Atomkraftwerk Brokdorf beendet seine Stromproduktion

Ein Mitarbeiter des Kernkraftwerk Brokdorf steht in der Hauptschleuse zum Reaktorgebäude. Nach knapp 35 Jahren Betriebszeit wird das Atomkraftwerk von Betreiber Preussen Elektra Ende 2021 abgeschaltet. Der Druckwasserreaktor mit einer Leistung von rund 1400 Megawatt lieferte seit 1986 Strom. Foto: Christian Charisius/dpa
Das Atomkraftwerk Brokdorf hat am heutigen Freitag letztmals Strom ins Netz eingespeist. Gemäß Atomausstieg muss der Reaktor, der auf der anderen Elbseite dem Landkreis Stade direkt gegenüber liegt, zum Jahresende endgültig vom Netz.
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Damit geht die Zeit der Atomkraft in Schleswig-Holstein zu Ende. Die Reaktoren Krümmel und Brunsbüttel wurden nach schweren Pannen bereits vor Jahren abgeschaltet.
Früheren Angaben von Kraftwerksleiter Uwe Jorden zufolge sollte die Anlage in Brokdorf in ihrem letzten Betriebsjahr mit 11,5 Milliarden Kilowattstunden (kWh) voraussichtlich einen neuen Rekord bei der Jahresstrommenge erreichen. Der Druckwasserreaktor mit einer Netto-Leistung von 1410 Megawatt ist seit 1986 in Betrieb. Er hat gut 360 Milliarden kWh produziert.
Beharrliche Mahnwachen vor den Toren
Beharrlich hatten Atomkraftgegner mit Mahnwachen vor den Toren des Akw seit 1986 „sofort stilllegen“ gefordert - symbolträchtig jeweils am 6. Tag jedes Monats. Das sollte erinnern an den Atombombenabwurf über Hiroshima am 6. August 1945. Mit einer Menschenkette demonstrierten am 24. April 2010 mehrere Tausend Teilnehmer am Elbufer in Brokdorf für den Atomausstieg.
Bereits gegen den Bau hatten im Februar 1981 gut 100 000 Menschen demonstriert. Es gab Krawalle mit der Polizei, wie auch bei Protesten von 40 000 im Juni 1986. Das Akw war eines der am wenigsten störanfälligen in Deutschland. Ende 2017 beantragte Betreiber PreussenElektra als Konsequenz aus dem Atomausstiegsbeschluss die Stilllegung.
Alle 193 Brennelemente aus dem Reaktorkern des Akw Brokdorf kommen im Januar in ein Lagerbecken und nach vier Wochen in das Standortzwischenlager. Der Abbau könnte bis 2040 dauern. (dpa)
Stader Kernkraftwerk wird bis 2026 zurückgebaut
Der Rückbau eines Kernkraftwerkes ist eine Mammutaufgabe. Der ehemalige Stader Meiler fungiert als bundesweites Pilotprojekt. Er war im Jahr 2003 abgeschaltet worden, im September 2005 lag die erste Abbaugenehmigung vor. Erfahrungen mit der hochkomplexen Deinstallation der nuklearen Anlagenteile sammeln die Experten von Betreiberin Preussen Elektra seitdem zuhauf. 2023 sollte auf dem Grundstück an der Elbe in Bassenfleth die „grüne Wiese“ wiederhergestellt ist. Im vergangenen Jahr wurde das Datum auf 2026 verschoben.
AKW-Geschichte in Stade
Das Kernkraftwerk Stade ist am 29. Januar 1972 ans Netz gegangen, es war bundesweit das erste rein kommerziell genutzte Kernkraftwerk und produzierte bis zu seinem Ende am 14. November 2003 mehr als 150 Millionen Megawattstunden bei einer Leistung von 640 Megawatt. Die Stilllegung des Druckwasserreaktors, so die Preussen Elektra, sei nicht aus technischen, sondern aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt.