Altländer auf dem Weg zur Ganztagsschule

Sonja Tietz und Schulleiterin Tina Reiß (rechts) von der Planungs gruppe präsentierten das Konzept für die Ganztagsschule der „Appelsnut Grundschool“ in Hollern-Twielenfleth. Foto Vasel
Das Ziel ist klar: Die Grundschulen in der Samtgemeinde Lühe sollen langfristig in Ganztagsschulen umgewandelt werden. Das ist der Wille des Schulträgers. Die Vorbereitungen laufen bereits - in Hollern-Twielenfleth.
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Die „Appelsnut Grundschool“ (152 Schüler) in Hollern-Twielenfleth geht voran – und will zum Schuljahr 2021/2022 starten. Vorher muss die Samtgemeinde Lühe noch einige Millionen Euro investieren, unter anderem fehlen eine Mensa sowie Räume für Lernwerkstätten, Musik, Erste Hilfe und Werken, zudem ist das Lehrerzimmer zu klein, so Schulleiterin Tina Reiß.
Damit die Hülle zum Konzept passt, hat die Kommune jetzt den Schulplaner Stefan Niemann vom Büro Sichtweise aus Verden und Dirk Landwehr vom Trapez Architekturbüro aus Hamburg an Bord geholt, die auch die Grundschule in Jork überplanen. Reiß favorisiert wie ihr Jorker Kollege Heinrich Lücken das „Clustermodell“. Bei diesem werden die Klassen- und die Differenzierungsräume um eine gemeinsame Lernfläche gruppiert. Doch in der Schule kommt es vor allem auf Inhalte an:
Bei einem Infoabend haben Sonja Tietz und Tina Reiß von der Planungsgruppe am Donnerstagabend das Konzept für die teilgebundene Ganztagsschule vorgestellt und offenbar die Eltern überzeugt, Widerspruch gab es nicht. Schulausschussvorsitzende Christel Oehr (SPD), und Verwaltungsvize Tim Siol zeigten Flagge. Oehr, selbst Lehrerin an der Gesamtschule in Buxtehude, begrüßte mit Verweis auf das selbstständige Lernen das vorgelegte Konzept: „Damit werden die Schüler gut auf die weiterführenden Schulen vorbereitet.“
Bei einer teilgebundenen Ganztagsschule gibt es an mindestens zwei Nachmittagen verpflichtende, an den übrigen freiwillige außerunterrichtliche Angebote auch mit möglichen Koop-Partnern wie Sportverein oder Musikschule.
Der Schultag wird rhythmisiert. Was ist geplant? In Zukunft wird es um 7.55 Uhr einen pädagogischen Anfang geben, die Kinder haben gemeinsam mit ihren Lehrern 25 Minuten Zeit, um „anzukommen“. Unterricht wird es im Block (90, 60 und 45 Minuten) plus Übungszeiten geben. Der Unterricht und das außerunterrichtliche Angebot wechseln sich an Tagen mit Ganztag ab, Pausen könnten effektiver zur Erholung und Bewegung genutzt werden. Schluss wird an den zwei verbindlichen Tagen, vermutlich Dienstag und Mittwoch, um 14.30 Uhr beziehungsweise 15.30 Uhr sein.
Die Hausaufgaben werden abgeschafft. Das Einmaleins und das Lesen müssten allerdings auch zukünftig zuhause geübt werden. Stattdessen werde es zusätzliche Lern- und Übungszeiten mit Lehrkräften und mit Aufgaben nach Leistungsstand geben (Fördern und Fordern und Differenzierung). Diese 30 Minuten (1. Klasse) beziehungsweise 45 Minuten (4. Klasse) sollen die Hausaufgabenzeit zuhause ersetzen. In höheren Klassen werde es Wochenpläne geben – für das selbstständige Lernen. „Das wird die Chancengleichheit erhöhen“, sagte Reiß, Lehrer könnten individueller Aufgaben verteilen und bei Nichterreichen von Kompetenzen schnell eingreifen. In Lernwerkstätten soll Wissen vertieft und auch jahrgangs- und fächerübergreifend gearbeitet werden. Pädagogische Studien hätten laut Schulleiterin gezeigt, dass das effektiver sei. Hinzu kämen Angebote zur Steigerung der methodischen und sozialen Kompetenz.
Ein Ziel sei auch mehr Miteinander: Deshalb werde es ein verpflichtendes warmes, bezahlbares Mittagessen („eigener Koch“) für alle in festen Tischgruppen geben.
Sie seien überzeugt, dass es mit dem teilgebundenen Ganztag „zu einer Steigerung der Unterrichtsqualität durch ein vielfältiges Lernangebot“ kommen wird. Im August sollen mit einer Elternumfrage der Schwerpunkt der außerunterrichtlichen Angebote und der Betreuungsbedarf geklärt werden. Im Herbst soll die Politik ihr Okay geben, damit die Landesschulbehörde im Januar 2020 ihre Zustimmung erteilen kann. Im Sommer/Herbst 2020 und im Frühjahr/Sommer 2021 soll die Schule umgebaut und erweitert werden. Mehr zum Konzept unter www.grundschule-hollern-twielenfleth.de
(Korrektur um 16.48 Uhr: In einer früheren Version war die Rede von Ganztagsschulen in der Samtgemeinde Jork. Das ist falsch und wurde korrigiert.)