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Gemeinderat Heinbockel

Abschied nach 30 Jahren und turbulenten Zeiten

Landwirt aus vollem Herzen: Meinhard Kaminsky saß 30 Jahre für die CDU im Gemeinderat Heinbockel. Er ist der dienstälteste Ratsherr in der Samtgemeinde, der nun aufhört. Foto: Klempow

Landwirt aus vollem Herzen: Meinhard Kaminsky saß 30 Jahre für die CDU im Gemeinderat Heinbockel. Er ist der dienstälteste Ratsherr in der Samtgemeinde, der nun aufhört. Foto: Klempow

Meinhard Kaminsky gehört nicht zu den Menschen, die lospoltern oder so richtig auf den Tisch hauen. Auch beim Rückblick ist er vorsichtig. 30 Jahre lang war er im Gemeinderat Heinbockel. Er hat turbulente Zeiten erlebt.

Von Grit Klempow Mittwoch, 27.10.2021, 08:30 Uhr

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Als der junge Landwirt aus Hagenah 1986 zum ersten Mal in den Gemeinderat gewählt wurde, da hieß es bei den Herren im Rat hinter vorgehaltener Hand noch, „wat se denn bloß wullt, de jungen Schnösels“. Viel Zeit blieb Kaminsky nicht, um in die Ratsarbeit hineinzuwachsen – heikel war es gleich zu Beginn, weil dem damaligen Bürgermeister Wilhelm Buhr Verstöße gegen die Gemeindeordnung, eigenmächtiges und selbstherrliches Gebaren vorgeworfen wurden. Ein Thema, das Kaminsky am liebsten nicht noch einmal besprechen will.

Der Blick ins TAGEBLATT-Archiv zeigt: Anlässe für hitzige Diskussionen gab es viele. Langweilig ist die Kommunalpolitik in der Gemeinde mit den zwei Dörfern Hagenah und Heinbockel nie gewesen. Untersuchungen zur Giftschlacke auf Wirtschaftswegen, der Bau des Wasserwerks Heinbockel und der Kanalbau sorgten ebenso für Schlagzeilen wie der Verkauf der alten Schule in Heinbockel, die einst auch den Spielkreis beherbergte.

„Alles muss sachlich und fachlich begründet sein"

Bei allen Auseinandersetzungen war ihm wichtig: „Alles muss sachlich und fachlich begründet sein. Ein Basta gibt es nicht.“ So hat er es immer gehalten, auch im Aufsichtsrat der Stader Saatzucht (heute Raisa), dem er seit 1986 für 27 Jahre angehörte, oder in der Ausbildung seiner Azubis auf seinem Milchviehbetrieb. Er war Richter bei Melkwettbewerben und hilft auch heute noch beim Lernen für die Gesellenprüfung. 2015 hat sein Sohn den Hof in Hagenah übernommen. Sich mit anderen auszutauschen, den Blick auch mal von der anderen Seite auf einen Sachverhalt zu werfen, einen Kompromiss zu finden und sich erfolgreiche Konzepte anderswo anzugucken, gehört für ihn auch in der Politik dazu.

Der Schritt, nicht wieder zu kandidieren, ist die bewusste Entscheidung, Jüngeren das Feld zu überlassen. Dabei hatte Kaminsky mit seinem Mandat fast schon ein Familienerbe angetreten. Sein Opa Claus Alpers und später sein Vater Kurt Kaminsky waren Kassenverwalter in der einst eigenständigen Gemeinde Hagenah. „Politik wurde damals in der Stube gemacht“, erinnert sich Meinhard Kaminsky. Da sei der Bürgermeister gekommen und habe seinen Opa gefragt: „Claus, wie viel Geld hebbt wie noch, wat könnt wie noch moken?“

Das Zusammenwachsen der Dörfer Heinbockel und Hagenah zu einer Gemeinschaft braucht Zeit. Ein Schritt in die richtige Richtung war der Bau des Fuß- und Radwegs, der als großes Projekt in der Bilanz der letzten Jahrzehnte steht. Ein gutes Beispiel dafür, dass es sich lohne zuzugreifen, wenn Fördermittel in Aussicht stehen. Als Erfolg sieht er auch die Ansiedlung von Newtec im Gewerbegebiet.

Planen und Bauen liegen ihm ebenso wie die Finanzen. Die Gemeinde sei immer gut aufgestellt gewesen. „Wir müssen als Gemeinde weiter investieren“, meint Kaminsky, Kapital anzuhäufen nütze nichts. Kindergärten, Straßen, Beleuchtung – eine Investition lohne in alles Wertbeständige.

Richtig spannend war es, als der Rat Heinbockel als Letzter über die Fusion der Samtgemeinden Oldendorf und Himmelpforten abstimmen sollte. Drei Tage vor der Entscheidung saßen die Befürworter in Kaminskys Stube, „alle Telefondrähte glühten heiß“, erinnert er sich. Wäre die Fusion ausgerechnet an Heinbockel gescheitert – „eine Katastrophe“. Aber auch die streitbaren Heinbockeler stimmten zu.

„Ich kann getrost loslassen“

Im Gebiet der neuen Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten ist Kaminsky der dienstälteste Kommunalpolitiker, der nun aufgehört hat. „Ich kann getrost loslassen. Wir haben gute Leute drin“, sagt er mit Blick auf „seine“ CDU-Fraktion. „Ich hab viele nette Leute kennengelernt, es hat Spaß gemacht.“

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