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Resozialisierung

Alle Hamburger Gefangenen sollen Telefonanschlüsse bekommen

Über das Telefon in der Zelle sollen zukünftig auch persönliche und vertrauliche Gespräche ungestört geführt werden. Foto: Pixabay

Über das Telefon in der Zelle sollen zukünftig auch persönliche und vertrauliche Gespräche ungestört geführt werden. Foto: Pixabay

Mal eben zum Hörer greifen und mit Freunden sprechen - das sollen Gefangene in Hamburg demnächst von ihrer Zelle aus machen können. Fast 2000 Hafträume werden mit Telefon ausgestattet. Justizsenatorin Gallina spricht von einem Meilenstein für die Resozialisierung.

Freitag, 01.04.2022, 18:00 Uhr

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Alle Hamburger Gefangenen sollen künftig über Festnetztelefone in ihren Zellen verfügen. Die Installation der Geräte habe bereits begonnen, teilte die Justizbehörde am Freitag mit. Es handele sich um eine wichtige Maßnahme zur Resozialisierung. 1995 reguläre Hafträume in fünf Gefängnissen sollen Telefonanschlüsse bekommen. Ausgenommen von dem Projekt sei die Jugendanstalt Hahnöfersand, weil der Jugendvollzug demnächst in die JVA Billwerder verlegt werden soll. Im der neuen Jugendabteilung werde es dann auch Telefone in den Hafträumen geben.

Für die Gefangenen sollen Telefonkonten eingerichtet werden. Darauf können sie selbst oder Angehörige Guthaben einzahlen. Mit einer persönlichen PIN müssen sich die Nutzer für ihr Konto anmelden. Um einen Missbrauch der Telefone zu verhindern, sollen sie nur von der JVA geprüfte Telefonnummern - maximal 30 - anrufen können. Darüber hinaus werde es Nummern geben, die für jeden Gefangenen freigeschaltet sind, wie zum Beispiel Konsulate, Behörden, Einrichtungen zur Entlassungsvorbereitung oder ein Therapiezentrum für Suizidgefährdete. Aus Sicherheitsgründen sollen sich die Gefängnisinsassen auch nicht anrufen lassen können.

Ungestört über persönliche Themen sprechen

"Die Haftraumtelefonie in Hamburg ist ein weiterer Meilenstein für die Resozialisierung der Gefangenen", erklärte Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne). "Die Gefangenen haben damit die Möglichkeit, einfach mal zum Hörer zu greifen und mit Freunden oder der Familie zu sprechen." Über die bereits existierenden Telefone auf den Fluren sei es quasi unmöglich gewesen, ungestört über persönliche und vertrauliche Themen zu sprechen. "Damit schaffen wir ein Stück mehr Privatsphäre für die Gefangenen, deren Leben in Haft ohnehin schon sehr fremdbestimmt ist", sagte Gallina. Eine Sprecherin der Behörde sagte, in mehreren anderen Bundesländern gebe es bereits Telefonanschlüsse in den Gefängniszellen. (dpa)

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