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Wirtschaftsstandort Buxtehude

Bacardi: Am 31. Oktober schließt das Werk

Blick auf das Bacardi-Werk am Alten Postweg in Buxtehude, links unten ist das Tanklager zu sehen. Foto Martin Elsen / www.luftbild.fotograf.de

Blick auf das Bacardi-Werk am Alten Postweg in Buxtehude, links unten ist das Tanklager zu sehen. Foto Martin Elsen / www.luftbild.fotograf.de

Dass der Spirituosenhersteller Bacardi sein Werk in Buxtehude schließen wird, ist seit Ende Januar bekannt. Jetzt hat der Konzern der Belegschaft mitgeteilt, dass die Produktion zum 31. Oktober eingestellt wird.

Von Karsten Wisser Dienstag, 03.07.2018, 13:04 Uhr

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Das Unternehmen bestätigte entsprechende TAGEBLATT-Informationen nicht. Der Weltkonzern hat in Deutschland keine Kommunikationsabteilung mehr, die Geschäftsführung in Buxtehude darf nicht mit der Presse reden und der Betriebsrat war nicht nicht erreichbar. Die Mitarbeiter am Standort wurden aber bei einer Betriebsversammlung von der Entscheidung in Kenntnis gesetzt.

Für die Mitarbeiter soll es eine Transfergesellschaft und Abfindungen geben, die sich nach TAGEBLATT-Informationen zum Beispiel erhöhen, wenn auf eine Klage verzichtet wird. Extrageld soll es auch für Kinder bei Mitarbeitern geben, und es ist von einer Prämie die Rede, die diejenigen Mitarbeiter bekommen, die bis zum Ende der Produktionsphase durchhalten. Mitarbeiter, die aufgrund ihrer längeren Betriebszugehörigkeit längere Kündigungsfristen haben, sollen bei der Abwicklung des Standorts helfen.

Was im Anschluss daran mit dem Grundstück am Alten Postweg passiert, ist noch nicht bekannt. „Wir sind im engen Kontakt mit der Firma“, sagte Buxtehudes Wirtschaftsförderin Kerstin Maack. In Sachen Personal und Vermarktung des Grundstücks habe die Stadt ihre Hilfe angeboten.

Der auf den Bermudas beheimatete, weltweit agierende Konzern begründet das Aus für das Buxtehuder Werk mit der Sicherstellung der allgemeinen Wettbewerbsfähigkeit. Werksspezifische Gründe werden nicht genannt. Bacardi hat weltweit einen Umsatz von sechs Milliarden Dollar und über 6000 Mitarbeiter. In Deutschland hat der Konzern auf dem Höhepunkt der Alcopops-Welle fast 400 Millionen Euro umgesetzt (2003). Das hat sich mehr als halbiert. Das Familienunternehmen ist allerdings mit der Herausgabe von Zahlen seit Jahren sehr zurückhaltend.

Dass Bacardi keine finanzielle Not leidet, demonstrierte der Konzern einige Tage nach Verkündung der Schließungspläne im Januar. Da wurde bekannt, dass das Unternehmen den US-Tequila-Produzenten Patron Spirits komplett übernimmt. Die Rede ist von einem 5,1-Milliarden-Dollar-Deal. Gründe für die Probleme von Bacardi auf dem deutschen Markt können mit dem veränderten Verbraucherverhalten erklärt werden. Der Alkoholkonsum ist rückläufig. Es gibt mehr Anbieter mit hochwertigen Produkten. Und auch lokale Brauereien und Spirituosenhersteller nehmen den Großen Marktanteile ab.

Stadtdirektor Wilhelm Albrecht hatte 1966 Charles Hosie (1983 von Bacardi gekauft) mit Synthopol, Elida-Gibbs (Unilever) und Malteser Kreuz (Danisco) am Alten Postweg angesiedelt. Im Werk in Buxtehude werden Bacardi Rum sowie Mixgetränke und hochwertige Spirituosen auch unter anderen Namen nicht nur für den europäischen Markt abgefüllt. Es ist geplant, die Abfüllung von Bacardi Rum in das Werk nach Pessione in Italien zu verlagern, das aktuell Bacardi Rum für Südeuropa abfüllt. Dieses Werk ist laut Bacardi nicht ausgelastet.

Die Nachricht von der Schließung von Bacardi leitete eine ganze Serie von schlechten Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Buxtehude ein. Ebenfalls im Januar teilte auch Crane Payment Innovations (CPI), früher unter dem Namen National Rejectors (NRI) bekannt, mit, dass die Produktion in Buxtehude geschlossen wird. 70 Mitarbeiter werden ihre Arbeit verlieren. CPI mit Sitz im Gewerbegebiet Westende produziert Münzprüfer.

Anfang Februar wurde nach TAGEBLATT-Recherche außerdem bekannt, dass die wie Bacardi am Alten Postweg beheimatete Firma Lintec insolvent ist. Hier verlieren 30 Mitarbeiter ihre Jobs. Den unerfreulichen Schlusspunkt bildete das Saatgut-Unternehmen Pioneer. Es schließt seinen Standort an der Apensener Straße zum 1. Juni kommenden Jahres. 69 Arbeitsplätze gehen verloren.

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