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„Barrierefreies Stade“: Fischmarkt als Stolperfalle

<b>Links: </b>Manche Fugen sind zu breit für Rollstuhlreifen: Max Prigge bleibt am Fischmarkt stecken. <b>Rechts:</b> Wenn Autofahrer auf dem Gehweg parken: Peter Stötzner bleibt in der Johannisstraße stecken.

<b>Links: </b>Manche Fugen sind zu breit für Rollstuhlreifen: Max Prigge bleibt am Fischmarkt stecken. <b>Rechts:</b> Wenn Autofahrer auf dem Gehweg parken: Peter Stötzner bleibt in der Johannisstraße stecken.

Beim Rundgang durch die Altstadt geht der Blick der Aktiven von „Barrierefreies Stade“ nach unten. Dort wo für Menschen mit Behinderungen die Probleme liegen. Und tatsächlich: Am Fischmarkt bleibt Max Prigge mit seinem Rollstuhl in den breiten und tiefen Fugen des Pflasters stecken.

Von Wilfried Stief Mittwoch, 10.05.2017, 19:39 Uhr

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Dort und in den angrenzenden Straßen hat die Stadt in den vergangenen Jahren Straßen und Wege saniert. Seitdem sind nicht nur die Häuserfassaden fotogen, sondern auch das Kopfsteinpflaster. Aber eben alles andere als praktisch, wie Rollstuhlfahrer Max Prigge beim Überqueren des Fischmarktes feststellt.

Eddo Post führt die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Barrierefreies Stade“ an. VdK, SoVD, die Rheumaliga, der Beirat für Menschen mit Behinderung, Fair geht vor und der Seniorenrat Stade sind vertreten. Was auffällt: Große Teile des Fischmarktes sind nix für Rollstuhlfahrer und für die vorsichtig vorbeigehende Passantin auf den hochhackigen Schuhen mit Pfennigabsatz auch nicht.

Das liegt an den zu großen und zu breiten Fugen. Doch die sind nicht überall. Auf der Hudebrücke, die ebenfalls frisch saniert ist, sind die Fugen mit Material verfüllt worden. Auf diesen paar Metern läuft und rollt es sich besser. Ansonsten ist aber an Rollifahrer gedacht worden, denn ein rotes Band aus Backsteinen geht an der Häuserfassade entlang. Dort stellt auch die Gastronomie nichts hin.

Beim Stadtrundgang nehmen die Vertreter der Sozialverbände auch die Salzstraße unter die Lupe. Dort wurde zwar an Menschen mit Behinderungen gedacht, aber nur halbwegs. Wer vom Fischmarkt aus in die Salzstraße geht, findet links und rechts am Straßenrand geschliffene Kopfsteinpflasterflächen vor. Das ist wirklich eine tolle Sache, loben die Rundgänger. Und teuer sei sie auch. Aber warum wurde das Pflaster dort geschliffen, wo die Hauseingänge in den Gehweg ragen, mitunter große Werbetafeln und an der Ecke zum Fischmarkt auch noch ein Verkehrsschild steht. „Besser wäre es, das Pflaster in der Fahrbahnmitte zu schleifen“, sagt Eddo Post.

Weiter geht es vom Fischmarkt aus in die Kehdinger Straße. Hier ist der Hauptverkehrsfußweg zu Kaufland. Hier gibt es am Straßenrand rote Backsteinborde. Doch die sind nur etwas für waghalsige Rollifahrer, denn, so wird bemängelt, sie sind so schräg, dass sie nur in Schieflage befahren werden können – wenn sie nicht gerade zugeparkt sind.

Was passiert, wenn Autofahrer unachtsam oder gleichgültig sind, lernt die Truppe am Stadtarchiv kennen. Wer mit dem Rollator unterwegs ist, bleibt am Ende der Johannisstraße, die bestens gepflastert ist, zwischen Hauswand und Blechkarosse stecken.

Mit den Problemstellen, die der Arbeitsgruppe „barrierefreies Stade“ aufgefallen sind, werden sich die Aktiven an die Stadt wenden, damit Besserung eintritt. Ihre Erfahrungen damit seien gut, erzählt Eddo Post. Kürzlich wurden fünf Ampelanlagen, die auch blinde Verkehrsteilnehmer berücksichtigen, repariert. „Und das innerhalb einer Woche“, lobt Post.

Die Aktiven von „Barrierefreies Stade“ laden für Sonnabend, 13. Mai, zum Bürgerdialog ein. Von 10 bis 14 Uhr in der Holzstraße.

Anträge der Stader CDU zur Barrierefreiheit

Die CDU-Fraktion im Rat der Hansestadt Stade hat sich ebenfalls des Thema Barrierefreiheit angenommen und dazu aktuell mehrere Anträge gestellt, die in den jeweiligen Ausschüssen besprochen werden sollen.

Vorsitzende Kristina Kilian-Klinge beantragt, die Stadtverwaltung möge Alternativen zum Kopfsteinpflaster aufzuzeigen, „welche sowohl dem historischen Charakter der Innenstadt gerecht werden, als auch für alle Menschen, seien es jene mit Gehbehinderungen oder mit Ledersohlen und Absätzen, angenehm nutzbar sind“, schreibt sie. Es gelte eine Balance zu schaffen zwischen der Bewahrung des historischen Charakters und der guten Nutzbarkeit.

In einem weiteren Antrag sprechen die Christdemokraten das historische Rathaus an und fragen, welche Maßnahmen notwendig seien, das Rathaus für wenige, mobile Menschen nutzbar zu machen. Dabei geht es auch um ein behindertengerechtes WC und um einen Fahrstuhl, um den Ratssaal erreichen zu können.

Als Drittes wünscht sich die CDU eine Aufstellung jener Bereiche, die zwar speziell für eine Rollstuhlnutzung hergerichtet sind, aber durch die Gastronomie zugestellt wird.

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