- und Mauerseglerbruten sammelt.
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Landkreis. Nun dürfte es weniger der Ausblick aus dem Lehmnest sein, das die Mehlschwalben zum Stadersander Pegelhaus zieht. Vielmehr können die flotten Flieger hier geschützt gegen Wind, Wetter und Wild ihre Nachkommen versorgen, sagt Biologin Janette Hagedoorn-Schüch, die beim Landkreis Stade unter anderem für das Projekt „Schwalben willkommen“ im Einsatz ist. Das Baumaterial Lehm steht am Elbufer in Mengen zur Verfügung, und auch Nahrung in Form von Insekten ist über Wasser, Weiden und Röhricht reichlich vorhanden.
Die größten Mehlschwalben-Kolonien weisen exponierte Gebäude in Elbnähe aus: 2023 das Sielgebäude am Hullen in Balje (128 Bruten), das Maschinenhaus des Sperrwerks am Ruthenstrom (135) und eben 2024 das Pegelhaus in Stadersand (96).
Schwalben sind Langstrecken-Zugvögel
Von den drei Schwalbenarten dürfte die Mehlschwalbe die häufigste sein, gefolgt von der Rauchschwalbe und der deutlich selteneren Uferschwalbe. Diese kleinste Schwalbenart baut ihre Brutröhren in lehmige und festsandige Abbruchkanten an Flüssen und Seen sowie an frisch abgebauten Kiesgruben. Alle drei Schwalbenarten sind Langstrecken-Zugvögel, die ab August teils bis zu 10.000 Kilometer in die afrikanischen Überwinterungsgebiete zurücklegen. Frühestens ab März und bis in den Mai kehren sie zurück.
Nicht eng verwandt mit den Schwalben, aber von ähnlicher Gestalt und ähnlichem, aber noch rasanterem Jagdverhalten sind die Mauersegler unterwegs. Deshalb wurden sie mit in das Projekt „Schwalben willkommen“ aufgenommen.
Ihre Bestände sind rückläufig
Schwalben und Mauersegler brauchen dringend Schutz und Unterstützung, denn ihre Bestände sind rückläufig. Die Ursachen sind vielfältig: Land(wirt)schaftliche und bauliche Veränderungen machen den Arten das Leben schwer. Hinzu kommen klimatische Veränderungen, die auch auf dem Tausende Kilometer langen Zug aufgrund von Nahrungsmangel viele Opfer verursachen.
Das Programm „Schwalben willkommen“ wird vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie der Ornithologisch-Naturkundlichen Arbeitsgemeinschaft (ORNAG) unterstützt.
Bürger können sich daran beteiligen. Ergebnisse der Schwalben- und Mauerseglermeldungen aus dem Landkreis Stade mit Verbreitungskarten aus den zehn Jahren sind auf der Webseite www.landkreis-stade.de/schwalben ebenso zu finden wie praktische Hinweise zum Schutz der Jäger der Lüfte. (sal)

Das Pegelhaus an der Mündung der Schwinge: Der Mehlschwalben-Nachwuchs kann den Blick auf die Elbe genießen. Foto: Landkreis/Christian C. Schmidt