„Auf die Fresse bekommen": Werder will Bayern-Fiasko schnell vergessen

Kingsley Coman (l) vom FC Bayern München kämoft mit Amos Pieper von Werder Bremen um den Ball. Foto: Sven Hoppe/dpa
In München kassiert Werder ein 1:6. Angesichts der bislang erfolgreichen Saison bemühen sich alle Beteiligten aber, dieses Ergebnis auszuklammern. Am Wochenende wartet der nächste Kracher.
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Felix Schröder und Christian Dreßel, dpa
Trotz mantraartiger Warnungen der Werder-Verantwortlichen ist der Besuch beim Serienmeister FC Bayern München wieder einmal in einem Fiasko geendet. Der Aufsteiger kassierte am Dienstagabend beim deutschen Meister mit dem 1:6 (1:4) seine höchste Saison-Niederlage in der Fußball-Bundesliga.
In der laufenden Spielzeit verloren die Grün-Weißen zuvor nie mit mehr als zwei Treffern Unterschied. Der Münchner Schönheitsfehler sticht deshalb so deutlich heraus. "Heute haben wir zu Recht auf die Fresse bekommen", sagte Abwehrspieler und Kapitän Marco Friedl, der bei den Bayern ausgebildet wurde. "Es war das erste Spiel der Saison, in dem wir deutlich schlechter als der Gegner waren", schob der Österreicher hinterher.
FC Bayern haushoch überlegen
Trainer Ole Werner bezeichnete das Debakel als "Lehrgeld" für seine Profis. "Jeden Fehler, den wir angeboten haben, hat Bayern genutzt", sagte der jüngste Bundesliga-Coach. Man müsse anerkennen, dass der FC Bayern "eine andere Hausnummer ist, eine andere Liga."
Die Bremer wollten den Serienmeister der vergangenen Jahre mit einem mutigen Offensivstil reizen. Das gelang auch zunächst, denn nach dem Gegentor in der 6. Minute glichen die Bremer durch Anthony Jung (10.) nach einem tollen Zuspiel von Abwehrspieler Mitchell Weiser zunächst aus. Kurz darauf stellten die Hausherren innerhalb von sechs Minuten auf 4:1 (22./26./28.).
Die Hanseaten erlebten das Spiel wie einen unangenehmen Zahnarztbesuch, den man wohl oder übel wahrnehmen muss, aber nach dem dann auch für einige Zeit wieder Ruhe einkehrt. Als großer Rivale der 80er- und Nuller-Jahre haben die Bremer seit 2008 nicht mehr gegen die Bayern gewonnen. Seitdem verlor man mittlerweile schon zum achten Mal mit fünf oder mehr Gegentoren gegen diesen längst enteilten Club.
Werder ohne Füllkrug
"Mit einem 4:1 können wir anders nach Hause fahren, als mit einem 6:1 – das ärgert mich", sagte Werner nach der Partie angesichts der späten Gegentreffer in der Schlussphase (82./84.). Auch im Dezember 2019 und im Februar 2013 kassierten die Bremer bereits eine 1:6-Pleite in der Allianz-Arena.
Auffällig unauffällig war die bislang starke Bremer Offensive, die ohne den am Rücken verletzten Top-Torjäger Niclas Füllkrug auskommen musste. Ersatz Oliver Burke, der für Tempo in Kontersituationen gegen hochstehende Münchner sorgen sollte, und Marvin Ducksch kamen zu selten in wichtige Umschaltsituationen. "Klar fehlt uns ohne ihn immer etwas, auch weil er die Abläufe sehr gut kennt", sagte Ducksch über Füllkrug. Aber der 28-Jährige fragte auch, inwiefern der leicht am Rücken verletzte Füllkrug "etwas hätte verändern können?"

Werder-Trainer Ole Werner. Foto: Sven Hoppe/dpa
Trotz des Makels der höchsten Saison-Niederlage steht Werder mit 21 Punkten nach 14 Spielen blendend da - als Aufsteiger wohlgemerkt. Dementsprechend fällt es dem Team nicht schwer, das Ergebnis als unglücklichen Betriebsunfall einzuordnen. "Es gab dieses Jahr viele Momente, die wir als Mannschaft gemeistert haben und das wird uns nun auch nicht aus der Bahn werfen", sagte Kapitän Friedl. "Wir haben schon am Samstag wieder die Chance, zu spielen und das wieder besser zu machen."
Den Blick richten die Werder-Profis jetzt auf das letzte Heimspiel in diesem Jahr gegen das formstarke RB Leipzig am Samstag (15.30 Uhr/Sky). Auch Mittelfeldspieler Leo Bittencourt möchte sich von dem Münchner Ausrutscher nicht die Stimmung vermiesen lassen. "Das Jahr, das wir hatten, lassen wir uns von einem Spiel nicht nehmen. Wir haben noch ein Spiel vor der Brust. Leipzig hat viel Qualität, aber wir haben ein Heimspiel und wollen gewinnen." (dpa)