Apensens Zeitenwende

Das Dreigestirn der Macht: Rolf Suhr (von links), Peter Sommer und Siegfried Stresow prägten lange Zeit die Politik in Apensen. 2018 zogen sich Sommer und Stresow überraschend zurück. Foto: Lepél
Anfang Juli laufen die Gemüter in der Samtgemeinde Apensen heiß. Mitten in den Sommerferien wirbelt der unerwartete Rücktritt von Siegfried Stresow ordentlich Staub auf. Und auch das Ende der Sommer-Zeit kündigt sich an.
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Eigentlich sollte die TAGEBLATT-Information, dass Apensens Samtgemeindebürgermeister Peter Sommer um seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand gebeten hatte, Hauptthema des nächsten Artikels aus Apensen sein. Denn das war Anfang Juli eine Neuigkeit, die noch nirgends veröffentlicht worden war. Doch dann überschlugen sich am 3. Juli die Ereignisse: Siegfried Stresow (SPD), damals amtierender Bürgermeister von Beckdorf und Vorsitzender des Samtgemeinderats, teilte mit, dass er alle seine politischen Ämter in Gemeinde und Samtgemeinde aufgibt.
Das war ein Paukenschlag, der die politischen Verhältnisse in der Samtgemeinde Apensen ordentlich durcheinanderwirbelte und vor allem für die Sozialdemokraten im Gemeinderat Beckdorf gravierende Folgen hatte. Stresow begründete seinen unerwarteten Rückzug nach mehr als zwei Jahrzehnten mit der Entscheidung der Samtgemeinde, den geplanten Kindergarten-Anbau nicht bei der Gemeinde Beckdorf zu belassen, sondern durch die Samtgemeinde durchführen zu lassen.
„Eine falsche Entscheidung, da sie finanzielle Mehrkosten erzeugt und möglicherweise zeitliche Verzögerungen mit sich bringt“, so Stresow damals. Besonders gekränkt fühlte sich das SPD-Urgestein dadurch, dass die beiden Grünen Peter Löwel und Marion Augustin sowie Markus Tschritter von der CDU und der fraktionslose Rolf Makoschey als Beckdorfer Ratsmitglieder im Samtgemeinderat Apensen gegen den Beckdorfer Beschluss – und damit gegen den eigenen Bürgermeister – gestimmt hatten.
Für das Scheitern des Beckdorfer Konzepts übernahm Stresow mit seinem Rücktritt die politische Verantwortung: „Es ist mir nicht gelungen, insbesondere den neuen Mitgliedern im Rat die lange geplante Vorgehensweise näherzubringen und das Vorhaben gemeinsam durchzuführen“, sagte der 61-Jährige im Juli. „Bevor die Grünen nun noch mehr Tafelsilber auf dem Tablett an die Samtgemeinde abgeben und uns die Samtgemeinde-CDU mit Hilfe der Grünen noch mehr Zuständigkeiten abnimmt, habe ich jetzt kein Interesse mehr, mich am Nasenring durch die Manege führen zu lassen und nur noch den Grüßonkel zu geben.“
Auch die SPD-Ratsvertreter Karsten Koschinski und Jutta Holst zogen nach Stresows Abgang ihre persönlichen Konsequenzen aus dem Zoff um die Kita-Erweiterung und erklärten ebenfalls ihren Rückzug aus dem Beckdorfer Rat. Aktuell sind die Sozialdemokraten dort nur noch mit zwei Personen vertreten.
Stresow Rücktritt stand am Anfang einer Ereigniskette, deren Folgen für die Samtgemeinde noch bis weit ins neue Jahr hinein zu spüren sein werden. Denn auch Peter Sommers Antrag auf Versetzung in den frühzeitigen Ruhestand wurde vom Landkreis schließlich stattgegeben. Seit Anfang Oktober hat die Samtgemeinde keinen hauptamtlichen Bürgermeister mehr. Die Schwierigkeiten bei der Kandidatensuche für die für Mai geplante Neuwahl sind bekannt. Klar ist auch, dass im kommenden Jahr neue Persönlichkeiten die Politik der Samtgemeinde prägen werden.
{picture1s} Nach so vielen politischen Paukenschlägen ist TAGEBLATT-Autorin Sabine Lepél gespannt, wie es in der Samtgemeinde Apensen weitergeht.